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AutorenbildAndy Meier

The(G)net Review: Deus Ex: Human Revolution

Detroit liegt in Trümmern. Die Kluft von Arm und Reich wird zunehmend grösser, immer mehr verlassen die Industrie-Metropole aufgrund mangelnder Arbeitsplätze und einer vergleichsweise hohen Kriminalitätsrate. Nicht nur das Startszenario von Deus Ex, leider auch immer mehr tragische Realität. Trotzdem hat die Zukunft noch einiges mehr zu bieten.


Deus Ex: Human Revolution Test, Review, Testbericht.

Vor mehr als einem Jahrzehnt begeisterte Kult-Designer Warren Spector die PC-Spieler mit einem Egoshooter, der noch viel mehr sein wollte als nur plumpes Zukunftsballern. Schiessen oder schleichen, das war die Devise. Egal welches Ziel wartete, das Spieldesign erlaubte immer mehrere Herangehensweisen. Diese spielerische Seltenheit sowie die ausgezeichnete Story hievten Ion Storms Spiel in den Olymp der ganz grossen Titel – und hinterliess ein schwer zu erreichendes Erbe.


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Eine Dekade später füllt Deus Ex – Human Revolution die Regale von Media Markt und Co. Die Erwartungshaltung ist hoch und gleich vornweg: Sie wurde grösstenteils erfüllt. Human Revolution, eine Art Prequel zum ersten Teil, bündelt dessen Stärken zu einem erneut einzigartigen Videospielerlebnis. Und das nicht zuletzt wegen der kalten Atmosphäre welche durch einen stetigen Grafikfilter untermauert wird. Das Artdesign ist speziell und passt wunderbar zum präsentierten Cyberpunk.


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In naher Zukunft lassen sich die Leute via Biomod zu besseren Menschen aufmotzen, wenigstens körperlich. Ein 3-Meter Sprung dank bester Robotik-Beine oder einen Getränkeautomaten aufheben mittels Stahl-verstärkter Arme, alles ist möglich. Selbst durch Wände sehen oder das Gegenüber aufgrund dessen Stimme direkt im Gespräch zu analysieren und die schlagkräftige Antwort gleich nachzuliefern, alles kein Problem. Diese Modifikationen kann sich selbstverständlich beileibe nicht jedermann leisten und führen so umso mehr zu einer gesellschaftlichen Kluft die immer grösser wird. Nicht zuletzt, weil die körperlichen Veränderungen bei nicht idealer genetischer Voraussetzung abgestossen werden und zwingend eine andauernde medikamentöse Behandlung erfordern – welche sich wiederum ebenfalls nur die gut Betuchten zu leisten im Stande sind.


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Unser Glück, dass Jensen von seinem Boss mit diversen Modifikationen ausgestattet wurde und die nahezu perfekten genetischen Bedingungen mitbringt. Ohne Biomods würde es kaum möglich sein, der riesigen Verschwörung auf die Schliche zu kommen. So schleichen wir uns vorübergehend unsichtbar von Deckung zu Deckung an den patrouillierenden, meist gut bewaffneten Gegnern vorbei. Hat Jensen gerade keine Lust, den nächsten Lüftungsschacht oder die freistehende Hintertür zu suchen, funktioniert auch Variante Brachialgewalt. Via Handfeuer oder Fernschusswaffe werden die Gegner ebenfalls auf die Bretter geschickt. Waffenpurristen motzen ihr Schiesseisen mit diversen Zusätzen auf und zielen danach via Laservisier oder verleihen dem guten Stück mehr Durchschlagskraft.


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Obschon praktisch jeder über den Haufen geschossen werden kann, muss im gesamten Spiel – mit Ausnahme der Endgegner – kein einziger Feind ins Totenreich geschickt werden. Betäubungspfeile oder ein gezielter Schlag auf den Hinterkopf sind nicht zu unterschätzen. Dass die bewusstlosen Körper danach weggeschafft werden sollten, versteht sich von selbst. Idealerweise durchsucht man deren Klamotten noch nach nützlichen Credits, Munition oder Passwort-Hinweisen.


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Im Verlauf des Spiels wird unser zu Beginn (zumindest für uns Spieler) noch ziemlich menschlich wirkender Hauptcharakter zu einer RoboCop-Inkarnation. Mit dem Lösen von Haupt- und Nebenmissionen sowie dem Entdecken von versteckten Wegen oder dem Hacken von Rechnern erhalten wir stetig Erfahrungspunkte. Ist ein neuer Level erreicht, gehen wir mit den Punkten shoppen und erweitern den gestählten Körper mit netten Gadgets. Spätestens hier setzt der vielzitierte Suchtfaktor immer mehr ein. Die Entscheidung, was als nächstes aufgelevelt werden soll fällt schwer, bis auf die Batterie-Erweiterungen macht alles Lust auf mehr. Erhöhen wir unsere Hackerfähigkeiten, die Tragkapazität – sprich die begrenzte Inventargrösse oder lassen wir uns zukünftig schmerzfrei von hohen Distanzen fallen?


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Apropos Hacker: Diese Fähigkeit sollte keinesfalls missachtet werden. In der nahen Zukunft werden Tore, Computer und Safes nur zu oft mit einem elektronischen Schloss versehen. Haben wir das zugehörige Passwort nicht zuvor entdeckt, muss die Datenschleuder gehackt werden. Im folgenden kurzweiligen Minispiel werden verschiedene Knoten miteinander verbunden, bevor das Sicherheitssystem den Hack zu erkennen vermag.


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Selbstverständlich bewegen wir unseren Roboter-Hintern auch mal aus Detroit raus, grafisch bleibt sich das Spiel insgesamt aber ziemlich treu. Das Leveldesign ist zwar immer herausragend, aber auch immer ähnlich aufgebaut. In einem grösseren Städte-Hub suchen wir uns den besten Weg zum Ziel der zuvor aufgegabelten Mission. Garniert wird das Ganze mit grafisch faden Labor und Lagerkomplexen. Dass im Jahr 2027 an jeder Ecke Kisten-Müll rumliegt ist so neu nicht, schliesslich geht’s in der Black Mesa Station nicht anders zu und her.


Obschon Deus Ex audio-visuell gefällt, werden keine neuen Standards gesetzt. Im Gegenteil, die Gesichter wirken doch sehr steril und spätestens nach L.A. Noire völlig veraltet. Dafür läuft das Spiel flüssig über den Screen und die (dennoch zu langen) Ladephasen stören nur bei einem Ableben erheblich. Die Musik dagegen passt wie die Faust aufs Auge und der zugehörige Soundtrack ist herausragend.



Fazit:

Deus Ex hält, was es verspricht. Kenner des Originals hätten sich dennoch die eine oder andere wesentliche Neuerung gewünscht. Fürs Auge bietet Eidos jüngster Spross gerade mal das Mindeste; sowohl Gesichter wie auch die Animationen wirken aber unecht. Von der Gegner-KI lebt der Titel auch zu keiner Zeit und lebendigere, möglicherweise sogar farblich interessantere Städte wären schön gewesen. Was bleibt ist aber trotz allem ein technisch solider Titel, der in erster Linie Spass macht, und das nicht wenig. Human Revolution ist seit langem wieder mal ein Spiel, das Entscheidungsfreiheit nicht nur suggeriert, sondern effektiv ermöglicht. Kaufen, spielen und in ein Szenario eintauchen, das leider viel zu selten aufgegriffen wird.


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