Wenn man unseren Redakteur Armin nach dem Elden Ring DLC fragt, entlockt das dem Soulsborne Fanatiker nur ein hysterisches Lachen, denn selbst Profis werden von der Gnadenlosigkeit, die im Schattenland DLC herrscht, erstmals überrumpelt sein!
Nach über 200 Stunden im Hauptspiel und mittlerweile auf NG+3 denkt man sich: "...so schlimm kann es nicht kommen! Mein Charakter ist ja OP, ein Grossteil der Gegner werden mit Leichtigkeit weggefetzt. Da werden DLC-Feinde nicht so arg sein". Falsch gedacht! Shadow of the Erdtree setzt den Charakter zwar nicht auf Level 1 zurück und wir behalten auch alle Gegenstände aus Elden Ring Hauptspiel. Trotzdem fühlt man sich wie ein Anfänger.
Kaum im Schattenreich angekommen, pfeift es bereits der erste Normalo Gegner von den Dächern, wie die Uhren in diesem DLC ticken. Mit einer Dreierkombo leert er beinahe meine gesamte Healthbar und meine Waffe fügt ihm relativ wenig Schaden zu. Ich erledige ihn zwar, muss mich aber mit zwei zünftigen Schlucken aus der Gesundheitspulle bzw. der "Crimson Flask" wieder auffrischen. Mit Spektral Pferd Torrent untersuchen wir die nähere Umgebung. Etwas entfernt schlurft eine Koloss mit einem Feuerkranz auf dem Kopf durch die Gegend. Mal schauen, vielleicht packe ich ihn ja?
Beim Feuermonstrum angekommen, schnipple ich mit Hilfe der Mimic Geisterasche an seinen Knöcheln rum, nur um 5 Sekunden später aufgrund einer verheerenden Stampfattacke im Game Over zu landen. Wie man sieht habe ich nichts dazu gelernt und Deja Vue's vom Tree Sentinel, dem ersten grossen Gegner im Start Areal von Elden RIng, blitzen auf. Ich lasse mal vom grossen Gegnerplätten ab und mache mich auf Erkundungstour. Relativ schnell finde ich das erste von fünf Kartenfragmenten. Ein Teil der Worldmap ist endlich freigelegt und ich entscheide mich für ein Schloss, welches im Nordosten zum Erforschen einlädt.
Unterwegs erledige ich ein paar Geister Geier und entdecke eine kleine Kapelle mit einem Scadutree Samen. Und hier stosse ich schon auf die wichtigste Neuerung im DLC. Diese Seeds können bei jedem Site of Grace eingewechselt werden. Sie verleihen uns nicht nur 5% mehr Schlagkraft, sondern verringern erlittenen Schaden um 4%. Insgesamt 50 Scadurtree Samen sind im Schattenland versteckt. Entweder sammeln wir sie von Schatztruhen oder lose ein, bekommen aber auch welche von besiegten Feinden. Mein Tipp an alle: Sucht euch zuerst ein paar Samen zusammen, bevor ihr zum ersten Boss marschiert!
Unsere treuen Begleiter der Geisterasche-Fraktion gehen ebenfalls nicht leer aus. Zusätzlich sacken wir regelmässig Stücke von Revered Spirit Ashes ein, mit denen wir unabhängig unsere Geisterasche verstärken. Für die Fraktion, die sich weigert, einen der Geister Kollegen heraufzubeschwören und jeden Boss Solo legen muss: Ihr werdet hier hart zu beissen haben! Bereits beim ersten Boss war ich nicht nur froh, dass mein Mimic mir den Rücken stärkte, sondern auch ein weiterer NPC zur Hilfe eilte und wir gemeinsam das rasante Biest mit seinen blitzschnellen Attacken in die ewigen Jagdgründe schicken konnten.
Im DLC treffen wir in diversen Lokalitäten neue NPCs. Es lohnt sich ihnen gut zuzuhören, denn das eine oder andere Geheimnis wird uns von den freundlichen Charakteren zugesteckt. Auf meiner Entdeckungstour werde ich oftmals von hohen Felswänden oder gähnenden Abgründen aufgehalten. Mal muss ich durch einen Dungeon, um ins nächste Areal zu gelangen, zerbreche illusorische Wände oder nutze eine Geister Quelle, die mich mitsamt Torrent aufs nächste Plateau katapultiert. Aber auch hier macht es uns FromSoft nicht einfach. Einige diese Jumppads müssen zuerst durch einen Zauberstein, der im näheren Umfeld versteckt ist, aktiviert werden.
Mit knapp 100 Waffen und neuen Gattungen erweitert FromSoft das bereits immense Schlaginstrumenten Repertoire. Neue Zauber, Talismane, Weaponskills und Geisteraschen sind ebenfalls zu finden. Auffällig ist auch, dass wir im DLC mit Smithing Stones nur so zugeschüttet werden. Wer vom Schattenland ins Zwischenland wechseln möchte, konsultiert die Weltkarte und switcht per simplem Tastendruck durch die unterschiedlichen Maps. Natürlich lässt sich unser Charakter auch im DLC mit Runen weiter aufleveln, wenn auch nicht so effektiv wie mit Scudsamen. Im Schattenland wimmelt es von unterschiedlichen Monstrositäten und Ungeheuern. Einige alte Bekannte habe ich bereits getroffen, doch die neuen Widersacher überwiegen die Handvoll alter Feinde bei weitem.
Wer nur der Hauptquest folgt, könnte es in 15 bis 20 Stunden schaffen. Ich habe knapp das Doppelte benötigt und habe immer noch einige Abschnitte nicht besucht.
Fazit:
Bei FromSoft wird nicht gekleckert, sondern im Quadrat geklotzt! Der Schattenland DLC ist grösser als die meisten Soulsborne-Klone und es zeigt sich einmal mehr, wer der absolute Platzhirsch im Genre ist. Shadow of the Erdtree ist schlichtweg fantastisch. Wunderbare Open World, die dem Hauptspiel in nichts nachsteht und Sucherei und Rätselraten nicht nur favorisiert, sondern auch belohnt. Das Repertoire der Feinde ist opulent und die Bosse reihen sich in Sachen Schwierigkeitsgrad in die Endlevel-Riege des Hauptspiels ein. Hier muss ich zwei kleine Kritikpunkte anbringen. Gelegentlich steht die Kamera ungünstig und dreht sich teilweise im Sekundentakt, wenn der Boss wieder mal auf Stufe 11 den Turbogang ausgepackt und durch die Arena pflügt, dass es einem beinahe schwindelig wird. Die neuen Waffen sind mehr als nur eine nette Dreingabe. Ich habe einige komplett aufgelevelt und ausprobiert, fand aber trotz der stattlichen Auswahl bisher keinen äquivalenten Ersatz für meinen Bloodhound Fang, den ich schon seit dem Start von Elden Ring mit mir rumtrage. Der DLC ist weder ein Zuckerschlecken noch ein Spaziergang. Schon der erste Miniboss kann euch mit zwei Schwerthieben zerlegen und auch im späteren Spielverlauf wird euch kein Mitleid geschenkt. 1-Shot Kills sind keine Seltenheit! Dies sollte man bedenken, falls man mit dem Kauf liebäugelt. Wer mit Sekiro und Dark Souls seine Mühe hatte, muss selber entscheiden, ob die Fähigkeiten ausreichen, denn das Schattenreich wartet mit ein paar der härtesten Endgegnern der Videospielgeschichte auf. Das Gefühl, wenn man einen davon mit den letzten Reserven zu Boden streckt, während der Puls auf 200 rast und dann die grosse Erlösung einsetzt, ist einfach unbezahlbar. Perfekt ausbalanciert wird das wilde Gefecht gegen die Schattenländler mit interessanten Umgebungsrätseln und geheimen Passagen. Für meine Wenigkeit ist Shadow of the Erdtree nicht weniger als der perfekte Abschluss einer epischen Reise. Vielen Dank FromSoftware!
Elden Ring: Shadow of the Erdtree gibt's für PS5, Xbox Series X|S und PC. Wir haben uns die PS5 Version angesehen. Das Test-Muster stammt von Bandai Namco, wofür wir uns herzlich bedanken!
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