FANTASIAN: Neo Dimension ist ein Remake des 2021 für Apple Arcade erschienen Zweiteilers „Neo Dimension“ vom Final Fantasy-Franchise Urvater Hironobu Sakaguchi. Das Remake beinhaltet unter anderem grafische Verbesserungen, Gameplayanpassungen, sowie ein japanisches und englisches Voice-Over.
Wir folgen dem Protagonisten Leo, welcher zu Beginn komplett seine Erinnerungen verloren hat, sich in einer Maschinenfabrik mit zwei Robotern wiederfindet und aus jener gerade zu fliehen versucht. Erste Kämpfe führen uns in die Spielmechaniken ein und nach erfolgreicher Flucht bekommen wir erst einmal etwas über die Welt erzählt. Wir leben in einem "Multiversum" und die Menschheit wird konstant von Maschinen, die aus Wurmlöchern hervorkommen, infiltriert. Jene Maschinen replizieren sich rasant, absorbieren die Lebensenergie der Menschen und verwüsten ganze Landschaften, was von der Menschheit „Mechteria“ genannt wird. Die Bevölkerung sieht es als einen Akt des bösen Gottes, dessen Name wir später in der Geschichte noch erfahren werden.
Die Geschichte wird in mehreren Abschnitten durchlaufen, allerdings ohne das typische „Kapitel X“-Verfahren. Im ersten grossen Abschnitt versuchen wir unsere Erinnerungen wiederzuerlangen, lernen neue alte Freunde und Verbündete kennen und richten gegen Ende des Abschnittes, in guten Absichten, ein riesiges Chaos an.
Die Spielmechaniken präsentieren sich zu Anfang noch recht simpel, werden aber über die Spieldauer hinweg stetig erweitert. Die Kämpfe sind rundenbasiert und Gegner haben eventuell Schwächen gegenüber speziellen Angriffsarten. Es wird zwischen normalen und Fertigkeitsangriffen unterschieden. Nebst physischem Schaden gibt es noch Elementarschaden und Attributmanipulation, welche absolut kampfentscheidend sein können. Sind die Fights anfangs noch recht simpel gehalten, werden sie spätestens bei den Bossen so richtig knackig.
Nebst Wipe-Mechaniken, die wir versuchen müssen soweit abzudämpfen, damit sie uns nicht direkt ausschalten, gibt es dann noch Kämpfe, in denen wir unsere Angriffe zeitlich abstimmen müssen, sonst werden sie abgeblockt. Als Beispiel der Boss, welcher Steine um sich herum rotieren lässt. Treffen wir mit dem Angriff die Steine, wurde der Angriff abgewehrt.
Zu den erweiterten Techniken später im Spiel zählt der Charaktertausch. Im Gegensatz zu den meisten anderen Spielen des Genres können hier Charakter von der Ersatzbank direkt im Kampf ausgetauscht und eingesetzt werden. Wenn wir einen Buffer haben, kann der zum Beispiel für eine Runde rein, bufft die beiden anderen und eine Runde später wieder gegen einen Heiler getauscht werden. Oder auch wenn wir erst im Kampf merken, dass der Gegner bzw. Boss Elementare Schwächen hat, können wir einen Angreifer einwechseln, der Fertigkeiten mit dieser Schadensart besitzt. Ausgenommen vom Charaktertausch sind Charaktere in Story-basierten Kämpfen, welche Pflichtanwesenheit haben.
Und letztlich schaltet sich im zweiten Abschnitt des Spiels die sogenannte „Growth-Map“ frei. Diese ist effektiv ein absolut riesiger Fertigkeitsbaum. Ab dem Zeitpunkt, wenn diese verfügbar ist, bekommen wir für jeden Levelaufstieg Fertigkeitspunkte gutgeschrieben. Diese können wir nach unserem Gusto in den Fertigkeitsbaum investieren. Spezielle Pfade gilt es mittels spezieller Codexe freizuschalten, welche in Kisten irgendwo auf der Welt versteckt zu finden sind. Das Gute an dem Fertigkeitsbaum ist, wir können bereits investierte Punkte zurücknehmen. Das macht insofern Sinn, wenn wir feststellen, dass wir zum Beispiel für einen Bosskampf eine andere Fertigkeit benötigt hätten, aber komplett in einen anderen Zweig investiert haben. Auch bekommen wir sogenannte „Tension-Skills“ freigeschaltet. Dies ist eine spezielle Mechanik, welche sich an eine „Tension-Leiste“ bindet, welche sich im Kampf stückweise auffüllt. Ist jene voll, kann einer der Charaktere, unsere Wahl welcher, seine freigeschaltete ultimative Fertigkeit ausführen. Dann gibt es einen kleinen Einspieler und einen grossen Wumms in Richtung Gegner.
Die Oberweltmechanik ist so richtig nach klassischem Konzept gestaltet. Wir haben die üblichen Städte und wenn wir aus diesen herauslaufen, wandern wir über eine Landkarte. Getreu dem Konzept einiger 90er und Anfang 2000er RPGs sind Monsterkämpfe absolut zufällig beim Laufen über die Landkarte oder in Aussengebieten/Dungeons. Damit dies nicht maximal nervig wird, gibt es ab einem Gewissen Zeitpunkt im Spiel eine neue Mechanik: Die Dimengeon Machine (von Dimension Dungeon). Es ist ein Gerät welches Leo besitzt und Monster in einer anderen Dimension fängt. Allerdings mit dem Haken, dass er diesem Monster vorher schon einmal begegnet ist. Das bedeutet, die ersten Kämpfe in einem neuen Gebiet sind quasi Pflicht, danach wird brav in dem Gerät gesammelt. Allerdings hat dieses Gerät eine Kapazitätsgrenze. Räumen wir nicht hin und wieder die Monsterscharen auf und das Gerät erreicht sein Maximum, dann werden wir zum Kampf gezwungen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Wir können ungestört durch Gebiete wandern und falls wir bestimmte Monstertypen für Levelupgrades farmen wollen, können wir so einen grosse Kampfsession haben, anstatt zig kleine. Später im Spiel steht uns eine Option zur Verfügung die andere Dimension gegen Geld entleeren zu lassen. Natürlich lässt sich die Maschine auch ausschalten. Gespeichert wird übrigens klassisch an Kristallen, die hier und da zu finden sind. Im Aussenbereich/Dungeon in den meisten Fällen vor einem Bosskampf.
Der Running-Gag, zumindest im ersten Abschnitt des Spiels, ist die Warp-Mechanik, welche uns in jedes bereits besuchte Gebiet bringen kann. Es benötigt ein Gerät von Leo, welches zu Anfang entweder nicht funktioniert oder es funktioniert und dann geht es wieder kaputt. Später haben wir dann aber eine Maschine die zuverlässig läuft.
Grafisch präsentiert sich das Spiel ganz speziell. Anstatt der üblichen 3D- oder 2D Landschaften, wurden hier handgefertigte Dioramen abfotografiert und als Hintergrund im Spiel integriert. Davor laufen die 3D-Charaktermodelle. Ein ungewöhnliches Konzept, aber es sieht im Grunde richtig gut aus. Die Kamera ist meist von oben und schwenkt automatisch nach Script. Das Einzige, was daran leicht nervt ist, dass sich die Steuerungsachse direkt mit ändert. Hält man links und es schwenkt sich 90° nach rechts, läuft man plötzlich nach oben. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber man kann damit leben. Positiv ist, dass es möglich ist über die Karte einen Zielpunkt zu setzen und der Charakter läuft automatisch dahin. Ausgenommen, es ist irgendwas im Weg, dann müssen wir kurz mal wieder übernehmen.
Fazit:
FANTASIAN: Neo Dimension macht richtig Spass zu spielen. Grafisch hat mich der Retro- und Foto-Look anfangs ehrlich gesagt etwas kalt erwischt, aber mit der Zeit gefällt einem das doch richtig gut. Hier haben sich doch einige Leute richtig Mühe gegeben die Dioramen liebevoll zu gestalten. Spielmechaniken, die sich über die Spielzeit und Spielfortschritt freischalten, bringen immer wieder mal frischen Wind ins Spiel. Selbst Waffen und Ausrüstungen lassen sich irgendwann aufrüsten. Manchmal etwas ärgerlich, wenn gerade etwas aufgerüstet wurde und plötzlich findet sich was Besseres kurz später in einer Kiste wieder, aber so ist das Abenteurerleben halt. Etwas kritisch empfand ich die Levelempfehlungen der (Story-)Quests. Ich bin da wirklich mit dem empfohlenen Level hin, hatte die derzeit beste Ausrüstung und wurde trotzdem gnadenlos dezimiert. Im Schnitt musste ich bei einigen Bosskämpfen mindestens drei Level höher sein als empfohlen, um überhaupt eine Chance zu haben. Natürlich spielt auch in gewissem Masse die getätigte Auswahl im Fertigkeitsbaum eine kleine Rolle; mehr Level heisst auch potentiell mehr Auswahl. Positiv ist allerdings, dass wir quasi endlos den Kampf wiederholen dürfen oder zurück zu einem Checkpoint bzw. einfach einen anderen Spielstand laden können. Hervorheben will ich auch das gute Storytelling. Hier und da gibt es Einspieler, in dem die Geschichte im Generellen oder die Geschichte der Charaktere erzählt wird. Es fühlt sich alles sehr kohärent und logisch an und es macht Spass Weiteres von der Geschichte zu erfahren. Die Spielzeit ist im Übrigen mit durchschnittlich 40 Stunden angegeben. Falls euch der Trailer nicht voll überzeugt, gibt es noch für jede Plattform jeweils eine Demo zum Herunterladen.
FANTASIAN: Neo Dimension gibt's für Nintendo Switch, PS4 und PS5 sowie Xbox Series und PC. Wir haben uns das Spiel auf der PS5 angesehen. Das Test-Muster stammt von Square Enix, wofür wir uns recht herzlich bedanken!
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