Seit George A. Romeros „Dawn of the Dead“ gehört der gemeine Zombie dahin, wo es ihn schon im Menschendasein hin gezogen hat. Nach dem allseits beliebten Einkaufszentrum verschlägt es die Untoten nun in die Stadt der Spieler.
Vor ziemlich genau vier Jahren musste sich der Journalist Frank West mit den Zombies rumschlagen. Dabei hatte der gute Mann ein dauerndes Zeitlimit im Nacken und befreite so manchen Überlebenden (sowie sich selbst) aus einem Einkaufszentrum. Dieser kurze Rückblick hat zwei Gründe. Erstens spielt besagter Mann, wenigstens im Hauptspiel, keine Rolle mehr und zweitens hat sich am Spielprinzip kaum etwas geändert.
Im Prolog „Case Zero“ erfuhren wir bereits, dass der Neue Chuck Greene sein wird. Belebt wird dessen Hintergrundgeschichte durch seine Tochter, die unglücklicherweise bereits gebissen wurde - von Ihrer Mutter. Zombrex sei Dank, wehrt sich das kleine Mädchen wacker gegen die drohende Zombiefizierung. Weniger gut, dass das Medikament aus der Spritze nur 24 Stunden anhält.
Als ob das noch nicht reichen würde, hält man Chuck für einen Attentäter, der die Zombies in die Stadt rein gelassen hat. Nun gilt es also, alle 24 Stunden eine Ration Zombrex zu finden und an das Töchterchen zu übergeben, dazu gilt es, Beweise für unsere Unschuld innerhalb von 72 Spielstunden zu finden. Nach besagter Zeit hat sich das Militär angemeldet, um die Überlebenden vom Albtraum der lebenden Toten zu befreien.
Das Spiel funktioniert derweil tatsächlich genau wie sein direkter Vorgänger. Wer jenen gemocht hat, wird auch schnell mit Dead Rising 2 warm. In Capcoms Interpretation von Vegas gibt's auf dem Weg der Story und auch abseits jener diverse Überlebende, die zum Safehouse eskortiert werden möchten. Genau wie damals, darf man den guten Leuten jeweils nicht viel mehr an KI zutrauen als der umherschlurfenden Gegenpartei, das nervt zuweilen. Glücklicherweise erweist sich Chuck als stark genug, um die speziell trägen Hilfesuchenden durch die Gänge zu tragen.
Es finden sich Unmengen an Einkaufsmöglichkeiten in der Wüste. Da die Inhaber sich mehr für das Abendessen als die Kassenführung interessieren, bedient man sich nach Lust und Laune. So kleidet sich Chuck nicht nur nach Gusto des Spielers ein, sondern er bedient sich auch so manch umherliegender Gegenstände als Waffe gegen die Toten und die Lebenden.
Ja richtig, die Lebenden. Wie schon aus dem ersten Teil bekannt, sind die todbringendsten Feinde nicht die wandelnden Leichen, sondern die irren Überlebenden die überall ihr Unwesen treiben. Gleich zu Beginn wird beispielsweise die Apotheke überfallen, also benutzen wir den Baselballschläger oder die Axt gegen noch ziemlich lebendige Gegner und beschützen die arme Dame hinter der Theke. Nervenschwache Spieler dürften sich über den einen oder anderen Irren ärgern.
Neu ist, dass Mr. Greene einige Gegenstände kombinieren darf und auch soll. Daraus ergibt sich ein mit Nägeln besetzter Baseballschläger oder ein Kopf-weg-Kübel. Leider bedarf es für jegliche Werkstattarbeiten spezielle Räume, die immer mal wieder zu finden sind. Komfortabler wäre die Möglichkeit gewesen, die Gegenstände jederzeit und überall miteinander zu verkleben. Die Benutzung solcher teils äusserst kreativer Mittel, sowie das Retten der Mitmenschen, ergeben jeweils mehr Prestigepunkte. Damit erhöhen sich Chuck Greenes Fähigkeiten immer weiter, Tragkraft, Lebensenergie oder Lauftempo werden es Euch danken.
Nach dem Abspann darf der ausgebaute Held gespeichert und in eine neue Partie übernommen werden. Durch diese Spielphilosophie ist Dead Rising 2 auf mehrmaliges Durchspielen ausgelegt, denn alle Überlebenden zu retten und der Verschwörung nebenher noch Herr zu werden, wird im ersten Anlauf kaum möglich sein. Ein anständiges Ende sollte man aber auch beim ersten Durchlauf geniessen können.
Neu ist auch der voll integrierte Multiplayer Modus: im Duett auf jede erdenkliche Art und Weise Zombies zu erledigen macht genauso viel Spass. Nicht zu unterschätzen ist „Terror is Reality“, der ganz in der Aufmachung einer TV-Gameshow präsentierte Modus. Vier Kontrahenten können hier in neun unterhaltsamen Zombieslasher-Disziplinen um die Höchstpunktzahl kämpfen. Die dabei verdiente Kohle wird direkt ins gewünschte Hauptprofil übernommen und erspart Chuck somit das zerstören hunderter von Registrierkassen.
Fazit:
Dead Rising war eine Hass-Liebe, Teil zwei ist das genauso. Man muss sich vom immerwährenden Zeitdruck im Kopf befreien, denn diesen gibt’s eigentlich gar nicht. Das Spiel ist auf mehrmaliges Durchspielen ausgelegt. Erst wenn der Spieler seine Fähigkeiten ausgebaut hat und die Umgebung sowie die Gegner kennt, wird vieles einfacher und noch besser. Das Nach-Hause-Bringen der Überlebenden kann zeitweise etwas nervig sein. Wahrscheinlich wär’s zu einfach, hätte man den Jungs und Mädels zusätzlich zu Beinen auch noch etwas Intelligenz verliehen. Wieso diese kaum sprechen dürfen und ich alles nachlesen soll, erschliesst sich mir nicht. Technisch ist das ganze bis auf die horrenden Ladezeiten fein gemacht, neue Erkenntnisse über die Grafikpower der Xbox 360 haben wir aber nicht gemacht. Dank der anhaltenden Motivation eines mehrmaligen Durchspielens, vieler Gegenstände, die zum Ausprobieren einladen sowie fairer Speicherpunkte, gibt’s eine klare Kaufempfehlung für Action- und Zombiefreunde. Zu guter Letzt empfiehlt es sich wirklich, zuvor den hervorragend gemachten Prolog ebenfalls zu spielen.
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