Krieg ist immer gleich. So begann in Fallout 3 vor gut zwei Jahren die postnukleare Erkundungsreise. Ob sich die Endzeitwelt an der Westküste massgebend von der im Osten unterscheidet, haben wir geprüft.
Gleich vornweg: Nevada gleicht der Umgebung rund um Washington doch sehr - zu sehr. Nach dem nuklearen Krieg scheint sich ganz Nordamerika, bis auf ein wenig mehr an blauem Himmel, stark zu ähneln. Was will man auch erwarten, Atompilze sind selten für schönere Landschaftsbilder verantwortlich. Auch im Westen bewegt sich der Spieler durch wüstenähnliche Umgebungen auf der Suche nach Überlebenden und deren möglichen Aufgabenstellungen.
Doch gehen wir erstmal zum Anfang: Zu Beginn erstellen wir einmal mehr unseren Wunschcharakter. Wie üblich verteilen wir die Anfangspunkte auf verschiedene Attribute wie Stärke, Intelligenz oder Glück. Ganz nach Gusto haben wir danach einen sprachgewaltigen Hünen oder eine superintelligente Brillenträgerin. Verbaut wird dem Spieler dadurch nichts, der spätere Spielverlauf kann sich aber durchaus als schwieriger entpuppen.
Obschon neuartig, ist der Start ins Spiel weniger fesselnd, als das noch vor zwei Jahren war. Damals waren wir ein unbeschriebenes Blatt und haben uns ohne Kenntnisse über die zerstörte Aussenwelt von der sicheren Vault ins Ödland aufgemacht. Der erste Schritt in die „Freiheit“ war atemberaubend, genau wie das beklemmende Gefühl der Schwäche und Ahnungslosigkeit. Neu wird der Protagonist angeschossen und schrammt dabei knapp am Tod vorbei. Zwar weiss der gute Mann jetzt kaum mehr was, dasselbe Gefühl will aber nicht mehr aufkommen. Das Tageslicht erblicken wir in einem kleinen Dorf mitten in der Wüste. Durch wenige Miniaufgaben werden wir an die unveränderte Steuerung zurückerinnert. Kurz darauf sind wir auch schon auf alleinigem Weg durch das zerstörte Amerika und gehen, wohin wir auch möchten. Die schier grenzenlose Freiheit wurde genau wie alles andere beibehalten. Der durchs Spiel führende rote Faden ist aber ein wenig deutlicher: Die Rache am versuchten Mord an unserer Person steht im Vordergrund - wer ist der Mann, der da geschossen hat und wo befindet er sich derzeit?
Auf dem Weg zu jenem Herrn begegnen uns die verschiedensten Menschen und menschenähnliche Überlebende des Krieges. Es steht uns frei, welchen Weg wir einschlagen möchten und/oder wessen Probleme wir uns annehmen. Grundsätzlich gilt das übliche Rollenspielallerlei; Quests absolvieren führt zu wichtigen Erfahrungspunkten, mit welchen unser Charakter gezielt aufgelevelt wird. Falls das noch nicht reicht um der Gegnerschar Herr zu werden, so können jetzt auch die Waffen mit neuen Funktionen aufgewertet werden.
Wenig Neues also, im Fallout-Universum. Nicht unterschlagen wollen wir aber die grössere Bedeutung, welche den unterschiedlichen Gruppierungen im Westen zugesprochen wird. Die Legion, eine Armee von Sklaven (ganz im Stil vom alten Rom) ist dabei die interessanteste. Deren Gegenspieler, die Republik Neukalifornien, hütet derweil die Werte der alten Welt und die 'Brotherhood of Steel' kennen wir bereits aus den Vorgängern. Zu Beginn schlagen wir uns in erster Linie mit ausgebrochenen Häftlingen herum. Der Vorteil der Fraktionen liegt darin, dass New Vegas auch mehrmals und auf anderen Wegen durchgespielt werden kann.
Da sich spielerisch kaum was geändert hat, haben sich die Jungs und Mädels bei Obsidian wohl gedacht, dass man auch gerade die Technik beim Alten belässt. Spätestens an der Optik des Spiels wird deutlich, dass man hier kein Fallout 4 erwarten darf. Das Spiel sieht tatsächlich noch genau so (gut) aus wie Teil drei. Das ist nicht unbedingt schlecht, hat jener doch speziell mit einer hübschen Aussenwelt geglänzt. Die vergangenen Jahre haben die Engine dennoch sichtlich altern lassen. Vielleicht ist das mit der Grund, weswegen die ohnehin schon kargen U-Bahnschächte und Innenlevels massiv reduziert wurden.
Akustisch erwartet uns nach wie vor die gewöhnungsbedürftige Musik aus den einschlägig bekannten Radiosendern des Westens. Hier hätte man zumindest die Option von Alternativen bieten können. Im Endeffekt Geschmackssache, meine Ohren gewinnen dem öden Gedüdel jedenfalls nur wenig ab.
Fazit:
Fallout ist immer gleich. Zumindest gilt das für Teil drei und New Vegas. Viel weniger hätte man an dem Titel effektiv nicht ändern bzw. erneuern können. Das Spielprinzip funktioniert auch Jahre später noch einwandfrei. Lässt man sich auf das mittlerweile biedere technische Grundgerüst ein, fesselt die postnukleare Welt in kürzester Zeit enorm. Viel Handlungsfreiraum, einige neue Totschläger, erfrischend neue Gegner und einen komplett neu gestrickten Handlungsablauf - es gibt viel zu tun. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack haften. Gäbe es Fallout 3 nicht, würde es sich hier um das bessere Spiel handeln. Aber zwei Jahre später ein praktisch unverändertes Spiel erneut zum Vollpreis auszuliefern, müsste nicht sein. Fallout 4 bitte mit komplett neuer Grafik. Wenn wir schon dabei sind: Ich wünsche mir, weniger daran erinnert zu werden, dass es sich bei meiner Tour durch Nevada um ein Videospiel handelt. Die Charaktere könnten noch immer glaubwürdiger sein und in Konversationen will ich nichts über benötigte Erfahrungspunkte lesen. Diese Dinge stören die ansonsten vergleichsweise authentischere Welt. Was damals hervorragend war, ist heute noch immer sehr gut; Freunde von Fallout und Mad Max wagen sich erneut ins Vegas der nicht ganz so rosigen Zukunft.
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