Das Jahr 2277 und wir sehen die Welt vor uns in Trümmern liegen! Hier ist der Albtraum von dutzenden Verschwörungstheoretikern dieser Welt wahr geworden: Der atomare Krieg. Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Begebt euch zusammen mit uns auf eine Reise durch die postapokalyptische Welt von Fallout 3.
Zweihundert Jahre zuvor, nämlich im 2077 geht es uns richtig gut! Für die kleinen Unanhemlichkeiten des Alltags haben wir praktische Roboter, unsere Autos sind mit Atomkraft betrieben. Benzinpreisproblem ade! Überall auf der Welt findet sich der Charme der 50er Jahre wieder... und trotzdem steht diese Welt am Abgrund. Kernkraftwerke, Atombomben, atombetriebene Autos. Und dann der ultimative nukleare Krieg. Mit einem Atemzug hört die Welt wie wir sie kennen auf zu existieren. Zivilisation? Gibt es nicht mehr. Wir leben zurückgezogen, schützen uns in Bunkern. Dort draussen ist es zu gefährlich. Gesetze? Diese schreiben die übrigen Mächtigen und Wohlhabenden Menschen unseres Planeten neu.
Da kommt unser Held ins Spiel. Im Schutze des Bunkers 101 tief unter der Erde geboren, wächst er ohne echtes Tageslicht auf und lernt seine Umgebung kennen. Die erste Spielstunde verbringt man in einem intelligent gestalteten Tutorial, das von der frühsten Kindheit bis zum 19. Lebensjahr des Hauptdarstellers dauert. Wir lernen uns zu bewegen, mit den Menschen zu sprechen. Wir lernen Entscheidungen zu treffen, die unseren Charakter bilden. Wir entscheiden, worin wir gut sind: Intelligenz, Sportlichkeit, Charisma, Glück... das kommt euch bekannt vor? Die Oblivion-Schöpfer haben die Festlegung dieser Attribute diesmal allerdings nicht in verschachtelte Menüs gepackt sondern in die Handlungen, die ihr in der ersten Stunde tätigt. Die wichtigsten Punkte werden gar in einem Persönlichkeitstest in einer Schulklasse verteilt! Von eurem Vater lehrt ihr das Schiessen mit einer doch noch recht bescheidenen Waffe. Als Ziele halten Scheiben und übergrosse Schaben genannt "Radroaches" her.
Euer Vater ist euer psychisches Standbein im Bunker. Er ist für euch da, sagt euch worauf ihr im Bunker achten müsst. Der "Vault 101" ist dem Tageslicht fremd, ein Einbrechen wie auch ein Ausbrechen ist ausgeschlossen... oder doch nicht? Denn kurz nach eurem 19. Geburtstag ist euer Vater verschwunden. Jetzt wird es Zeit den Bunker - wenn auch unbefugt- zu verlassen. Habt ihr euch an das stechende Tageslicht in euren Augen erst einmal gewöhnt, erblickt ihr das gigantische Ödland vor euch. Die weitläufige Welt ist kalt, verstrahlt und gefährlich. Nun liegt es an euch zu entscheiden, ob ihr euren Vater suchen wollt oder ob ihr auf die Hauptstory pfeifft und die Welt auf eigene Faust erkundet.
Aber Vorsicht: Jede Entscheidung und Handlung die ihr in dieser Welt trefft, hat auch direkten Einfluss auf das Spiel selbst. Ob ihr ein gefürchteter Mörder seit, der für ein bisschen Information über Leichen geht oder den Weg der Kommunikation in den Siedlungen sucht, liegt ganz in eurem Tun. Dabei werdet ihr euren Charakter ständig aufleveln. Gewinnt ihr Kämpfe, könnt ihr die gewonnenen Erfahrungspunkte in die verschiedensten Spezialfähigkeiten, Attribute und andere Punkte inverstieren. Genau wie in Oblivion könnt ihr dann entsprechend genauer Kämpfen (hier vor allem schiessen), laufen, verhandeln oder auch Schlösser knacken. Eure Ausdauer wird besser und ihr werdet stärker.
Während ihr durch die Welt streift, werdet ihr nicht nur die verschiedensten Siedlungen entdecken. Ihr werdet auch auf allerlei euch feindlich gesinnte Kreaturen und Völker treffen. Dies können "normale" Menschen sein, aber auch mutierte Tiere oder andere Monstrositäten. Ihr könnt Kämpfen aus dem Weg gehen oder aber auch aus der Deckung heraus angreifen. Ihr gebt den Gegnern entweder via first- oder third-person Perspektive ordentlich Saures! Womit? Das Waffenarsenal ist vielfältig und ziemlich verrückt: Neben standardmässigen, bewährten Waffen wie Pistolen, Granaten oder speziellen Gewehren, macht die Verwendung einer Mini-Atombombe ganz klar ordentlich mehr Krach! Dank dem neuen "V.A.T.S.-System" wird das Kämpfen mit einer ordentlicher Prise Taktik und einer gewaltigen Menge Cineastik gewürzt! Dieses System friert das Bild ein und unterteilt den Körper eures Gegners in verschiedene Trefferzonen. Dabei wird eure Trefferchance aufgrund der Entfernung und eures Könnens gewertet und ihr seht diese in einer Prozentzahl. Ihr wählt also die entsprechenden Angriffspunkte aus, bestätigt und seht dann zu, wie euer Schuss mit einer Rasanten Kamerafahrt den Gegner durchbohrt oder seine Extremitäten die Inneneinrichtung/Umgebung neu tapezieren. Dieses System macht mächtig Laune und weckt den Killerinstint in euch, auch wenn ihr sonst nicht mit Egoshootern zu recht kommt. Nach und nach wird eure Trefferquote akurater und ihr könnt mehrere Ziele auf einmal anvisieren.
Während des gesamten Spiels habt ihr dabei dank der intuitiven Steuerung immer die volle Kontrolle über euren Helden. Die Bewegungen und Kommandos ähneln grundlegend der Steuerung aus Oblivion. Im Detail gibt es aber doch einige Unterschiede. Es gibt kein klassisches Menu mehr, das ihr via Tastendruck aufruft. Ihr seid jetzt stolzer Besitzer eines "Pipboy 3000". Dieses Gerät tragt ihr an eurem Arm und ruft es auch via Tastendruck auf. Der Pipboy versorgt euch mit den notwendigen Lebensinformationen, verwaltet euer Inventar, verfolgt den Status eurer Quests und zeigt euch aktuelle Karten eurer Umgebung. Im Pipboy definiert ihr mit ein paar wenigen Knopfdrücken auch, welche Waffen ihr auf euer Schnellauswahlsystem legen wollt. Obwohl die Bedienung dieses Gerätes zu Beginn etwas verwirrend scheinen mag, macht sie nach wenigen Stunden viel Sinn und auch Spass. Ein wenig ist man an den berüchtigten "Predator" erinnert, wenn man auf dem Computer am Arm herumtippt!
Grafisch beeindruckt Fallout 3 mit einer enormen Weitsicht. Nebst der dichten Atmosphäre des Spiels ist die Grafik eine der Stärken des Spiels. Gegenüber der PS3 Version läuft das 360-Fallout auch flüssiger und das trotz schärferer Texturen. Hier und da poppt aber auch hier ein Grafik-Element auf. Die Kollisionsabfrage ist ebenfalls besser. Clipping kommt nicht so häufig vor wie auf der PS3.
Für akkustische Leckerbissen sorgt die gute musikalische Untermalung wie auch die dichte Geräuschekulisse. Vom leisen Zäuseln im Wind bis zum brachialen Krachen von Feuergefechten. Noch selten hat sich ein Spiel, dass einem zuweilen die totale Isolation vormacht, so toll angehört. Die vielen Charaktere wurden sehr glaubwürdig synchronisiert. Die deutsche Lokalisierung ist hierbei sehr gut gelungen und die Stimmen klingen überzeugend. Da ist es auch zu verschmerzen, dass gewisse NPC's manchmal mit derselben Stimme sprechen. Auch eure Feinde machen sich akkustisch bemerkbar: ob es nur etwas im Busch raschelt oder was Grösseres auf euch zukommt. Ihr habt stets das Gefühl mitten in dieser Welt zu sein, wo die Gefahr hinter jeder Ecke lauert!
Fazit:
Hilfe ich bin verstrahlt! Habe ich mich zu Beginn noch etwas verloren in der riesigen Welt von Fallout 3 gefühlt, kriege ich inzwischen nicht mehr genug davon. Ich will wissen was meinem Vater passiert ist. Ich will aber auch wissen, was mir die Welt hinter meinem Horizont bietet. Die Spielwelt ist derart riesig, dass ich der Verlockung mehrmals erlag und von der Hauptstory abgewichen bin. Ich kann das Durchspielen dieses ausschweifenden Abenteuers jedem sehr empfehlen - wenn ihr die nötige Zeit habt (ca. 40 Stunden). Ihr habt auch den letzten Quest in Oblivions Cyrodiil erledigt? Ihr wollt noch mehr Abenteuer? Dann wird es Zeit, euch in das Ödland des einstigen Washington D.C. zu begeben und eines der grössten Action-Rollenspiele dieser Konsolengeneration zu geniessen! Kaufen!
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