The(G)net Review: Disgaea 3: Absence of Justice

Mit Disgaea 3: Absence of Justice schneit und uns der nächste Titel der NIS Entwicklerstudios ins Haus, welches gleichzeitig auch der erste Auftritt der Spieleschmiede auf der Playstation 3 bedeutet. Ob der neueste Teil der beliebten Strategie-RPG-Serie auch in der nächsten Generation überzeugen kann, erfahrt ihr jetzt.

In Disgaea 3: Absence of Justice schlüpft ihr in die Rolle von Mao und bevor ihr fragt, es handelt sich dabei nicht um den verstorbenen chinesischen Diktator sondern um den Sohn des Herrschers der Unterwelt. Als sein überdimensionaler Vater aus lauter Unachtsamkeit über Maos Spielkonsole und sämtliche Spiele drüber trampelt und damit Millionen von Stunden von Spielständen zerstört, beschliesst der Prinz der Dämonen seinen Vater in den frühzeitigen Ruhestand zu schicken. Ein ziemlich grosses Ziel wenn man bedenkt, dass der Kleine noch nicht mal seinen ersten Schultag hinter sich hat, denn mit diesem beginnt das Spiel. Mao ist felsenfest davon überzeugt, dass nur ein Held seinen Vater besiegen kann. Darum macht er sich auf die Suche nach einem Helden um selber einer zu werden und um seinen bösen Plan in die Tat umsetzen zu können.

Wer die alten Teile der Disgaea Serie oder Phantom Brave kennt, weiss das sich hinter dem Namen NIS Studios geniale Strategiespiele verbergen. Die Spielmechanik lässt sich durchaus mit dem etwas populäreren Titel Final Fantasy Tactics vergleichen, hat aber noch einiges mehr an Raffinesse zu bieten. Während eines Kampfes mit euren Feinden bewegt ihr eure Protagonisten auf einem quadratischen Kampffeld, welches auf viele kleinere Vierecke aufgeteilt wird auf welche dann je ein Spieler Platz hat. Am Anfang jedes Kampfes könnt ihr eure Kämpfer, soweit es ihre Beweglichkeit erlaubt, auf dem Feld platzieren. Um einen Kontrahenten angreifen zu können müsst ihr euch in der Regel direkt neben ihn Stellen. Mit Spezialtechniken, Magie oder Schusswaffen breitet sich euer Angriffsfeld aber um ein vielfaches aus. Die Auswahl der richtigen Position kann in diesem Spiel über den Ausgang eines Kampfes entscheiden.

Das ganze lässt sich wohl am besten mit einer Partie Schach vergleichen, nur habt ihr bei Disgaea 3: Absence of Justice viel mehr Möglichkeiten sobald ihr eure Figuren auf dem Feld verteilt habt. Um einen Kampf gewinnen zu können muss man eine Vielzahl Dinge berücksichtigen. „Wie weit kann ich mit diesem Magier noch laufen?“, „Kann der Gegner im nächsten Zug meinen Heiler aus dem Verkehr ziehen?“ oder „Habe ich noch genügend Spezialpunkte um diese Spezialattacke durchzuführen?“ sind nur einige Fragen die sich während eines Kampfes gestellt werden. Ohne jegliche Voraussicht ist man ein gefundenes Fressen für die Gegner welche mit einer ziemlich guten KI ausgestattet wurden. Zockern welche gerne ihre ganze Freizeit in ein einziges Game stecken, werden ihre Freude daran haben, dass man alle Charaktere bis auf Level 9'999 (!) trainieren kann und damit gottähnliche Spielfiguren kreieren kann. Neben eurer Kampftruppe lassen sich zudem auch sämtliche Items im Spiel aufleveln. Ihr könnt durch ein spezielles Portal in die sogenannte Item-Welt reisen wo ihr euch dann innerhalb des von euch selektierten Gegenstands durch Gegnerhorden kämpft. Mit jedem Level das ihr hinter euch lässt werden neben eurem Item auch die Gegnerhorden stärker.

An der Spielmechanik hat sich gegenüber den Vorgängern nur ganz wenig geändert. Kenner der Serie werden sich also gleich ins Getümmel stürzen können. Dummerweise hat sich mit dem Sprung auf die nächste Konsolengeneration aber auch grafisch nichts verändert. Für mich ist eine gute Optik überhaupt kein Grund ein Spiel in die Wüste zu schicken, jedoch waren die beiden Vorgänger auf der Playstation 2 bereits veraltet in Sachen Grafik. Ich bin ein grosser Fan von 2D Spielen, jedoch sieht Disgaea 3: Absence of Justice wirklich zu stark verpixelt aus und auf eine High Definition Unterstützung wurde leider auch verzichtet. Einzig und allein das Auswahl-Menu wird in HD präsentiert. NIS hätte in dieser Sparte auf jeden Fall mehr aus der Trickkiste zaubern sollen.

Die Story des Spiels wickelt sich in kleinen Cut-Scenes vor und nach jedem Kampf ab und wird mittels gezeichneten Abbildungen der Darsteller präsentiert und mit einer Sprachausgabe zusätzlich näher gebracht. Mir persönlich gefallen die Mangazeichnungen oberhalb des Textes, wie sie auch schon in vielen anderen RPG’s eingesetzt wurden, sehr gut. Jedoch ist es wirklich schade, dass sogar für die Hauptdarsteller der Story nur etwa vier verschiedene Zeichnungen produziert wurden. Diese Zeichnungen spiegeln nämlich die Emotionen euer Protagonisten während eines Dialogs wieder. Mit spärlichen vier Bildern kann das ganze aber schon mal langweilig werden. Die Sprachausgabe wirkt an vielen Stellen oft übertrieben, jedoch kann sie sich gesamthaft gesehen durchaus hören lassen. Ebenfalls bedauerlich ist, dass während der Story viele Witze und Dialoge sich wiederholen und künstlich in die Länge gezogen werden. Ansonsten haben sich die Entwickler in der durch und durch japanischen Präsentation einige wirklich witzige Szenen einfallen lassen welche den Vorgängern würdig sind. Obwohl die Story keine neuen Tiefen in Sachen Dramatik oder Humor ergründet, ist sie nach einer Weile durchaus imposant und in der Lage euch an den Bildschirm zu fesseln. Wer Anime und Manga mag wird daran ganz sicher gefallen finden. Wer mit diesen beiden Dingen nicht sehr viel anfangen kann sollte am besten die Finger von Disgaea 3: Absence of Justice lassen.

Fazit:

Schade! Die Disgaea-Serie hätte ein grenzenloses Potential, doch leider hat NIS seit dem ersten Teil rein gar nichts an der Spielmechanik oder an der Grafik verändert. In anbetracht, dass der erste Teil nun 6 Jahre alt ist und inzwischen der Sprung von der Playstation 2 auf die Playstation 3 stattgefunden hat, ist dies eindeutig zu wenig. Wer aber gerne Strategiespiele und RPG’s spielt und gleichzeitig ein Fan von japanischer Mangakultur ist sollte dem Spiel auf jeden Fall eine Chance geben. Die Spielmechanik ist immer noch einzigartig und lässt dem Spieler unendliche Möglichkeiten dem Gegner den Garaus zu machen. Trotz den obgenannten Kritikpunkten weiss das Spiel zu überzeugen, jedoch wünsche ich mir beim nächsten Titel von NIS einen Strategie-RPG-Mix welcher einer PS3 würdig ist.