Natürlich will ich es mir hier nicht anmassen Alma, das kleine Brunnenmädch .... äh ...... Kellermädchen, mit einer grossen Horror-Ikone wie Freddy Kruger zu vergleichen, aber als F.E.A.R im Jahre 2005 auf den Markt kam, hat es wenigstens das geschafft, was Doom 3 verzweifelt versucht hat. Es war gruselig. Der zweite Teil geht nicht weniger zimperlich mit den Zockern um.
Die Jungs von Monolith Productions, die sich ihres Zeichen für Klassiker wie Tron 2.0, No one lives forever (Teil eins und zwei) und Alien vs. Predator verantwortlich zeigen, wollen die Spieler nun erneut vor der Konsole das Fürchten lehren. Und das machen sie nicht mal so schlecht, das will gesagt sein. F.E.A.R 2 setzt handlungsmässig knapp 30 Minuten vor dem Ende des ersten Teils ein und verläuft in den ersten paar Spielminuten parallel zu F.E.A.R. Als Sergant Michael Becket ist es eure Aufgabe eine gewisse Astride Genevieve aus dem Penthouse-Tower der Armacham Technology Corporation zu retten. Wie von einem linearen, Story bezogenen Shooter gewohnt, geht das natürlich schief und der Plot um Alma (welche nach wie vor stark an das Brunnenmädel aus „The Ring“ erinnert) geht wieder von vorne los....oder wird weiter gesponnen, wie ihr wollt.
In dem rund sechsstündigen Einzelspielermodus schlagt und schiesst ihr euch durch vornehmlich dunkle Levelschläuche und lasst euch ein paar mal so richtig erschrecken. Durch das geschickte Spiel mit Licht, Schatten und der richtigen basslastigen Soundkulisse ist F.E.A.R. 2 ein Horror-Shooter wie man ihn sich wünscht. Leider ist in den Horror-Sequenzen nicht so viel Abwechslung drin, dass man immer aufs neue vom Stuhl fallen würde. Irgendwann weiss der geübte Spieler oder Horror-Kenner einfach, dass in dem dunklen Gang mit den kaputten, surrenden Lichtern, irgendwas passieren muss. Und zack! Schon steht Alma da....Trotzdem – Atmosphäre 1A.
In Sachen Gameplay serviert euch F.E.A.R. 2 aber dafür etwas mehr Abwechslung als Teil eins. Vom Krankenhaus zu einer Grundschule und weiter auf der Strasse mit einem Mech, macht das Spiel sicherlich den Schritt in die richtige Richtung. Zwei mal dürft ihr euch sogar hinter das mächtige Geschütz eures APC's setzten um damit anstürmende Gegner zu pulverisieren, was aber durch die kaputte Zeilvorrichtung etwas mühselig von der Hand geht. Apropos pulversieren: Wie zu erwarten war, ist auch F.E.A.R. 2 ganz schön brutal. Es wird weder an blutverschmierten Wänden, Köpfen in Wäschetrocknern (wer ihn ebenfalls findet soll mir ne Mail schreiben) noch an abgetrennten Gliedmassen gespart.
Frei nach dem Motto „Never change a running system“ stetzt Project Origin mehr auf die Weiterführung der Story, statt auf Gameplay-Innovationen. Wie schon im ersten Teil ist der Zeitlupenmodus, der auch bei Becket vorhanden ist, die mächtigste Waffe im Spiel überhaupt. Per Knopfdruck verlangsamt ihr so die Zeit und könnt Gegner in aller Ruhe mit dem bereits aus F.E.A.R. bekannten Waffenarsenal ausschalten. Laserwaffe, Elektrogewehr, Maschinengewehr, Schrotflinte, Schockgrananten – alles ist wieder mit von der Partie. Und das ist auch dringend nötig. Nicht dass euch der zweite Teil von F.E.A.R etwa Horden von Gegnern vor die Flinte setzt, aber die Replica Soldaten von Alma und die Assaults die zu eurer Eliminierung hinter euch her sind, sind einfach wahnsinnig gescheit. Wie schon sein Vorgänger habt ihr es hier mit eine der besten KI's zu tun, die ihr seit langem gesehen habt! Für Shooter-Veteranen ist aber trotzdem dringend der Hardcore-Modus zu empfehlen. Nicht dass die KI dann noch besser wäre, als sie es ohnehin schon ist, aber die bösen Buben werfen ihre Flinte wenigstens nicht schon nach zwei Treffern ins Korn.
Leider hat Monolith unverständlicherweise auf den Slowdown Multiplayerpart verzichtet. In insgesamt sechs sehr bekannten Modi, dürft ihr euch mit bis zu 16 Spielern herumschlagen. Neben Deathmatch und Teamdeathmatch findet ihr zwei Conquer-Modi, einen „Leg-die-Bombe“-Modus und einen Capture the Flag – Modus, der hier mal fix „Blitz“ genannt wird, weils eben F.E.A.R.-mässiger klingt als „Capture the flag“. Aber auch wenn sich der Multiplayer-Modus Mühe gibt zu gefallen, hab ich nicht angebissen. Seit Call of Duty 4 sollte zur Langzeitmotivation einfach ein XP-System mit eingebaut werden.
Im technischen Bereich setzt F.E.A.R. 2 wieder auf die Engine des Vorgängers, hat diese aber ein wenig aufgebohrt. Trotzdem ist F.E.A.R 2 – zumindest auf der XBOX360 kein „Boa-schau-dir-das-mal-an“ Spiel. Durch die düsteren Levels fällt das natürlich nicht so sehr ins Gewicht, da man sich mit den Lichtspielen, Noise-Filtern und Blur-Effekten wirklich Mühe gegeben hat das zu verstecken. Trotzdem täuscht das nicht über das altbackene Grafikgerüst hinweg. Bei den Next-Gen Spielen ist F.E.A.R. 2 also eher im unteren Bereich anzusiedeln. Hässlich ist Project Origin desewegen aber noch lange nicht. Dafür ist die Soundkulisse toll gelungen. Ob eure Bassanlage unaufhörlich tiefe Töne von sich gibt, oder ein heftiges Schnaufen und Stöhnen einen dunklen Gang noch unheimlicher macht, als er es schon ist, 9 von 10 möglichen Punkten für die Akustik.
Fazit:
Project Origin ist rundum ein solider, sehr gelungener Horror-Shooter, dem einfach das Quäntchen Innovation, welches noch den ersten Teil so genial gemacht hat, fehlt. Grundsätzlich muss aber gesagt sein: Shooter- und Horror-Fans dürfen trotz der etwas kurz geratenen Spielzeit ohne Bedenken zugreifen. Wer aber mit Schock- und Bluteffekten nicht gut klar kommt, sollte besser die Finger davon lassen, denn F.E.A.R. 2 lebt nur von diesen Elementen...und von der tollen KI (ich musste die jetzt einfach nochmal loben).
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