Remakes und HD Neuauflagen erscheinen diese Tage gefühlt bereits kurz nach der Erstveröffentlichung. Umso erfreulicher ist es da, haben sich die Jungs von Double Fine einem wahren Klassiker angenommen, der eine Neuauflage mehr als nur verdient hat.
Wir schreiben das Jahr 1993, Lucasfilm Games ist noch in aller Munde, obschon Lucas Arts zu dieser Zeit bereits den einen oder anderen Hit-Titel auf die Adventure-Fans losgelassen hat. Nach Monkey Island 2 sind die Erwartungen ungebrochen gross, noch mehr, wenn es sich um die offizielle, lang erwartete Fortsetzung des Adventure Urgesteins Maniac Mansion handelt. Kaum sind die 3.5“ Disketten installiert, erahnt der erfahrene Dos-Spieler die Qualitäten der soeben erstandenen Spiele-Software. Tatsächlich entpuppt sich Day of the Tentacle als Meilenstein im Genre, sowohl durchwegs logische Rätsel, der sympathische Humor wie auch die zur damaligen Zeit erstklassige 256-Farben Grafik überzeugten auch hartgesottene Kritiker.
Nun, mehr als 20 Jahre nach der ersten Re-Union mit Dr. Fred und seiner absonderlichen Familie, erhalten wir endlich eine polierte Fassung der Tentakel-Action. Obschon der zeitlos abstrakte, comicartige Grafikstil des Originals hervorragend gealtert ist, hat die Überarbeitung dem Titel gut getan. Das Bild wurde fein auf 16:9 und aktuelle HD-Grafik aufgewertet. Dank der Möglichkeit, jederzeit zur ursprünglichen 256-Farben Optik umzustellen, gleicht der Unterschied Himmel und Hölle. Selbst die grössten Fans werden sich schnell an die zeitgemässe Präsentation gewöhnen. Im Audio-Bereich wurde für deutsche Spieler wenig getan, immerhin befindet sich die original Synchronisation der 1994 veröffentlichten CD-Rom Version mit im Paket. Jene ist speziell für Kenner auch heute noch ein Genuss, allerdings mehr aufgrund der zweifelsohne vorhandenen Retro-Brille. Die Dialog-Qualität wirkt nach heutigem Massstab nicht mehr ganz zeitgemäss, besser ist hier die englische Vertonung, welche ebenso zur Verfügung steht.
Richtig gut umgesetzt wurde die Steuerung. Schnell werden Unkenrufe laut: „Grafik-Adventures mit Joypad, ein Unding“. Doch weit gefehlt. Dank der neuen Benutzerführung macht DotT auch mittels Dual Shock 4 Controller Spass. Besser: Nicht einmal denkt man an das nicht Vorhandensein einer PC-Maus. Ein grösseres Kompliment gibt es kaum. Hierzu wurden die Verben direkt auf Tastendruck als On-Screen Menü eingebaut und werden mittels Dreh Rad ausgewählt. Der Cursor wird durch den linken Stick übers Bild gesteuert, das funktioniert zwar hervorragend, eine optionale Integrierung des Touch-Pads wäre aber wünschenswert gewesen. Die übliche Adventure-Problematik, dass eminent wichtige Gegenstände im Bild untergehen, wird erfolgreich eliminiert: Ein kurzer Druck auf das Steuerkreuz und alle Objekte, mit welchen es zu interagieren gilt, sind hervorgehoben.
Nebst dem runderneuerten Spiel erwarten Fans von Bernard, Hoagie und Laverne noch ein optional zuschaltbarer Audiokommentar, Entwickler-Skizzen aus den 90ern und nicht zuletzt die Möglichkeit, das original Maniac Mansion an Eds Rechner zu spielen. Jenes wurde nicht an die moderne Technik angepasst.
Fazit:
Day of the Tentacle ist mit weitem Abstand das beste Grafik Adventure aller Zeiten. In meiner persönlichen Rangliste befindet sich der Klassiker unter den all-time Top-3. Sicherlich spielt eine kleine Portion Retro-Romantik mit ein. Aber das Remake hält auch objektiver Bemessung stand. Die Rätsel rund um die drei verschiedenen, zusammenhängenden Zeitepochen sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben, die sympathischen und schrill-skurrilen Charaktere tun ihr Übriges dazu. Wenn man auch nur ein ganz klein wenig mit Grafik Adventures anzufangen weiss, besteht die Pflicht für jeden Videospieler, Day of the Tentacle zu kaufen. Das gilt selbst für jene, die das Original in- und auswendig kennen; oder sogar noch mehr für eben jene Zielgruppe. Wer DotT nicht gespielt hat, verpasst nicht nur einen Meilenstein in der Computer-Spiele Geschichte, sondern auch eines der besten Spiele aller Zeiten.
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