Devil May Cry, dieser Name steht für stylische Nonstop-Action auf hohem Niveau. Teil 1 vor 6 Jahren war eine Offenbarung in Sachen Coolness und Action. In Teil 4 spielt erstmals nicht Dante die Hauptrolle, sondern ein neuer Krieger Namens Nero. Kann der Titel an alte Tugenden anknüpfen? Lest unser Review.
Capcom hat mit der Devil May Cry-Serie (DMC) nicht nur den Inbegriff für stylische Action, sondern mit der Hauptfigur Dante einen der charismatischsten und provozierendsten Protagonisten der Videospielewelt geschaffen. Im Laufe der letzten drei Episoden hat sich Dante vom eiskalten Dämonenjäger zu einem Sprüche klopfenden, mit Schwert und Doppelpistole bewaffneten Rockstar entwickelt, kurzum: Der grauhaarige Klingenschwinger ist Kult! Auf Grund dieser Tatsachen ist es umso erstaunlicher das Capcom mit Nero für den neusten Ableger der Serie einen neuen Hauptdarsteller engagiert hat. Auf den ersten Blick sieht Nero aus wie Dantes kleiner Bruder.
Dieser Ersteindruck täuscht jedoch gewaltig! Wo Dante immer wieder eine kesse Lippe riskiert und einen coolen, aber letztlich oberflächlichen Eindruck hinterlässt, bietet Nero mit seinen vielschichtigen Emotionen, seiner Zuneigung zu der hübschen Kyrie sowie seiner Selbstzerissenheit ruhige und sensible Töne. Damit wird ein für das Erzähltempo nicht nur dringend benötigter Kontrapunkt zur kaltschnäuzigen Überheblichkeit Dantes geschaffen, sondern die Geschichte mit einem überraschenden Tiefgang ausgestattet. Vor allem die Szenen mit Nero und Kyrie erinnern von der Intensität und Dramatik her an Tidus und Yuna in Final Fantasy X. Dieser Umstand ist ein grosses Plus und tut Devil May Cry richtig gut. Dass die Geschichte einen dermassen packenden Eindruck hinterlässt liegt auch daran, dass die Engine für die Ausgabe der Zwischensequenzen genutzt wird.
Und damit wird bereits deutlich, dass das Team es exzellent verstanden hat, die grafische Kraft der aktuellen Konsolengeneration auszunutzen. Wenn die Animationen auch nicht ganz an Uncharted, die Details im Gesicht nicht ganz an Heavenly Sword heranreichen, das Gesamtpaket stimmt. Das Figurendesign von Gegnern und Protagonisten ist ebenso fantasievoll wie detailreich. Doch Story ist natürlich nicht alles, was DMC 4 zu bieten hat. Denn was wäre eine zünftige Dämonenjagd ohne die entsprechende Action? Auch hier zieht Nero alle Register und baut auf dem gleichen Prinzip auf, das Dante bereits in den Teilen vorher definiert hat und das er auch in seinem einige Missionen dauernden Gastauftritt wieder eindrucksvoll unter Beweis stellt: Schnell, unkompliziert und enorm eindrucksvoll. Und spätestens hier wird deutlich, dass die spielerischen Unterschiede zwischen den beiden sehr ähnlich aussehenden Figuren grösser sind als ursprünglich angenommen. Und es wird klar, dass Capcom die Chance nicht ungenutzt verstreichen liess und wirklich eine neue Identifikations-Figur aufbaut, anstatt nur eine Dante-Kopie mit neuen Waffen auf Spieler und Monster loszulassen.
Wieder lässt das Spiel dem User Wahl ob er die Kombos automatisch und am laufenden Band produzieren möchte, oder ob dies manuell geschehen soll, was somit um einiges anspruchsvoller ist. Hier bietet DMC 4 auch ungeübten Dämonenjägern eine Zugänglichkeit die viele Spiele vermissen lassen. Man bewegt sich mit seiner Figur (egal ob Nero oder Dante) durch lineare Levelstrukturen, wird immer wieder von Magie daran gehindert, seinen Weg weiterzugehen, muss dann einen wild gewordenen Haufen übel aussehender und brandgefährlicher Kreaturen daran hindern, einem das Lebenslicht auszublasen. Dann wird schliesslich der magische Türöffner aktiviert und es geht in den nächsten Abschnitt weiter. Das klingt eintönig, ist es aber nicht. Das Prinzip funktioniert seit Teil 1 prima. Von Zeit zu Zeit gibt es einige "einfache" Rätsel in Sachen Wegfindung zu lösen, diese sind jedoch nicht wirklich schwer. Somit ist schnelles und motivierendes Vorankommen garantiert. Bildschirm füllende Kreaturen wie der zentaurische Feuergott oder die mit schnellen, überraschenden Flugattacken angreifende Pflanzen-/Drachen-/Schlangen-Schöpfung fordern Reaktion und Timing.
Dabei lässt sich glücklicherweise feststellen, dass Capcom den teils frustrierenden Schwierigkeitsgrad des Vorgängers deutlich entschärft hat. Nicht so sehr, dass DMC 4 zu einem Kinderspiel wird. Das war es noch nie und wird es auch nie werden. Aber immerhin so weit, dass man nicht dazu genötigt wird, ins Pad zu beissen oder das Spielgerät an die nächste Wand zu schleudern. Fordernd, aber fair, genau so mag ich es...
Einen kleinen Negativpunkt gilt es doch noch anzusprechen. Die Kamera! Diese wurde im Vergleich zu den Vorgängern klar verbessert, trotzdem sorgt sie ab und an für Frustmomente. Wenn ich eine Treppe erklimme und genau an dem Punkt, an dem ich auf eine Plattform springen will, sich die Perspektive um 90° dreht, ist der freie Fall - und öfteres Probieren - vorprogrammiert.
Die Soundkulisse ist super. Soundeffekte wurden von den alten Teilen komplett übernommen. Alles klingt für DMC Veteranen sofort vertraut. Die rocklastigen Melodien passen perfekt, wiederholen sich jedoch einwenig zu oft. Die Sprachausgabe ist englisch und wurde nicht synchronisiert, was meiner Meinung nach eine gute Entscheidung war. Lieber eine sehr gute englische Sprachausgabe als eine mittelmässige Synchronisation wie bei 90% aller anderen Titel. Das Ganze ist deutsch untertitelt.
Fazit:
Actionfans, zückt die Schwerter, ölt eure Knarren. Devil May Cry 4 ist der ersehnte Hit geworden! Brachiale Action, super inszenierte Story, hammer Optik, geiler Sound! KAUFEN!
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