Als Kind der 70er/80er Jahre gingen die blauen, Zipfelmütze tragenden Zwerge des Belgiers Pierre Culliford alias Peyo natürlich nicht an mir vorbei. In meiner Jugend waren die Schlümpfe voll im Trend. Morgens lief die Serie im Fernsehen in Endlosschleife, es gab Panini-Bilder zum Tauschen auf dem Schulhof und Sammelfiguren in Ü-Eiern, als Überraschung in Chipstüten und man konnte sie an jedem Kiosk kaufen.
Aus diesem Grund haben die Schlümpfe selbst heute als Erwachsener immer noch einen festen Platz in meinem Herzen. Es ist kaum verwunderlich, dass ich mir mit knapp 50 Jahren kurzerhand «Mission Blattpest» aus dem Xbox Store geladen habe. Die Liste von schlumpfigen Videospielen ist mittlerweile lang und ich habe viele davon (gern) gespielt. Die offizielle Nummer 20 übernimmt das junge, französische Entwicklerstudio Osome, das sich erst kürzlich mit Asterix & Obelix XXL 2 und 3 einen Namen machte.
Mission Blattpest ist ein 3D Plattformer, der mit seinem Gameplay nicht zufällig an Mario Spiele erinnert und dabei Parallelen zu Resident Evil zieht. Klingt verrückt, ist es auch. Zauberer Gargamel hat ein Serum entwickelt, das die Pflanzen im Schlümpfereich mit Blattpest befällt. Die infizierte Flora produziert Pest-Samen, stachelige Ranken und Fallen, die Schlümpfe magisch anzieht und gefangen hält. Pilze entstehen, die sich als angriffslustige Monster entpuppen. Klar ist, die Blattpest stellt eine grosse Gefahr für den Wald dar, denn sie ist hoch giftig, breitet sich blitzschnell aus und droht nun sogar die Felder der Schlumpfbeeren zu befallen, dem Hauptnahrungsmittel unserer blauen Freunde.
Papa Schlumpf bittet daraufhin Hefty, Schlaubi, Schlumpfine und Kochschlumpf um Unterstützung. Mit Hilfe eines von Handy Schlumpf entwickelten Schlumpfisators sollen die Pflanzen geheilt werden. Mit dieser cleveren Pollenpumpe besprühen wir nicht nur Grünzeug und Gegner, sondern nutzen sie auch zum Gleiten, Springen, Tauchen oder um Dinge aufzusaugen. Der Schlumpfisator wird mit gefundenen Materialen bei Handy Schlumpf nach und nach verbessert, so dass wir im späteren Spielverlauf auch die entlegensten Winkel der Welt erkunden dürfen. Das erinnert entfernt an Super Mario Sunshine mit einer Prise Metroidvania. Später darf man den Charakter auch auf Knopfdruck wechseln, die Aufgaben und Fähigkeiten bleiben aber weitestgehend die selben.
Die meisten Feinde eliminieren wir mit einem einfachen Sprühstoss aus dem Schlumpfisator. Andere müssen erst mit einem beherzten Sprung auf den Kopf davon überzeugt werden, sich mit einer Pollenwolke behandeln zu lassen. Pilze werden zum Trampolin, um höhere Ebenen zu erreichen und spezielle Ranken-Knospen verwandeln sich mit Pollenstaub in wundersame Brückengebilde. Obwohl sich Mission Blattpest mit Thematik und Gameplay ganz offensichtlich an jüngere Spieler richtet, gibt es dennoch ein paar ziemlich knifflige Sprungpassagen, die selbst für mich eine Herausforderung waren. Zum Glück gibt’s stets fair gesetzte Checkpoints. Wer stirbt oder in einen Abgrund stürzt verliert nur eines seiner Herzteile.
Abseits der Hauptmission sorgen zahlreiche Nebenquests und Sammelkram für zusätzliche Motivation und Belohnungen. Die Missionen starten stets in Schlumpfhausen, dem Dorf der Schlümpfe, wo wir auf zahlreiche Artgenossen treffen, mit denen wir ein Schwätzchen halten. Von dort aus führen dann viele Wege in die einzelnen Levels, die wir mehrmals besuchen müssen, um alles zu entdecken. Es hat einfach etwas entspannendes, das infizierte, lila Gras mit dem Schlauch im Anschlag nach und nach in saftiges Grün zu verwandeln und dabei Spielewährung in Form von Eicheln zu sammeln.
Wer die 100% Marke knacken will, muss sich anstrengen. Da passt es prima, dass man sich das Abenteuer im lokalen KoOp-Modus etwas einfacher gestalten kann. Dabei übernimmt der zweite Spieler einen fliegenden Roboter mit ähnlichen Fähigkeiten. Die Spieler teilen sich den gleichen Bildschirm. Wird der Roboter zurückgelassen, taucht er wenig später automatisch wieder neben seinem Schlumpffreund auf, ohne Konsequenzen. Das ist eine gute Möglichkeit für Eltern, ihre Sprösslinge an das Spiel heranzuführen und auch ein Weiterkommen für weniger begabte Spieler zu ermöglichen. Es gibt nämlich einige Elemente im Spiel, die nicht besonders gut erklärt werden oder durchaus eine Challenge darstellen.
Fazit:
Die Schlümpfe: Mission Blattpest ist wahrscheinlich einer der bezauberndsten Plattformer, den ich in letzter Zeit gespielt habe. Ich fand das Spiel fesselnd, entspannend und stellenweise ziemlich lustig und es fiel mir ehrlich gesagt schwer, den Controller aus der Hand zu legen. Das unschuldige und relativ einfache Gameplay – abgesehen von ein paar ätzenden Sprungpassagen - war eine willkommene Abwechslung zu all den harten Ballereien und Action-Games, die ich normalerweise spiele. Zudem sieht das Spiel überraschend knuffig aus. Wenn ihr ein schnörkelloses Jump-n-Run der alten Schule sucht oder eines, dass ihr ohne schlechtes Gewissen zusammen mit euren Kindern spielen könnt, dann seid ihr bei Die Schlümpfe: Mission Blattpest an der richtigen Stelle!
Wir haben Die Schlümpfe: Mission Blattpest selbst gekauft und auf einer Xbox Series X gespielt. Das Spiel ist auch für Nintendo Switch, Playstation 4/5, Xbox One und PC zu haben. Auf der Switch kann die Framerate stellenweise einbrechen. Alle anderen Versionen laufen einwandfrei und das Spiel ist für PS5 und Series X|S sogar "NextGen optimiert".
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