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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Far: Changing Tides

Das Indie-Studio Okomotive aus Zürich hat bisher nur ein einziges Spiel veröffentlicht, dafür aber ein ziemlich gutes: Far: Lone Sails. Das melancholische, dreistündige Abenteuer, bei dem wir auf einem bizarren Geländewagen durch die Überreste einer ausgestorbenen Zivilisation tuckern, war ein Kleinod für Freunde aussergewöhnlicher Indie-Adventures.


Far Changing Tides Test Testbericht Review XBox Playstation Switch

Far: Changing Tides ist die Fortsetzung von Lone Sails und setzt auf die gleichen Werte. Diesmal dreht sich alles um einen neuen Helden, einen Jungen namens Toe. Im Gegensatz zu der ausgetrockneten Welt des Erstlings findet sich Toe in einer halb versunkenen Stadt wieder, aus der er ohne ein zuverlässiges Schiff nicht entfliehen kann.


Was die Far-Serie von ähnlichen Spielen wie Limbo oder Inside unterscheidet, ist das verrückte Transportmittel, das nicht nur zum Reisen dient, sondern auch zu einem gemütlichen Zuhause und treuen Begleiter wird. Die Beziehung zu diesem rhythmisch schnaufenden Gefährt ist in gewisser Weise mit Trico aus The Last Guardian vergleichbar. Toe ist nichts ohne sein Schiff und sein Schiff nichts ohne ihn, denn es braucht viel Liebe und Führsorge, damit die beiden das Ziel ihrer Reise unbeschadet erreichen.


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Spielerisch ist Far: Changing Tides ein einfacher Plattform-Puzzler, aber mit ein paar Eigenheiten. So gibt’s hier keine kniffligen Sprungpassagen oder besonders anspruchsvolle Rätsel. Wir steuern unser Schiff gechillt von links nach rechts und stossen immer wieder auf Hindernisse wie Leuchttürme, Wracks oder Felsen. Dann wollen Wege gefunden werden, diese Hürden zu überwinden. Nach und nach wird das Vorhaben problematischer, was auch daran liegt, dass sich weitere Bereiche des Schiffes eröffnen: Anfangs müssen wir uns nur um das das Segel und den Wind kümmern, später dann um den Motor oder den Ofen. Besonders schwer sind diese Puzzles nie und einen Game Over Screen gibt es ebenfalls nicht. Unvorsichtige Handlungen oder Fehler können höchstens das Schiff beschädigen und die Reise verlangsamen. Wenn z.B. der Motor überhitzt oder der Mast bricht, bringen Reparaturarbeiten mit Hammer und Schweissgerät den Dampfer wieder auf Vordermann.


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Hin und wieder müssen wir unser Schiff verlassen, sei es, um Treibstoff oder Gegenstände für die Reparatur aus der versunkenen Welt zu holen, oder um ein neues Upgrade zu ergattern, damit wir die nächste Barriere überwinden können. In diesen Situationen kann es vorkommen, dass wir dank des minimalistischen Designs nicht genau wissen, was als nächstes zu tun ist. Der Scharm von Changing Tides rührt aber ohnehin weniger vom Gameplay her, als von der dichten Atmosphäre.


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Wie bei Spielen dieser Art üblich, erfährt man nicht direkt, wohin die Reise geht oder was die Beweggründe dafür sind. Nur mit viel Aufmerksamkeit, Schlussfolgerungen und Fantasie werden diese Dinge nach und nach aufgedeckt. Die Architektur der versunkenen Städte, die Gemälde, Poster und seltsamen Maschinen bergen alle Geheimnisse und Informationen, die unsere Neugier befriedigen und Fragen beantworten. Das Spiel verlässt sich stark auf seine emotionale Komponente und die eigenartige Stimmung. Schockierende und ungewöhnliche Ereignisse geben sich stets mit meditativen, ruhigen Passagen die Klinke in die Hand und manchmal hat man nicht viel mehr zu tun, als die Flammen im Ofen zu schüren oder die Temperaturanzeige des Motors im Auge zu behalten.



Fazit:

Die spielerischen Vorgänge in Far: Changing Tides als besonders anspruchsvoll oder gar faszinierend zu bezeichnen wäre gelogen. Auch die Puzzles fordern zu keiner Zeit und wenn, dann liegt das eher daran, dass man dank des minimalistischen Designs nicht genau weiss, was als nächstes zu tun ist. Während der entschleunigten Reise kann man sich dafür prima der melancholischen Stimmung und dem gelungenen Soundtrack hingeben. Mit dem hypnotischen Rauschen des Windes und dem rhythmischen Hämmern der Maschinen schippern wir in eine mysteriöse, dichte Welt, die ihre Geheimnisse nur langsam und mit viel Fantasie und Aufmerksamkeit Preis gibt. Ein Spiel für Entdecker! Ich mag sowas und wer sich darauf einlässt, bekommt mit Far: Changing Tides ein aussergewöhnliches und sympathisches Abenteuer, dessen bittersüsser Nachgeschmack länger in Erinnerung bleibt, als es die kurze Spielzeit vermuten lässt.



Wir haben Far: Changing Tides auf Xbox Series X getestet. Ein Test-Muster brauchten wir dazu nicht, weil es gerade im Game Pass enthalten ist. Das Spiel ist zudem (digital) für PS4/5, Nintendo Switch und PC zu haben.

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