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The(G)net Review: Fable III

Lionhead bringt den nächsten Teil der beliebten Fable-Serie auf den Markt. In Fable III dreht sich nun alles um das königliche Haus von Albion. Doch ist das Spiel ein würdiger Thronfolger oder macht sich Lionhead mit dieser Fortsetzung zum Hofnarren?


50 Jahre sind vergangen seit dem letzten Teil der Serie. Albion befindet sich nun im Industriezeitalter. Der Bevölkerung geht es nicht gut, und wo man auch hinblickt, wird man mit Hunger und Armut konfrontiert. Kinder arbeiten in Fabriken um ihre Familien zu unterstützen und Bettler versuchen verzweifelt, etwas Essbares zu ergattern. Die russverpesteten Zeiten der Industrialisierung sind verblüffend real in Szene gesetzt. Für diese Zeit des Leidens verantwortlich ist der tyrannische König von Albion, niemand anderes als der Sohn der Heroine, beziehungsweise des Helden aus dem zweiten Teil. Albion braucht einen Erlöser, und genau in diese Rolle schlüpft ihr zu Beginn des Spiels. Als Bruder oder Schwester des Königs, liegt es an euch den Tyrann mit eurer eigenen revolutionären Armee vom Thron zu stürzen und das Land zu heilen, oder je nach Gesinnung noch tiefer ins Unglück zu stürzen.


Fable III Test, Review, Testbericht.

Die Story klingt typisch für einen Fantasy-Titel, Fable III sprengt aber die bewährte Formel und bringt frischen Wind nach Albion. Das Gameplay des Spiels ist beinahe identisch mit den bisherigen Teilen der Serie. Man kämpft, schiesst und zaubert sich durch Horden von Räubern, Balverines und Hobbes. Man sammelt Schätze und Ausrüstungsgegenstände, löst Sidequests und erkundet eine noch unerschlossene Welt, wie man sich das gewohnt ist. Speziell wird das Spiel durch die Implementierung von Politik. Das soll jetzt nicht heissen, dass die SVP ihre Auslandpolitik ins Spiel bringt. Es geht eher darum, eine genug grosse Gefolgschaft zu mobilisieren um dem König Einhalt gebieten zu können. Mit dem Wachsen eurer Truppe werden neue Möglichkeiten freigeschaltet, euer Charakter aufgelevelt und kurz über lang werdet ihr den Thron für euch selbst beanspruchen können. Das ganze fühlt sich etwas an, als ob man für ein politisches Amt kandidiert, nur viel lustiger. Um eure Entourage zu erweiten, könnt ihr Quests erledigen, Hände schütteln, oder Versprechen mit verschiedenen Anführern abschliessen. Und nun wird es erst richtig interessant.


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Sobald ihr auf dem Thron sitzt, erfährt das Spiel eine völlig neue Wendung, die man so zuvor noch nie gesehen hat. Für gewöhnlich ist ein Spiel vorbei, sobald man König oder Königin geworden ist und das Böse besiegt hat; doch in Fable III geht’s jetzt erst richtig los. Als Anführer eures Landes seid ihr mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, Entscheidungen über euer Königreich zu treffen. Anders als bei den ersten beiden Fable-Spielen hat man diesmal wirklich das Gefühl, in der moralischen Zwickmühle zu stecken. So gibt es nicht nur Schwarz und Weiss, sondern durchaus auch Grautöne anzutreffen. Beispielsweise wird man damit konfrontiert, ob man den Hungernden Nahrung geben, oder den Bauern Werkzeuge für die Ernte zusichern will. Egal welche Entscheidungen man trifft, es werden nie alle zufrieden sein. Diese Stelle ist ein wunderbarer Höhepunkt des ohnehin sehr unterhaltsamen Spiels. Leider ist sie zu kurz.


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Eine weitere Neuerung gegenüber Vorgängern stellt die neue 3-D Karte dar, mit der Reisen viel zugänglicher und angenehmer gestaltet wurden. Ausserdem kommt Fable III beinahe gänzlich ohne Menüs aus. Anstatt einem Pausen-Menü gibt es eine Art Zwischenraum-Dimension, in der neben der 3-D Karte auch eine Garderobe, ein Rüstungsraum und ein Abstellraum zu finden ist. In diesem Zwischenraum kann man sich frei bewegen und alle nötigen Vorbereitungen treffen um das Abenteuer perfekt ausgerüstet zu bestreiten. Das Beste an diesem völlig neu ausgelegtem Konzept eines In-Game Menüs ist die Tatsache, dass nur ca. zwei Sekunden Ladezeit benötigt wird um es aufzurufen. Speziell in RPGs gibt diese Möglichkeit dem Spiel eine weitere Dimension, um die Illusionen der Fantasiewelt aufrecht zu erhalten.


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Ansonsten gibt es noch zu berichten, dass Fable III immer noch sehr viel Spass zu bieten hat. Lionhead ermutigt den Spieler erneut dazu, sich nach Lust und Laune auszutoben. Egal ob ihr in einem Hühner-Anzug den Bettlern High-Fives geben wollt, ob ihr einer alten Frau ins Gesicht rülpsen, einen Bund fürs Leben mit jemandem des selben Geschlechts schliessen wollt oder ihr Lust habt in der lokalen Bäckerei ein Extrataschengeld zu verdienen, dem Treiben sind wenig Grenzen gesetzt. Zudem wurde das Feature, jedes Haus im Verlauf des Spiels kaufen zu können, beibehalten. Auch der Hund wurde direkt aus dem Vorgänger übernommen. Dieser folgt euch auf Schritt und Tritt und hilft euch versteckte Schätze zu finden. Das ganze Game ist erfreulicherweise mit britischem Humor versehen, welcher inzwischen bereits zum Markenzeichen der Lionhead Studios geworden ist. Einzig und allein der Ernst der Geschichte kann manchmal unter diesen humoristischen Einlagen leiden. Doch ob man davon Gebrauch machen will, ist jedem Spieler selbst überlassen. Fable III sollte jedem Zocker die Erfahrung bieten, die er gerne damit machen will.


Fable III Test, Review, Testbericht.

Am Kampfsystem vom Vorgänger wurde nicht viel verändert. Man kann immer noch verschiedene Waffen verwenden, um sich lästige Gegner vom Hals zu schaffen. Dazu gehören Hämmer, Schwerter, Äxte und mehr. Wer sich die Hände nicht schmutzig machen will, hat nach wie vor die Möglichkeit, Pistolen, Flinten oder natürlich Zaubersprüche zu verwenden. Ein neues Feature ist, dass neben dem eigenen Erscheinen nun auch die Waffen ihre Form verändern. Dies hängt, ganz Fable-like, davon ab, ob ihr mit den Waffen Gutes oder Böses tut. Ein weiterer Neuzugang hat in Form von spektakulären Finishing-Moves ins Spiel gefunden. Ein Wermutstropfen der Schlachten in der Welt von Fable III ist der Schwierigkeitsgrad. So könnt ihr sämtliche Auseinandersetzungen mit Leichtigkeit hinter euch lassen und wartet vergebens darauf, von euren Widersachern geprüft zu werden.


Fable III Test, Review, Testbericht.

Die Welt von Albion sieht sehr schön aus und vor allem die Architektur der Gebäude ist ein Augenschmaus. Jedoch hat Lionhead es verpasst, dem Spiel einen vollkommen neuen Look zu verleihen. Dies hat zur Folge, dass man glauben könnte eine aufgemotzte Version von Fable II zu spielen - jedenfalls was die Grafik betrifft. Das soll nicht heissen, dass Fable III schlecht aussieht, wo doch das Gegenteil der Fall ist. Der letzte Teil kann sich auch heute noch an den aktuellen Massstäben messen. Fable III sieht dazu noch ein ganzes Stück besser aus. Den Komponisten soll auch diesmal ein Lob ausgesprochen werden, denn die ganze Atmosphäre Albions wäre nicht einmal halb so einlullend ohne den märchenhaften Soundtrack. Einzig und allein ein paar fröhlichere Stücke hätten zur Abwechslung beitragen können, da sich der ganze Soundtrack eher melancholisch anhört. Die grandiose Sprachausgabe, einer der besten im Geschäft, wurde mit einigen berühmten Namen wie John Cleese versehen. Leider war zur Zeit des Tests die englische Tonspur noch nicht zum Download erhältlich, daher musste ich mich mit der nicht annähernd so guten, deutschen Sprachausgabe zufrieden geben. Laut Lionhead soll die englische Fassung jedoch demnächst nachgeliefert werden.


Bleibt noch zu sagen, dass der Co-Op-Modus diesmal hält, was er verspricht und eine Menge Spass bietet. Die Interaktionen mit eurem Online-Partner wurden um etliche Aktionen erweitert. Gegenüber Fable II kommt der Besucher in eurem Spiel sich nicht mehr wie ein einfacher Handlanger vor, sondern er kann sich in der Welt frei bewegen und tun und lassen was er will. Ausserdem ist es nun möglich mit einem Freund den Bund fürs Leben einzugehen.



Fazit:

Fable III bietet genau das was man von Lionhead erwartete. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Die Interaktionen als König Albions sind einmalig in der Videospielszene und stellen den Spieler zum ersten Mal überhaupt vor moralische Zwickmühlen, welche auch abgestumpfte Zocker ins Grübeln bringen sollten. Ansonsten wurde am erfolgreichen Rezept von Fable II nicht viel verändert. Einige Verbesserungen im Kampfsystem, dem In-Game Menü, der Weltkarte und des Co-Op Modus verfeinern das Spielerlebnis aber deutlich. Fans der letzten Teile werden sich mit Fable III einen alten Freund zurück ins Wohnzimmer holen und sofort eintauchen können. Spieler, die noch nie in Albion zu Besuch waren, werden aber mindestens genau so schnell in den Bann von Peter Molyneuxs neustem Streich gezogen. Ich hätte mir einzig und allein gewünscht, dass die Entwickler ein paar mehr Risiken beim Gamedesign eingegangen wären.


Fable III Test, Review, Testbericht.

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