Ein neuer Kinofilm mit Barbaren schreit doch geradezu nach einer Videospiel-Versoftung. Ubisoft hat sich die Lizenz geschnappt und sich strikt an das Motto gehalten: Filmumsetzungen sind primär schlecht. Lest im folgenden Review, warum dieses Spiel diese alte Tradition weiter führt.
"Beowulf" ist ein episches Heldengedicht in angelsächsischen Stabreimen. Mit seinen 3.182 Versen stellt es das bedeutendste erhaltene Einzelwerk angelsächsischer Sprache dar. Gänzlich unbedeutend dagegen das Spiel zum (vermutlich) ähnlich unbedeutenden Film! Beowulf hält sich eng an diese Filmvorlage und die gezeigte Handlung. Ihr spielt einen mit Steroide vollgepumpten Barbaren auf seinem Rachefeldzug gegen verschiedene Bösewichter. Die Story könnte banaler nicht sein.
Der Spielablauf hält sich genau die Waage. Lauft mit eurem Barbaren durch simpel gestrickte Levels und metzelt alles auf eurem Weg nieder. Um die geistlosen und stupiden Gegnerhorden zu erledigen, habt ihr verschiedene Moves zur Verfügung. Zusätzlich könnt ihr zwischendurch in eine Art Berserker Modus wechseln und so noch schneller noch dümmere Gegner sowie Bosse mit viel Blutspritzer vom Bildschirm fegen. Was zu Beginn noch etwas Laune macht, wirkt schon nach kurzer Zeit einschläfernd und schlicht langweilig. Ihr bearbeitet Horden von animalischen und menschlichen Gegner mit den immer gleichen Moves bis keiner mehr steht und dann geht es wieder von vorne los.
Ab und zu könnt ihr sogar singen. Ja ihr habt richtig gelesen singen. Zwischen den Abschnitten versucht ihr eure Mannen mit Gesang zu motivieren. Dieses Minispiel wird in einer Rhythmus Sequenz abgeleiert und wirkt extrem deplaziert. Wie in allen Spielen dieser Art bietet auch Beowulf Abschnitte mit Verbündeten, welche ihr entweder beschützen, anfeuern oder wiederbeleben müsst. Eure Mannen können, unglaubliche träge, bestimmte Hindernisse in den Levels aus dem Weg räumen, währenddessen ihr ihnen den Rücken freihaltet. Genau wie der Rest des Spiels ist auch hier viel Frust angesagt, da eine künstliche Intelligenz quasi nicht vorhanden ist.
Als kleines Highlight sind die häufig auftretenden Bossfights zu nennen. Hier dreht das Spiel etwas auf und überrascht mit schöner Optik und imposanten Boss-Gegnern. Aber auch hier läuft alles nach demselben langweiligen Schema ab. Gelegentlich eingespielte Quicktime Sequenzen à la "God of War" lockern die öden Kämpfe zum Teil auf. Während die Bosskämpfe grafisch in Ordnung gehen, wirkt der Rest des Spiels öde und langweilig. Die Charaktere sind eckig und unförmig, von den komischen Gegner ganz zu schweigen.
Die Texturen sind verschwommen, die Hintergründe schwach. Positiv ist, dass das Spiel glücklicherweise jederzeit, auch bei grösserem Feindaufkommen, flüssig über den Bildschirm flackert. Die PS3 und Xbox 360 Versionen ähneln sich übrigens technisch wie ein Ei dem anderen. Die Sprachausgabe in Deutsch ist gelinde gesagt unter aller Sau und sollte schleunigst abgeschaltet werden. Die sonstigen Musikstücke entstammen dem Film und sind das Beste am ganzen Spiel. Beowulf führt die traurige Tradition der miesen Filmumsetzungen gekonnt fort und lässt den Spielspass mit dem drögen und langweiligen Spielablauf im Keim ersticken. In einem so hochkarätigen Monat mit Unmengen an Hits ist Beowulf einfach ein Spiel das keiner braucht.
Fazit:
Beowulf möchte so viel sein. Zu Beginn macht die Metzelei dank der übertriebenen Gewaltdarstellung noch Laune. Nach 10 Minuten langweilt man sich aber dank hirnlosem Spielablaufs zu Tode. Spätestens nach der ersten Gesangseinlage werdet ihr nur noch kopfschüttelnd das Pad aus der Hand legen und euch fragen: „Warum habe ich bloss Geld für diesen Schrott ausgegeben?“ Wer auf Barbaren und viel Blut steht, greift zum deutlich besseren Conan.
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