Ein Jahr nach dem Erscheinen des revolutionären Automaten von Yu Suzuki ist die Umsetzung für Dreamcast jetzt Realität. Die Arcade-Maschine konnte sogar GP-Sieger Rubens Barricello begeistern, und auch FERRARI selbst war voll des Lobes für das erste Videogame mit "Ferrari-only"-Lizenz.
Prestige, Legacy and Pride... Race into the Sunset! Als erstes fällt einem die detaillierte und flüssige Grafik auf. Die Strecken sind mit einem enormen Weitblick ausgestattet und der Himmel sieht einfach einzigartig aus. Die Autos sind fotorealistisch dargestellt, mit echten Glanzeffekten. Ich musste mir richtig den Sabber zurückhalten! Speziell erwähnenswert sind auch die herrlich runden Kurven, was bei den meisten Race-Games keine Selbstverständlichkeit ist. Und die famosen Raucheffekte der durchdrehenden oder blockierenden Reifen. Nicht zu vergessen die Streckenposten, Strassenlampen, Bandenwerbungen sowie der komplett sichtbare Innenraum des Rennwagens!
Die Soundeffekte sind superklasse! Mit dröhnendem V8-Motor, quietschenden Reifen und schepperndem Blech wird einem alles geboten (ausser Boxenfunk) was ein Rennen ausmacht. Die Musik ist fetzig und passend zum Game, der Stil geht Richtung Heavy Metal. Der Sound lässt keine Wünsche offen, und wird durch die Stimme von Kommentator Alan J. noch unterstützt. Die Steuerung ist ultra-realistisch, mit einem super Fahrverhalten für ein Videogame (was unseren Kollegen vom Famitsu ja nicht sonderlich gefallen hat!?). Anfänger sollten sich zuerst mal hinsetzen und einfach fahren, fahren und nochmal fahren und lernen! Man kann punktgenau steuern, was durch das analoge Gasgeben und Bremsen optimal unterstützt wird. Übung macht den Meister, und nur wer seinen Wagen und die Strecke aus dem FF kennt, hat eine Chance auf einen Sieg. Das Fahrverhalten kann zusätzlich mit vier Fahrhilfen vereinfacht werden: SC (Stabilitätskontrolle=exaktere Kurfenfahrten), TC (Traktionskontrolle=versucht das Durchdrehen der Räder zu verhindern), ABS (Antiblockiersystem=verhindert das Blockieren der Räder beim Bremsen) und IBS (Intelligent Brake System, eine Bremshilfe für Anfänger). Allgemein ist zu beachten, dass man mit viel Gefühl ans Werk gehen muss. Abrupte Richtungswechsel oder zu heftiges Gasgeben erzeugen Drifts, die meistens viel Zeit kosten.
Beim Gameplay besticht vorallem der Schwierigkeitsgrad der Rennen, denn ohne Übung kommt man nicht mal ins Ziel! Die Streckenkenntnisse und Fahrkünste müssen vorhanden sein, sonst läuft absolut nix. Auch die Gegner tragen ihren Teil dazu bei, die mit Remplern und Blockaden durchaus 'intelligent' reagieren. Es ist also zu allem Überfluss auch ein wenig Improvisationstalent gefordert, um als erster die Ziellinie zu sehen: Mich hat es z.B. noch nie so fasziniert, einen Gegner frech auszubremsen - Motorsport live!
Bei den Strecken sind ausschliesslich original Rundkurse vorhanden, und mit Motegi (Jp), Monza (I), Sugo (Jp), Suzuka (Jp, Short und GP), und Long Beach (USA) ist für jeden etwas dabei. Die Zusatzstrecken sind Atlanta (USA), Nürburgring (D), Laguna Seca (USA), Sepang (Malaysia) und Fiorano (Italy, die „Hausstrecke“ von Ferrari, wo direkt auf der Strecke der grosse Enzo wohnte!). Es gibt bestimmt an jeder Strecke genug zu beissen, denn bei F355 geht es um den schnellsten Weg zum Ziel, sprich technisch sauberes Fahren.
Der Arcade Mode bietet Spielhallenfeeling mit allen Strecken und Modes des Automaten. Zusätzlich kann man hier Zusatzstrecken gewinnen, indem man Rennen unter den ersten 3 beendet. Im Championship Meisterschafts-Modus fährt man auf den 6 Arcade-Strecken. Im Vergleich zum Arcade-Mode dürft ihr hier noch das Setup des Wagens ändern und testen, bevor ihr ins Rennen geht. Allerdings gibts kein Qualifying, man startet immer an 8. Position. Hier könnt ihr euch übrigens den Sepang-Track erspielen! Im Singleplay sind alle Strecken einzeln anwählbar mit allen Modes. Inklusive Set-Up und Replay der besten Runde, was man alles auf dem VM Speichern und Auswerten kann. Versus-Play bietet eine 2 Spieler Option mit wahlweise Network- (Internet) und Cable-Link (2 Games, 2 Konsolen) oder Splitscreen, hier vorallem beachtenswert: Ohne Abstriche in Geschwindigkeit, Grafikqualität oder Framerate!
Car Settings speichert ihr für künftige Rennen auf VMU. Ihr ändert die Farbe, die Start-Nummer, Stossdämpfer, Bodenfreiheit, Stabilisatoren, Camper, Toe, die LSD Lockrate und die Flügelstellung. Happy Tuning! Driving Data: Die gleiche Funktion wie auf der Shenmue-Zusatzdisk. Eure gespeicherten Race-Daten werden analysiert, inkl. Telemetrie, Optimalspur, etc. und optisch in einem pseudo Replay aus Vektor-Grafik wiedergegeben. Mehr als nur ein Gag. Echte Renn-Freaks und Simulations-Experten werden ihre wahre Freude haben! Zu den weiteren Optionen gehören die Homepage und das übliche Options-Menü. Auf der Homepage kann man seine Driving-Daten austauschen und sich ins F355-Net-Ranking eintragen. Ausserdem dürfen Ghost-Driver von echten Profis wie Yu Suzuki persönlich heruntergeladen werden! Wer schlägt den Meister?!
Wir arbeiten bereits daran, die japanische Vormachtstellung zu beenden (hehe) und hoffen, dass wir nicht allein sein werden! Unsere japanischen Freunde legen ziemlich umwerfende Bestzeiten vor, es wird ein harter Kampf!
Fazit:
Für mich als Ferrari-Fan ist es natürlich das Game des Jahres! Doch auch neutral betrachtet bleibt eine Rennsimulation übrig, die absolut keine Wünsche offen lässt. Yu Suzuki, der Meister von Hang on, Out Run, Virtua Fighter und Shenmue, gibt hier Kazunori Yamauchi (Gran Turismo) einiges zu tun, denn dieser eine Wagen (F355 - 380PS/1'325kg) hat es einfach in sich. Ich sage nur: Fahrspass pur! Und die zusätzlichen Optionen versprechen Langzeitmotivation bis zum Abwinken.
Hinweis in eigener Sache:
Wir haben dieses Spiel am 18. Oktober 1999 getestet. Der ursprüngliche Web-Artikel wurde Opfer einer Datenpanne, weswegen wir den Text hier und jetzt noch einmal in seinem Originalzustand und mit der damaligen Wertung neu veröffentlichen.
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