Herzlich Willkommen in der Willamette Parkview Mall. Capcom lädt uns ein, die alltägliche Einkaufstour mal etwas anders zu erleben und schickt uns für 72 Stunden in ein Shoppincenter voller Zombies. Ganz nebenbei klärt ihr noch auf, wer oder was hinter der Zombie-Plage steckt.
Ihr übernehmt die Rolle von Frank West, seines Zeichens Fotojournalist und habt Wind davon bekommen das sich in einem Shopping Center merkwürdige Dinge ereignen. Prompt werdet ihr per Hubschrauber auf das Dach des Einkaufszentrums gebracht und seht, dass die Mall voller untoter Zombies ist. Franks Aufgabe besteht nun darin Fotos zu schiessen um die Öffentlichkeit über dieses Treiben zu informieren und nebenbei noch unschuldige Einkaufsbummler zu retten.
Das kommt euch bekannt vor? Capcom hat sich sichtlich von George A. Romeros Filmklassiker: Dawn of the Dead inspirieren lassen, was man dem Titel sofort anmerkt. Dead Rising kann man sich im Prinzip als ein GTA mit Zombies vorstellen. Das Spiel lässt euch völlig frei was ihr tun und lassen wollt. Ihr könnt in diesem riesigen Einkaufzentrum jeden Laden betreten und hunderte von Gegenständen und Waffen benützen. Sei es eine Handtasche, Wasserpistole, Teddybär, Werbeschild, Rasenmäher, Kettensäge, Eisenrohr oder auch herkömmlichere wie z.B. eine Shotgun oder MG. Die Liste könnte man ewig weiterführen.
Das unterhaltsame daran ist, dass die Zombies auf alle Gegenstände anders reagieren. Wenn ihr sie mit einer Wasserpistole abspritzt bekommen sie höchsten einen nassen Kopf und reiben sich die Augen. Sobald ihr gröberes Geschütz wie eine Kettensäge oder ein Katana Schwert zückt, fliegen schon mal Körperteile durch die Gegend. Es macht einfach unglaublich Spass all die verschiedenen Gegenstände auszuprobieren und zu sehen was für Auswirkungen sie haben. Dass sich das Spiel dabei selber nicht ganz ernst nimmt seht ihr am Humor: Setzt z.B. ein paar Zombies Lego-Masken auf den Kopf und bewerft die orientierungslos herumtorkelnden Gesellen dann mit CD-Hüllen. Wer solche abstrakten Dinge fotografiert erhält kräftig Punkte. Da Frank ein Fotojournalist ist, hat er stets seine Kamera dabei. Die dürft ihr nach eurem Gutdünken benutzen und knipsen was ihr wollt. Das Knipsen hat aber einen tieferen Sinn, fotografiert ihr z.B. ein Ehepaar, dass sich wiedergefunden hat oder gar einer der vielen Psychopathen, gibt das enorm viele Prestige Punkte. Diese benötigt ihr zum Aufleveln - mehr dazu später. In der Mall findet ihr auch Kleiderläden, in welchem sich Frank neu einkleiden kann. Lauft ihr gerne in Frauen- oder Kinderklamotten herum? Wollt ihr euch die Haare färben? Wie wär es mit Faschingsmasken? Alles kein Problem. In Dead Rising ist fasst alles möglich.
Auch Bücherläden findet man häufig. Diese bergen oft kleinere Upgrades in Form von Literatur, die z.B. die Haltbarkeit der Waffen verbessert. Oder man lernt mal eben schnell Japanisch, um zwei Asiaten zu helfen, die der englischen Sprache nicht mächtig sind. Fahrzeuge bietet die riesige Mall ebenfalls. So könnt ihr im späteren Verlauf mit einem Fahrrad, Auto und sogar Motorrad fahren. Abseits vom Zombieschlachten und Kleideranprobieren habt ihr die Aufgabe bestimmte Fallakten zu lösen, um so hinter die Geheimnisse der Zombieinvasion zu kommen. Diese Fallakten tauchen in zeitlich vorgegebenen Abständen auf und sind eigentlich ohne Hektik zu schaffen. Während des Spiels bekommt ihr aber übers Walkie Talkie immer wieder Sidequests vom Hauswart übermittelt. Ihr sollt z.B. Leute in Notsituationen retten oder irgendwo einem der vielen Psychopathen eine Abreibung verpassen. Diese Bonus-Missionen sind kein Muss. Es ist also eure Entscheidung ob ihr euch darum kümmern wollt oder nicht. Entscheidet ihr euch diese anzunehmen kann es nämlich passieren, dass ihr plötzlich in Zeitdruck kommt und eventuell eine erforderliche Fallakte nicht mehr lösen könnt. Das bedeutet dann, dass ihr die Story nicht mehr aufklären könnt und eines der 5 möglichen (schlechten) Endings seht.
Sehr mühsam ist, dass ihr diese Funksprüche nur als Textform zu sehen bekommt. Während ihr das Walkie Talkie in der Hand haltet, könnt ihr keine Gegenstände oder Waffen benützen, und nicht kämpfen. Ihr müsst warten bis der Text verschwunden ist. Eine Sprachausgabe wäre in solchen Situationen eine garantiert bessere Lösung gewesen, zumal ihr viele der Funksprüche genau dann erhaltet, wenn ihr euch mitten im Kampf mit dutzenden Untoter befindet. Da fällt Lesen einfach schwer. Sobald ihr einen der Hilfesuchenden aufgespürt habt, müsst ihr ihn zurück zum Sicherheitsraum eskortieren und hier fängt Dead Rising an zu nerven. Die KI der computergesteuerten Charaktere ist so unglaublich dumm, dass jeder Zombies dagegen intelligent wirkt. Sie laufen manchmal ziellos in der Gegend umher, bleiben an Ladeninventar hängen oder weigern sich manchmal strikte euch zu folgen. Ihr habt zwar die Möglichkeit den KI-Kameraden Waffen und Energie zu geben. Intelligenter werden sie damit aber nicht. Frank kann ihnen immerhin 2 Befehle geben: Folgen und "Geh-dort-hin". Die beste Variante ist irgendwo eine zombielose Ecke zu finden und sie "dorthin" zu schicken. Vor allem wenn man bis zu 8 Leute in der Party hat verkommt es zu einer wahren Geduldsprobe, alle sicher abzuliefern. Manche Überlebenden können nicht mehr laufen und müssen per Huckepack oder Händchenhalten durch die ganze Mall geschleppt werden. Natürlich kann man sich dann nicht mehr verteidigen. (Anm. von Sascha: Es gibt ein Buch, dass die KI der Survivor leicht verbessert! Holt es euch im Kampf gegen den Kult-Leader!).
Diese Sidequests bringen jedoch enorm viele Prestige Punkte und die werden dringend fürs Aufleveln benötigt. Aufleveln? Ja Frank erhält wie in einem Rollenspiel Erfahrung und wird stetig stärker. Während ihr fleissig Zombies metzelt und Fotos schiesst, füllt sich eure PP Leiste im oberen linken Bildrand. Ist die Leiste voll, steigt ihr automatisch einen Level hoch und könnt nun z.B. mehr Items mit euch tragen, vertragt mehr Treffer oder lernt einen Spezial Move. Diese Spezial Moves sind was ganz besonderes. Lernt z.B. Zombies an den Füssen zu packen und durch die Gegen zu schleudern oder gar auf ihrem Rücken zu „surfen“. Die Steuerung geht übrigens leicht von der Hand und ist innert wenigen Minuten erlernt. Abseits von Untoten und Überlebenden, treiben noch verschiedene Psychopathen ihr Unwesen im Einkaufzentrum. Diese treten im Spiel als Bossgegner auf. Die meisten Bosse haben eher unfaire Taktiken als hohe Intelligenz und so verkommen viele Bosskämpfe zu einer eher lauen Angelegenheit mit viel Frustpotential.
Da das Spiel euch nur 72 virtuelle (keine Echtzeit-) Stunden Zeit gibt, seid ihr sozusagen gezwungen, die meisten Aufträge pünktlich zu meistern. Ansonsten müsst ihr jedes Mal wieder vom letzten Speicherpunkt beginnen oder beendet das Game, ohne die Story zu lösen. Praktischerweise könnt ihr in Toiletten oder dem Sicherheitsraum jederzeit speichern und so euren Status beibehalten. Aber aufgepasst! Bei Dead Rising kann man nur 1 Spielstand anlegen. Also überlegt euch gut wann und warum ihr speichert. Es kann passieren, dass ihr euch in eine „Ecke“ speichert und nicht mehr genügend Zeit habt, um die nächste Fall-Akte zu lösen! Dead Rising bietet Capcom-typisch „lots of gore“ also viel, viel roten Lebenssaft. Wenn ihr die Zombies mit Sensen, Rasenmähern oder Kettensägen angreift, fliegen die Gliedmassen auf dem Bildschirm umher und das Blut spritzt in Massen. Franks Kleidung wird im Laufe der Metzelorgie sichtlich „röter“ und Blutlachen zieren den Boden. Definitiv nichts für Kinder! Angesichts des verhältnissmässig hohen Anteil Humors wirken diese Gewaltszenen aber eher lustig als anstössig. Grafisch ist Dead Rising zum grössten Teil eine Augenweide. Vor allem in den Zwischensequenzen ergötzt man sich an hochauflösenden Charaktermodellen mit wunderschönen Polygon-Gesichtern.
Während des Spiels verblüfft die schiere Anzahl Zombies auf dem Bildschirm. Nicht selten torkeln Hunderte der Untoten Schulter an Schulter um euch herum ohne dass die Bildrate einbricht. Die unterschiedlichen Bereiche der Mall sind sehr individuell und somit abwechslungsreich gestaltet und glänzen mit teilweise exzellenten Texturen. Musikalisch wird nicht viel geboten. Meistens hört man eine Art Aufzugs- (oder eben Einkaufs-) Musik und natürlich viel Zombie Gemurmel. Erst in 5.1 Surround Sound kommt wirklich Freude auf. Die Sprachausgabe ist ebenfalls sehr gut gelungen, vor allem die Psychopathen machen ihrem Namen alle Ehre. Eine besondere Erwähnung sollten die verschiedenen Soundeffekte der Gegenstände erhalten. Jeder Gegenstand der im Spiel vorkommt hat einen individuellen Soundeffekt. Diese hören sich alle wirklich absolut „echt“ an. Abschliessend bleibt noch zu erwähnen, dass Dead Rising viele kleinere Ladezeiten hat. Vor einer der zahlreichen Zwischensequenzen - und auch danach - wird immer für ca. 5 Sekunden geladen. Auch wenn man andere Bereiche der Mall betritt lädt es nach. Diese Ladezeiten empfindet man zwar nicht als störend, können aber die Stimmung bzw. den Spielfluss da und dort bremsen.
Fazit:
Dead Rising macht von Beginn weg viel Spass. Die extrem vielen Möglichkeiten, sich mit den Zombies anzulegen, birgt einen unglaublichen Unterhaltungswert. Man möchte den ganzen Tag nichts anderes tun. Sobald man sich aber an das Lösen der Side-Quests macht, kann der Spielspass sinken. Die unglaublich doofen Überlebenden kosten einen zum Teil wirklich den letzten Nerv. Ständig bleiben sie irgendwo hängen oder werden angegriffen. Auch die wirklich mühsamen Bosskämpfe sind eine Geduldsprobe. Das verkorkste Speichersystem hätte sicher auch eine Überarbeitung nötig. Trotz all diesen kleinen Fehlern, spielt man aber immer wieder gerne eine Runde "hirnloses Zombiemetzeln". Denn dort ist Dead Rising unerreicht stark und einzigartig.
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