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AutorenbildSascha Böhme

The(G)net Review: Echo

Wenn ehemalige Hitman-Entwickler sich zusammen tun, um als neues Studio an einem brandneuen Schleichspiel zu arbeiten, wird man hellhörig. Alleinstellungsmerkmal soll dabei eine künstliche Intelligenz sein, die den Spieler analysiert, lernt und entsprechend handelt. Ob das funktioniert?


Echo Game Test, Review, Testbericht. Wertung und Fazit.

Weitläufige, offene Levels mit der grossen Freiheit, die Aufgaben auf viele verschiedene Arten anzugehen. Das ist man von den Hitman-Spielen ja gewohnt. Ähnliches erwartet man anfänglich auch von Echo. Es stellt sich allerdings schon bald heraus, dass wir es hier mit etwas komplett anderem zu tun haben. Etwas, das vor allem in Sachen Gameplay erfreulich frisch und unverbraucht daher kommt. Das Zauberwort lautet „adaptive AI“ – also eine lernfähige, künstliche Intelligenz.

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Echo erzählt die Geschichte von En, einer intergalaktischen Reisenden. Nach über 100 Jahren im Tiefschlaf kommt sie endlich an ihrem Reiseziel an, einem Palast der „alten Zivilisation“, der auf seine ersten, menschlichen Bewohner wartet. Diese ebenso prunkvolle wie leblose Festung hat ein Geheimnis. Eine künstliche, adaptive Intelligenz. Klar, dass diese uns irgendwie daran hindern will, unsere Mission zu erfüllen. Der Palast erschafft sogenannte ‘Echos’, die nur einen Zweck haben: den Spieler zu töten. Und hier kommt der neue Gameplay-Kniff zum Zuge: Das Spiel ändert sich auf Basis der eigenen Handlung und passt die Gegner jeweils an. Schleicht man beispielsweise, werden jene ebenfalls vorsichtiger. Wenn man häufig von der Pistole gebraucht macht, dann schiessen die Fieslinge ebenfalls häufiger zurück. Die einzige Rückzugsmöglichkeit ist ein Zufluchtsort namens Blackout. Immer wenn der Palast die Systeme herunterfährt, um die tödlichen Kopien von En neu zu generieren und anzupassen, öffnet sich gleichzeitig ein kleines Zeitfenster, in welchem man sich ohne Konsequenzen relativ frei bewegen kann. Aber Achtung: Sobald der Palast wieder online ist, werden die Verfolger noch gnadenloser, denn die KI studiert und analysiert den eigenen Spielstil und verwendet diese Informationen im nächsten Power-Zyklus gegen uns. Wie trickst man also einen Gegner aus, der quasi eine Kopie von uns selbst ist?

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Das klingt alles sehr spannend und fordernd. Leider ist die Umsetzung dieser grandiosen Idee nur halb so gut gelungen wie es sich anhört. Grösstenteils funktioniert der Lernprozess der KI zwar gut und es entstehen spannende Katz-und-Maus Situationen in denen man krampfhaft versucht, durch eigene Verhaltensmuster dem Gegner beizubringen, was er zu tun und zu lassen hat. Es gibt aber auch jede Menge fragwürdige Momente. Hat man sich beispielsweise hauptsächlich schleichend fortbewegt bedeutet das nicht, dass die Echos plötzlich versuchen, dem Spieler ebenfalls schleichend in den Rücken zu fallen. Stattdessen folgen sie vielfach weiterhin zombieartig ihren vorgegebenen Wegen, nur eher geduckt statt stehend. Haben sie gelernt über Brüstungen zu springen nutzen sie dieses Wissen meist nur halbherzig, nehmen ab und an mal eine Abkürzung über eine Absperrung, statt den Spieler von oben herab zu überraschen. Ich hatte mir da ehrlich gesagt mehr erhofft. Es fühlt sich nicht immer so an, als würde die KI das Gelernte gewinnbringend einsetzen.


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Dazu kommt, dass es bei der Menge an Gegnern und aufgrund des Level-Designs äusserst schwer ist nicht entdeckt zu werden. Man wird dadurch immer wieder zu Schiessereien gezwungen, die man eigentlich verhindern wollte. Dies nur schon deswegen, weil Ens Waffe nur zwei bis drei Schuss feuern kann, bevor sie bzw. der Raumanzug (der für die Energieverteilung verantwortlich ist) an einem speziellen Terminal neu geladen werden muss. Dieser Umstand und die Tatsache, dass selbst einfache Manöver wie Sprünge Energie kosten, schränken den Handlungsfreiraum ungemein ein. Eine Design-Entscheidung, die den Spielfluss unnötig bremst. Diese Mängel sind zwar keine Game-Breaker, es ist aber trotzdem sehr schade; insbesondere weil der Rest des Spiels tatsächlich hervorragend gelungen ist!

Echo Game Test, Review, Testbericht. Wertung und Fazit.

Echo ist von der ersten Minute an äusserst beeindruckend (nur schon das stylische Hauptmenü mit dem Auge hat einen Innovationspreis verdient). Hübsche Grafik, ein sensationelles Sound-Design, technisch einwandfrei in Szene gesetzt (auf PS4pro in 4k und mit fast durchgäng 60fps), gepaart mit einer starken Story mit talentierten Sprechern wie Rose Leslie aus Game of Thrones und Nick Boulton aus Hellblade sowie einer Ästhetik, die einen unweigerlich in seinen Bann zieht. Die mystische Spielewelt hat viel Charakter, nicht zuletzt dank einer Fülle an kleinen Details und Hintergrundinformationen. Die Umgebungen sind schlicht umwerfend, mit Lichteffekten die ihres gleichen suchen. Ultra Ultra hat die Unreal Engine voll im Griff! Und obwohl wir das ganze Spiel über mit nur zwei „Personen“ zu tun haben und uns in nur einem Setting bewegen wird genügend geboten, damit der Ausflug zu keiner Zeit langweilig oder langatmig wird. Das ist schon eine kleine Meisterleistung. Einzig die Animationen wirken ab und zu etwas hölzern.



Fazit:

Echo ist kein besonders gutes Schleichspiel, aber eine fantastische Spiel-Erfahrung. Das phänomenale Design, die interessante Spielwelt, die tolle Präsentation, Dialoge und Charaktere und der Hammer-Sound helfen enorm, über die Schwächen hinweg zu sehen. Die Stealth-Mechaniken könnten etwas ausgereifter sein, ist man doch wegen des Energiesystems des Raumanzugs stärker eingeschränkt als einem lieb ist. Es ist auch sehr schwer, bei der Masse an Gegnern unentdeckt zu bleiben. Das Versprechen der Entwickler wird dahingehend also nicht ganz erfüllt. Als Erstlingswerk überzeugt Echo dennoch. Wer Lust auf ein sauber inszeniertes, mystisches und packendes Sci-Fi Abenteuer mit einer spannenden Geschichte hat, sollte sich diese Perle nicht entgehen lassen. Bei mir hat Echo auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


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