Dead Space war ein Wahnsinnsspiel. Tolle Präsentation, technisch sauber und vor allem ein wilder, abgefahrener Horror-Trip, der die besten Elemente aus Alien und The Thing in einem Spiel vereinte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Dead Space 2 noch besser werden würde. Aber genau das ist es, und zwar in allen Belangen.
Nach der Katastrophe auf der USG Ishimura und der Rettung durch die EarthGov erwacht Held Isaac Clarke im klinischen Zentrum der Raumstation 'Sprawl'. Er hat nur noch bruchstückhafte Erinnerungen an die Vorfälle auf Aegis VII, ist psychisch am Ende und wird von schrecklichen Visionen und Albträumen geplagt. Doch auch hier ist der Arme Isaac nicht in Sicherheit: Die Necromorphs - grausige Ausgeburten des 'Markers' (ein haushohes Relikt, Herkunft unbekannt) - haben die Raumstation bereits überrannt. Wie ist das möglich? Der Marker, der Auslöser allen Übels, wurde doch auf Aegis VII zertört, oder etwas nicht?
Dead Space 2 fängt gemächlich an. Anfangs hat man noch nicht einmal einen Anzug, sondern kämpft in einer Zwangsjacke und nur mit einer Taschenlampe bewaffnet gegen die übermächtigen Gegner. Was gleich zu Beginn auffällt: Das Spieltempo ist höher als beim Vorgänger. Isaac bewegt sich schneller und wirkt insgesamt agiler, was schlussendlich dem Spielspass zu Gute kommt. Grafisch hat sich nicht mehr viel getan. Das Spiel sieht immer noch atemberaubend aus. Verbesserung werden nur im Detail sichtbar, wie etwa die besseren Licht- und Rauch-Effekte. In dunklen Räumen dient nicht nur die Taschenlampe, sondern nun auch die leuchteten Augenschlitze des Helmes als Lichtquelle. Dies fällt besonders dann auf, wenn man durch einen dunklen Lüftungsschacht kriechen muss.
Das Waffenarsenal aus Teil 1 wurde übernommen und um drei Wummen erweitert. Jede Waffe verfügt zudem über eine Sekundärfunktion. So kann man z.B. mit dem Maschinengewehr neuerdings auch Granaten abfeuern. Neu im Programm ist das Seeker Rifle, eine Art Scharfschützengewehr mit Zoom. Die Javelin-Gun verschiesst Bolzen, mit denen man die Nekromorphs an Wände nagelt. In der Sekundärfunktion stossen die Bolzen einen Elektroschock ab. Damit lässt sich taktisch vorgehen. So kann man man z.B. einen Bolzen in den Boden schiessen und warten, bis sich die Brut nähert, um sie dann auf Knopfdruck zu braten. Auch neu ist die Detonator-Gun, mit denen ihr Haftminen an Wände oder Böden anbringt, die wahlweise per Knopfdruck oder mittels Motions
-Sensor ausgelöst werden. Die Waffen lassen sich wie in Teil 1 mit Hilfe von Power-Nodes verbessern. Diese sind in den Leveln versteckt oder man kauft sie sich mit harter Währung in einem der Shops. Ein verbessertes Navi-System zeigt neuerdings auch an, wo Shops, Save-Points oder Werkbänke zu finden sind. Auf den Werkbänken verbaut ihr die Nodes in eure Waffen oder den Anzug und werdet so immer mehr zum Monster-Schreck.
Natürlich ist auch das Stasis- und das Telekinese-Modul wieder dabei, wobei ihr von letzterem jetzt ständig gebrauch machen könnt, da es keine Energie mehr benötigt. Mit Hilfe der Telekinese bewegt ihr Objekte und löst kleinere Puzzles, wie gehabt. Mit dem Stasis-Modul könnt ihr Gegner oder auch Objekte kurzzeitig einfrieren bzw. stark verlangsamen, was bei den teilweise blitzschnellen Nekromorphs dringend notwendig ist. Neben altbekannten Gegnertypen gibt es ein paar neue, wie z.B. die 'Crawler', kleine babyartige Wesen, die meist in Gruppen auf euch zu kriechen und in eurer Nähe explodieren. Auf die Idee der 'Spitter' kam man vermutlich dank Left 4 Dead. Die 'Spitter' spucken euch eine heisse, ätzende Säure entgegen, die nicht nur verletzt, sondern euch auch stark verlangsamt (quasi die Nekromorph-Antwort auf euer Stasis-Modul). Es gibt noch ein paar andere, neue Gegner, die ich hier aber nicht erwähnen will. Lasst euch überraschen!
Über eine weitere Neuerung möchte ich euch aber aufklären: 360 Grad-Kämpfe in der Schwerelosigkeit. Isaacs Anzug verfügt neu über kleine Schubdüsen, mit denen ihr euch auch im schwerelosen Raum frei bewegen könnt. Gerade diese Abschnitte hätten zum totalen Steuerungs- und Orientierungs-Chaos führen können. Glücklicherweise haben sich die Entwickler Zeit genommen und eine effektive und einfache Mechanik implementiert, so dass sich Isaac auch ohne Schwerkraft hervorragend steuern lässt.
Toll auch, dass bei den Kämpfen jetzt eine Prise Taktik angebracht ist. Taktik und starke Reflexe! Dem Spieler ist eigentlich nie eine Verschnaufpause gegönnt. Jedes Mal, wenn man glaubt, die erschreckendste Stelle der Spielegeschichte erlebt zu haben, erbricht das Spiel eine neue Ausgeburt der Hölle direkt vor eure Magnetstiefel. Und dann heisst es Schiessen und Rennen! Und das so oft wiederholen, bis der Bildschirm leer und der Controller feucht ist. Adrenalin pur, speziell auf höheren Schwierigkeitsstufen. Tipp: Ihr solltet unbedingt auf Stufe 'Survivalist' spielen, denn die einfachen Stufen sind für Genre-Neulinge bzw. Anfänger gemacht. Die Gegner sind dort viel zu schwach und extrem einfach zu besiegen. Da kommt kein 'Survival-Horror'-Feeling auf. Tut euch also selber einen Gefallen!
Dead Space 2 wird für die Xbox 360 auf 2 Disks ausgeliefert. Erwartungsgemäss ist der Umfang des Spiels grösser ausgefallen als im ersten Teil. Mit 15 Kapiteln und einer durchschnittlichen Spiellänge von ca. 10 Stunden kann man nicht meckern. Zumal sich die Level-Abschnitte nicht mehr wiederholen, wie es noch im ersten Teil der Fall war. Jedes Kapitel bietet einen komplett neuen Augenschmaus und neue, noch abartigere Gegner. Abwechslung wird hier gross geschrieben. Die Geschichte wird abermals spannend erzählt und man kann wirklich kaum aufhören zu spielen, weil man einfach wissen will, was einen hinter der nächsten Ecke oder im nächsten Raum erwartet. Savepunkte und Checkpoints gibts es übrigens zu hauf, Frust kommt nie auf. Ach ja, die Ladezeiten sind ebenfalls äusserst kurz und kommen eigentlich nur beim Spielstart vor.
Speziell erwähnen möchte ich hier auch noch einmal die hervorragende Präsentation. Dead Space 2 sieht einfach atemberaubend aus und zusammen mit dem simplen aber effektiven Soundtrack wird eine Spannung erzeugt, wie es sonst nur ganz grosse Hollywood-Movies schaffen. Die Sound-Effekte der herrlich scheusslichen Kreaturen sind ebenfalls eine Klasse für sich. Am besten ihr schliesst euch im Zimmer ein, macht alles dunkel und dreht eure Anlage auf. Ich verspreche euch, ihr werdet Nachts davon träumen!
Natürlich muss 2011 auch ein Dead Space 2 über einen Multiplayer-Modus verfügen. Bis zu 8 Spieler tummeln sich auf 5 Karten und tragen Mensch-gegen-Monster Kämpfe aus. Leider fehlt es hier deutlich an Feinschliff und Dynamik, so dass ihr nach ein paar Minuten das Pad gelangweilt zur Seite legen werdet. Dass das Szenario an sich viel Potential für spassige Onlinepartien bieten würde, zeigte uns letztes Jahr das Spiel 'Singularity'. Wer also unbedingt als Monster in Online-Gefechten antreten will, sollte sich dieses Spiel zum Sparpreis besorgen.
Fazit:
Dead Space 2 nimmt alle Zutaten des ersten Teils, verbessert sie und packt noch ein paar eigene, neue Ansätze oben drauf. Das Resultat ist ein herrlich atmosphärischer Horror-Trip, der technisch, spielerisch und auch erzählerisch ein Meilenstein im Genre darstellt. Es gibt eigentlich keinen Grund, dieses Spiel nicht zu mögen, ausser vielleicht ihr steht nicht auf Horror-Spiele (oder den starken Gore-Faktor). Ich aber bin dem "Dead Space"-Fieber ganz und gar erlegen. Auf die Gefahr hin, dass das jetzt abgedroschen klingt: Dead Space 2 nimmt ab sofort den Genre-Thron ein und löst damit meinen bisherigen Favoriten, "Resident Evil 4", ab. Wurde aber auch langsam Zeit.
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