Den Namen "Deepspace" sollte man sich spätestens ab jetzt dick hinter die Ohren schreiben. Für Sony läutet Extermination sogar ein ganz neues Genre ein, das sogenannte “Panic Action Game”, kurz PAG genannt. OK, so neu ist die Idee nun auch wieder nicht und ob das so hängen bleibt, wage ich zu bezweifeln.
Aber was ist denn ein "Panic Action Game"? Kurz, eine Kreuzung aus einem Action- und einem Survival-Horror Game. Der Spieler soll sich nicht mehr so eingeengt fühlen wie im Survival Horror Spiel und viel mehr Spielraum und Interaktionsmöglichkeiten bei gleichzeitig vereinfachter Steuerung haben. Ausserdem soll es in Sachen Action kaum Verschnaufpausen geben und die Reaktionsgeschwindigkeit des Spielers im Game gefordert werden. Aha! Merkt man denn da einen Unterschied zum bekannten R.E.-Schema? Jaein, aber zumindest ist Extermination durch diese Änderungen tatsächlich eine andersartige Survival-Horror Erfahrung.
Als Mitglied des “Red Light” Marine Recon-Teams sollt ihr am Weihnachts-Abend 2005 eine geheime Militär-Basis nahe des Südpols auskundschaften. Schon bald überschlagen sich die Ereignisse, als euer Flugzeug kurz vor dem Ziel abgeschossen wird (Carrier anyone!?). Als scheinbar einziger Überlebender, ohne jegliches Equipment und nur mit einem Rifle ausgerüstet macht ihr euch durch den Schnee auf die Suche nach dem Eingang zur Basis. Ihr trefft auf euren besten Freund Roger Grigman, der den Absturz anscheinend auch überlebt hat. Mit vereinten Kräften findet ihr schon bald den Eingang, doch kaum seid ihr drin, wird Roger völlig überraschend von einem hässlich schlabrigen Monster attackiert und stirbt. Scheisse gelaufen! Von nun an seid ihr wieder allein... allein in einer verlassenen Militär-Basis im ewigen Eis.
Extermination erinnert mich persönlich an eine gelungene Mixtur aus Syphoon-Filter und Code Veronica. Indoor- und Outdoor-Szenarien geben sich im ausgeglichenen Verhältnis die Klinke in die Hand. Man kann zwar immernoch nicht Schiessen und Laufen zur gleichen Zeit, jedoch hat Dennis Riley – so der Name unseres Helden – sonst sehr viel mehr auf Lager, als Chris Redfield & Co.. Klettern, auf Objekte steigen, Springen und Hangeln sind nur einige der Fähigkeiten, die man auch wirklich ständig einsetzen muss, um weiter zu kommen ("Who the fuck ist Lara Croft!?"). Vorbei sind die Zeiten, als eine mickrige Kiste euren Weg versperrte. Könnt ihr nicht drüberklettern, dann dürft ihr immernoch auf rohe Waffengewalt setzen und das störende Objekt einfach zerstören. Der Bewegungsfreiraum im Survial-Horror-Genre hat mit Extermination also tatsächlich einen neuen Level erreicht.
Mittels den Shoulder-Buttons wechselt ihr in eine 1st Person View und nehmt einzelne Ziele ins Visir, um welche ihr dann wahlweise herumstrafen dürft, solange der Knopf gedrückt bleibt (LockOn). Eure Waffe hat eine Primär- und Sekundärfunktion, wobei die zwei Funktionen selbst gewählt werden dürfen. Das bringt uns zu einem Key-Element bei Extermination, das Upgraden der Waffe. Diese besteht aus 7 Teilen, die individuell zusammengestellt werden, hat man einmal entsprechendes Equipment gefunden. Da gibts verschiedene ZF’s, grössere Magazine, Aufsätze für Schrot und Granaten, Flame-Thrower AddOns, Laser-Zielvorrichtungen, und vieles mehr. Munition hat’s zum Glück auch wie Sand am Meer und somit dürft ihr mit eurer Waffe endlich mal ein bisschen Spass haben. Ein gelungenes Feature, das viel der Motivation ausmacht.
Was mich bei Extermination aber am meisten beeindruckt hat, waren die abwechslungsreichen Szenarien (Indoor/Outdoor), die coolen Wetter- und Licht-Effekte, die vielen Aktions-Möglichkeiten gepaart mit der schnellen Reaktionszeit und die drückende Angst-Stimmung, die sich vor allem zu Beginn breit macht und mich an Horror-Streifen wie "The Thing" erinnert. Hinter euch ein Geräusch! Blitzschnell könnt ihr euch drehen und ein Magazin zielgenau leeren. Das Monster ist euch zu nah? Hechtrolle seitwärts und voll draufhalten. Sogar während Kletter- und Hangel-Partien wird kurzerhand der Enterhacken eingehängt und dann kann auch dort, in luftiger Höhe hängend, munter vor sich hingeballert werden. Action-Fans werden garantiert auf ihre Kosten kommen. Visuell haben die Feuergefechte auch noch einiges zu bieten.
Aber was ist mit den Puzzles? Ja, es gibt sie, allerdings beschränkt man sich auf die alten Keycard- und Schalter-Rätsel, zudem wird die nächste zu besuchende Position komfortabel auf der Karte angezeigt. Komplettlösungen dürften entfallen. Sony betonte, dass sie Extermination nicht als Adventure Game bezeichnen wollen, sondern als Panic Action Game, wie gesagt. Da müssen die Monster natürlich richtig gruselig aussehen, sonst kommt keine “Panic” auf und wieder hab ich eine schöne Überleitung gefunden…die uns zu den Gegnern bringt. Die Vielfalt ist gross, und viele sind es an der Zahl. Manche sichtbar, manche nicht, manche einfach nur ungeheur gross, einige mit Tentakeln und giftig, andere mit Klauen und Riesenzähnen. Alle haben sie eines gemeinsam, sie sind unheimlich hässlich und unheimlich schnell! Meistens kommen sie in Gruppen daher! Da schläft mir in Resident Evil angesichts der lahmen Zombies (im Nachhinhein) das Gesicht ein.
Die schnellen Monster machen also schonmal mächtig “Panic”. Die PS2 hat ausserdem genug Ressourcen, um die Gegner (und die Umgebungen) detailliert und in einem noch nie dagewesenen “Licht” erscheinen zu lassen. Dank Zoom im Visir dürft ihr euch die Monster endlich mal genau und in aller Ruhe aus der Ferne betrachten. Die Grafik-Engine geht nur äusserst selten in die Knie und so bekommen Grafik-Fans mit Extermination bestimmt einiges geboten.
Auf der negativen Seite gibts für mich zum Einen den Replay-Value und zum Anderen der relativ einfache Schwierigkeitsgrad zu erwähnen. Auch ein 2 Player-Mode wäre schön gewesen. Letzteren hätte ich mir angesicht des actionlastigen Gameplays schon gewünscht, bei Winback hats ja auch geklappt. Da wären sicher heisse Feuergefechte zu Stande gekommen. Zum Replay-Value: Die grandiose Stimmung beim Ersten Durchspielen wird vorallem durch die vielen Cut-Scenes und die Überraschungseffekte erzielt. Fallen diese beiden Aspekte weg, bleibt halt irgendwie “nur” ein besseres Action-Game à la Winback übrig. Die Abwechslung innerhalb der Levels macht dieses Manko jedoch wieder ein bisschen wett. Die erste Tour durch die Militär-Basis wird euch garantiert für Tage den Schlaf rauben.
Fazit:
John Carpenter hätte an dieser "Hommage" seine helle Freude! Deepspace’ Extermination denkt den Gedanken “Survival-Horror” endlich weiter und liefert Genre-Fans ein erfrischendes Game-Erlebnis. Das Geheimnis: Viel Action, viel Abwechslung und eine anhaltende, drückende Angst-Stimmung. Langeweile durch “Hänger” im Gameplay gibt’s so gut wie keine, ständig werdet ihr durch neue Erlebnisse, noch grausamere Feinde oder Waffenupgrades weitergetrieben. Ich könnte noch viel über dieses wirklich feine Spiel berichten, denn ich bin (nach rund 3 Wochen) noch immer in Euphorie! Genre-Fans müssen zugreifen, jedes weitere Wort wäre Zeitverschwendung.
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