Nach zig Ausflügen ins altertümliche China auf diversen Konsolen, plus einem kleinen Abstecher nach Hyrule, rollt Koei Temco die Story jetzt von vorne auf. Als mysteriöser Schwertkämpfer mit Gedächtnisverlust folgen wir dem Anfang der Romanzen zwischen den drei historischen Königreichen.
Bevor wir überhaupt loslegen können, verlangt Dynasty Warriors: Origins nach ein paar Einstellungen. Wir passen unser HDR an, wählen einen der drei Schwierigkeitsgrade und entscheiden uns zwischen Qualitäts- und Performance-Modus der, mit einem entsprechenden TV, wahnsinnige 120fps auf den Schirm zaubert.
Nun zur Story. Der "Wanderer", wie sich unser Held nennt, leidet zwar an Amnesie und kann sich nicht erinnern, wie er zwischen die Fronten geraten ist, seine exzellenten Kampffähigkeiten blieben ihm zum Glück aber im Gedächtnis. Wer die Serie kennt weiss, was den Hack&Slash Connaisseur erwartet: Tausende Söldner, Dutzende Minibosse, kampferprobte Generäle und Feldherren wollen mit unserer Klinge weggefegt werden.
Nach dem Tutorial, wo wir mit Laufen, Schlagen, Dashen und Springen vorerst nichts Neues lernen, verschlägt es uns zuerst einmal auf die Oberwelt. Und hier erwartet uns schon die erste Überraschung. In einer schmucken, frei bewegbaren 3D-Welt, die einem Diorama ähnelt, watscheln wir von Missionspunkt zu Missionspunkt und sammeln unterwegs Edelsteine und alte Münzen auf. Wir unterhalten uns mit verschiedenen NPCs, die uns neue Kombo Moves oder wertvolle Items überlassen oder uns mit einer kleinen Sidequest beauftragen, bei der wir meistens ein paar Dutzend Miesepeter aufs Kreuz legen müssen. Grössere Städte dienen als Hub und Shoppingcenter. Im hauseigenen Zimmer tauschen wir unsere Edelsteine in Accessoires und Upgrades um, die uns kleinere Buffs versprechen, wie eine vorgegebene Energieauffüllung nach 100 Kills, mehr Gesundheit oder temporäre Extra Power für unsere Schlagwaffen. Hier studieren wir auch unsere Kampfstatistik oder schauen vergangene Story Einspieler erneut an. Beim Schmied gibt es neue Klingen, Health Items und geheime Special Moves gegen Hartgeld, das wir in den vielen Kämpfen hinzuverdienen.
Die unterschiedlichen Provinzen lassen sich entweder zu Fuss oder per Fast Travel bereisen, die mit Teleport Felsen verbunden sind. Relativ früh bekommen wir einen Gaul gestellt, der auf den Namen Walnuss hört. Mit unserem Reit-Untersatz galoppieren wir nicht nur durch die Oberwelt, sondern holen uns das Ross auf Befehl hervor, um in den Missionen schneller die verschiedenen Kampfzonen zu erreichen oder mit einer gewagten Sprung Attacke in eine Gegnertraube zu preschen. Unser Sidekick levelt sich automatisch auf, was u.a. die Geschwindigkeit erhöht und den Turbo-Cooldown verkürzt. Wer sich ein wenig umschaut findet zusätzliche Pferde, die lustigerweise z.B. Ahorn oder Birke heissen.
Nach den ersten Scharmützeln gegen ein paar Wegelagerer und Strauchdiebe erweitert sich unser Waffenarsenal. Der fesche Mittzwanziger rückt anfangs nur mit einem schnellen Schwert den feindlichen Söldnern auf die Pelle, wenig später dürfen wir uns aber aus einem Fundus aus 9 unterschiedlichen Waffenarten unseren Favoriten rauspicken. Mit den Gauntlets dezimieren wir à la Wolverine unser Gegenüber, die Twin Pikes überzeugen durch ihre fatale Schwing Kombo und mit den beiden Chakrams verwandeln wir uns kurzzeitig in einen lebende Kreissäge. Hinzu gesellen sich Kampfstab, Lanze, das chinesische Kurzschwert Podao, ein langer Speer und die exotische Halbmondklinge.
Mit normalem und schwerem Schlag werden die Grundangriffe abgedeckt. Geblockt wird mit der Schultertaste, die auch einen perfekten Parry erlaubt und den Gegner für ein paar Sekunden benommen in der Ecke stehen lässt. Der perfekte Moment für ein paar Weapon Arts. Per Bravemeter-Slots, die sich bei wilden Schlagabtäuschen konstant füllen, lassen wir brachiale Extra Moves regnen. Zu Beginn nur mit einer Handvoll Spezialattacken ausgestattet, setzen wir die vier Weapon-Arts-Slots später selbst zusammen. Zusätzlich erhöht sich eine weitere Anzeige - der Ragemeter. Unterteilt in mehrere Abschnitte, verwandelt sich unser Protagonist beim kompletten Füllen in eine unaufhaltbare Kampfmaschine, die locker ein paar Hundert Söldner erledigt. Ist der Meter nur einen oder zwei Abschnitte lang, verteilen wir einen massiven Rundumschlag.
Bei den Vorgängern steuerten wir teilweise mehrere unterschiedliche Charaktere durch den Story Mode. In Dynasty Warriors: Origins wird uns dieser Luxus nicht gewährt. Wir sind auf den Wanderer reduziert und nur in seltenen Fällen folgt uns ein Kumpane, auf den wir maximal zweimal knapp eine Minute lang zurückgreifen dürfen, bevor uns die leere Rageleiste zurück in den Körper des Wanderers schmeisst.
Die Missionen reichen von einer bestimmten Anzahl an Gruppenführern erledigen, über wichtige NPCs zur Flucht verhelfen, bis hin zu ganzen Burgen mit eurer Armee zu übernehmen. In diesen grossen Events reicht es nicht nur einfach alles niederzumetzeln, sondern wir müssen auch unsere Verbündeten schützen. Denn oft segelten wir ins Game Over, weil wir eine Popup-Message, die uns regelmässig über die Kampfsituation informiert, ignoriert haben, und unser Fraktionskollege aufgrund von zu vielen Verletzungen vom Kampffeld floh. Gelegentlich schliessen sich uns nach gewissen Missionen ein paar Guards an. Diese loyale Truppe aus Infanteristen folgt uns auf Schritt und Tritt und lässt auf Kommando unter wildem Kampfgeschrei ein Meer von Pfeilen auf unsere Gegner niederregnen.
Es kann schon mal vorkommen, dass der Bodycount, der stets die Kills mitzählt, auf mehrere Tausend steigt. Je mehr, umso besser, da wir uns so Skillpunkte erwirtschaften. Diese setzen wir dann wie gehabt im Fähigkeitenbaum ein, um unsere Schlagkraft oder Defensive zu verbessern und um mehr Gesundheitsitems mittragen zu können.
Die dichte Story und deren Ende hält im ersten Durchgang etwa 20 Stunden bei Laune, dann ist aber noch lange nicht Schluss. Ein vierter Schwierigkeitsgrad - Ultimate Warrior - steht zur Verfügung, der die Stellschrauben nochmal anzieht. Eine zehnte Waffe plus ein neues Waffenlevel wird freigeschaltet und wir dürfen sämtliche Story Entscheidungen, auch jene die wir verpasst haben, nochmals nachspielen. Wir waren am Ende ungefähr auf Level 50. Wer das ultimative Battle im härtesten Modus bestreiten möchte, sollte nicht einmal daran denken, es unter Stufe 80 überhaupt zu versuchen.
Fazit:
Knapp 3 Jahre sind seit meiner letzten Dynasty Warriors Reise (Dynasty Warriors 9: Empires) vergangen, welches ein solides Erlebnis mit leichten Ecken und Kanten bot. Es scheint, als hätten die Entwickler auf die Fangemeinde gehört. Die Wirtschaftssimulation des Vorgängers wurde über Bord geschmissen und die Ressourcen ins Kampfsystem gesteckt. Prügeln steht im Vordergrund. Die Lernkurve der vielen unterschiedlichen Angriffsmöglichkeiten ist angenehm gestaffelt und wenn man die vielfältigen Optionen kombiniert, segelt man wie ein durchgedrehter Derwisch über die Schlachtfelder. Teilweise stehen mir mehr als 1000 Gegner gegenüber, der Bildschirm tobt und die PS5 macht keinen Mucks. Das Spiel ist technisch in einem Topzustand. Und die bereits erwähnte Oberwelt fasziniert mich heute noch, eine tolle Idee! Das repetitive Gameplay von früher hält sich in Grenzen und überzeugt durch eine Fülle an Gegnern. Lobend auch der Endgame Content. Genau das Richtige für langjährige Fans. Schnelles Gameplay und brachiale Schlachten mit einer Prise Taktik und viel Haudrauf sorgen dafür, dass sich Dynasty Warriors: Origins die Spitzenposition der Serie sichert.
Dynasty Warriors: Origins ist für PS5, Xbox Series und PC erhältlich. Wir haben das Spiel auf der PlayStation 5 getestet. Das frühe Test-Muster stammt von Koei Tecmo, wofür wir uns herzlich bedanken!
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