Einmal ein bitzeli Roger Federer sein? Lieber Nadal? Djokovic hätte zwar die schönere Freundin. Oder gleich Boris Becker, hrhr. Doch nix da! Der zweite Teil der Grand Slam-Reihe findet nämlich nur auf dem Court und nicht auf Hoteltreppen statt. Es ist schliesslich auch eine Sportsimulation.
Dieser Court ist zwar ganz schön gestaltet und recht ansehnlich anzusehen, doch schon in den ersten fünf Spielminuten wird einem klar, dass da was nicht stimmen kann. Klar, da sind keine Fussballhooligans auf den Rängen, aber so stockstill sitzt nicht mal die englische Queen beim Nachmittagstee. Auch die Balljungen stammen vermutlich direkt aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Lediglich die Linienrichter bewegen sich ein bisschen, wenn man ihnen einen Aufschlag um die Ohren pfeffert. Da sind wir uns von EA Sports aber einiges Besseres gewohnt, beispielsweise die wogenden Zuschauertribünen aus der NHL- Reihe.
Apropos NHL, von dort haben die Entwickler auch die volle Stock-, ääh, Racketkontrolle abgeguckt. Mit dem linken Stick steuert man die Spielfigur, mit dem Rechten das Racket. Hört sich einfach an, fordert aber in Wirklichkeit einiges an Übung. Optional bietet Grand Slam Tennis 2 eine Arcadesteuerung, wo der Spieler die Topspins, Lobs und Slices per Knopfdruck schlagen kann. Wem das noch zu langweilig ist, greift zum Movekontroller. Aber bitte mit Navigationskontroller, sonst läuft der Spieler automatisch dem Ball entgegen und dann macht das sowieso schon einfach gelevelte Spiel gar keinen Spass mehr.
Leider kann auch der umfangreich gestaltete Karrieremodus nicht helfen. Die Turniere gewinnt man auch in den höheren Schwierigkeitsgraden noch so einfach, wie dem Rotscher die Schwiegermütterherzen zufliegen. Zwar hat EA alle Tenniscourts, alle Tennisspieler und alles an Tennishosen, Tennisschuhen und Tennisschweissbändern lizenziert bekommen, doch so richtig motivieren vermag auch das nicht. Nicht einmal die anfeuernden Kommentare der Tennislegende John McEnroe in der Tennisschule. Ein kleines Goodie sind da die ESPN Grand Slam Classics. So kann der Spieler die grössten, legendärsten Tennismatches noch einmal nachspielen. Vorausgesetzt, man ist genug angefressen von Tennis um überhaupt zu wissen, wer 1980 im Finale von Wimbeldon gegeneinander spielte und was daran so legendär war.
Neben den anderen, für EA üblichen Spielmodi (Direktmatch, Tournier-Editor) soll speziell der Multiplayermodus erwähnt werden. Online können sich bis zu vier Spieler zu einem Doppel zusammen finden. Neben einem einfachen Versus-Spiel und Online-Turnieren gibt es da noch den Grand-Slam-Corner-Modus, eine ewige Court-Bestenliste. Das verspricht wenigstens einiges an Herausforderung. Und sonst drückt man dem WG-Mitbewohner ein Gerät in die Hand und tritt gegeneinander an. Der Verlierer erledigt den Abwasch in der Küche.
Fazit:
EA Sports Grand Slam Tennis 2 ist ein solides Spiel, das sicher seine Fans finden wird. Eine echte Bedrohung für NHL oder FIFA ist es aber kaum. Für den durchschnittlichen Spieler von Sportsimulationen ist das Spiel zu clean und bietet zu wenig Abwechslung. Vielleicht hätte EA auch einfach mehr Spielerfreundinnen einbauen sollen.
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