Nach gefühlten Jahrzehnten der Wartezeit ist es endlich soweit: From Software beglückt den virtuell masochistisch angehauchten Videospieler mit dem lang ersehnten zweiten Teil. Ob wir genauso gerne das zeitliche gesegnet haben, wie in den beiden Vorgängern?
You died, wir sind gestorben. Keine zwei Worte haben wir in den vergangenen Jahren öfters in einem Videospiel gelesen. Dark Souls führte weiter, mit was Demon Souls begonnen hat. Die Qual des Spielers, auf eine motivierende Art und Weise, wie es bisher kaum ein anderes Entwickler-Studio hingekriegt hat. Unzählige Male verabschiedet sich der Held ins Reich der Toten. Auf unterschiedlichste Arten hat uns From Software das digitale Leben ausgeblasen. Selbst kleinliche Gegner durfte man zu keinem Zeitpunkt unterschätzen, oder wurde kurz darauf eines besseren belehrt. Obschon beide Spiele aus der Souls Reihe an Hartnäckigkeit kaum zu überbieten sind, werden sie nur selten frustrierend. Beide meistern den schmalen Grat aus forderndem Gameplay und fiesen Frust-Attacken nahezu perfekt. Spieler der ersten Stunde befürchteten schon kurz nach der Ankündigung von Dark Souls 2, dass From Software aus Rücksicht auf die Schwachen unter uns, den liebgewonnenen Schwierigkeitsgrad deutlich senken würde. Gleich vorweg: You will die.
Dark Souls 2 schafft den Spagat aus mehr Zugänglichkeit und dem immer noch gnadenlosem Spielprinzip meisterlich. Knallhart bleibt das Leben auch in der Welt von Drangelic. Kleinere Gegnerhorden und gewaltige Endgegner machen dem Spieler das Konsolenleben zur Hölle. Dabei bleibt die fiese Brunst der Unterwelt durchwegs fair. Verabschieden wir uns ins Reich der Toten, war stets mangelnde Spiel-Kompetenz der Grund. Einmal mehr einen vermeintlich schwachen Gegner unterschätzt, eine heimtückische Falle nicht früh genug erspäht oder schlicht das Angriffsmuster des monströsen Endgegners noch nicht durchschaut. Gründe für ein vorzeitiges Ableben gibt es viele, Schuld dafür ist nie das Spiel. Und das obschon der Titel, im direkten Vergleich zum Vorgänger, die Schwierigkeit nochmal angezogen hat. Im Jahr 2011 durfte der Spieler noch zahlreiche Tode durchleben, bis auf den Verlust der bis dahin gesammelten Seelen hatte das kaum Konsequenzen. Heuer schlagen sich die hartgesottenen Dark Souls Anhänger mit ganz anderen Problemen rum: Stirbt der zu Beginn gebastelte Held zu oft in Hüllenform, wird ihm zunehmend weniger Lebenssaft gewährt. Bis zum bloss halbvollen Energiebalken. Nur mit Hilfe der rar gesäten Menschlichkeit gelangt die Hülle wieder zurück zur alten Stärke. Freilich bedeutet der nächste darauf folgende Tod, und dieser folgt bestimmt, die erneute Rückkehr ins Untoten-Dasein.
Eine Design Entscheidung, die wir nicht vollständig verstehen müssen und speziell zu Beginn des Spiels auch alles andere als für gut befanden. Um das Spiel noch eine Nuance happiger zu machen, wurde zudem die Fackel eingeführt. Langjährige Videospieler dürften sich bereits ausmalen können, welche Konsequenzen dieser einfache erhellende Gegenstand mit sich bringt. Bei jedem entfachten Feuer (welche wie im Vorgänger den Level Fortschritt speichern) entscheiden wir, ob der wagemutige Recke mit dem gewohntem Schild ausgerüstet, oder aber mit einer lichtbringenden Fackel in der Hand auf Entdeckungstour geht. Licht oder Deckung, nicht immer eine einfache Entscheidung. Umso einfacher wird die Bewegung in der grösstenteils unfreundlichen Welt. In Dark Souls 2 darf bereits zu Beginn zwischen den entfachten Lagerfeuern hin und her gereist werden, der Vorgänger erlaubt die praktische Schnellreise erst spät im Spiel. Umso unverständlicher dagegen die Entscheidung, dass Levelups nur noch bei einem zentralen Leuchtfeuer erledigt werden dürfen. So reisen wir immer wieder zurück zum Anfang, um die hart verdienten Seelen in unbedingt notwendige Attribut-Steigerungen zu investieren.
Letzt Genannte werden zu Beginn nach Gutdünken verteilt, so wird ein gewiefter Magier oder eisenharten Ritter erstellt. Letztendlich sind sie alle zu Beginn des Spiels nur Wichte in der gnadenlosen Welt von Dark Souls. Das äusserst flexible Klassensystem blieb erhalten. Magier mit Grossschwert oder zaubernder Krieger? Nichts ist unmöglich, einiges aber macht das Spiel zu einer noch grösseren Herausforderung. Neu dürfen mittels Seelengefäss die aufwändig erbeuteten Punkte neu verteilt werden, selbstverständlich findet sich auch jener Artikel nicht in jeder Ecke. Im Verlauf des Spiels wird man sich einmal mehr fragen, ob ein Weiterkommen überhaupt noch möglich sei. Aber sind es nicht genau diese Fragen, welche Dark Souls zu dem machen was es ist, eine Spielerfahrung, die einmal mehr Seinesgleichen sucht? Und wenn es mal überhaupt nicht mehr weiter geht, haben wir selbstredend noch immer die Möglichkeit, bis zu zwei menschliche Mitstreiter ins eigene Spiel einzuladen. Fieslinge suchen dagegen auch im Jahr 2014 andere Spieler in deren Welt auf und beharken jene in Form eines unfreundlich gesinnten Phantoms.
Selbst wenn wir tausende Tode erleiden müssen, so treibt die Lust nach mehr, dem nächsten unbezwingbar erscheinenden Gegner, doch immer wieder aufs Neue an. Zumal nun endlich auch im technischen Bereich sauber gearbeitet wurde und eine durchwegs flüssige Framerate garantiert wird. Abartig ruckelnde Schandstadt-Abgründe zwingen den Spieler nicht mehr in die Knie, diese Ausrede der vermeintlichen Versagens fällt somit – glücklicherweise – flach. Obschon die verschiedenartigen Umgebungen danke einer aufgepeppten Engine fantastisch präsentiert werden, sieht man der Grafik die Qualität der mittlerweile betagten Hardware an. Nur verständlich, dass From Software aufgrund einer grösseren User-Basis die Wahl von Xbox 360 sowie PS3 traf. Eine schon bei Release erhältliche, optisch ansprechendere Next-Gen Version hätten wir dennoch gerne gesehen.
Fazit:
Immer noch spielt sich Dark Souls nahezu perfekt. Jeder Hieb soll punktgenau gesetzt werden, oder des Gegners schlagkräftige Reaktion lässt nicht lange auf sich warten. Trotz einiger fragwürdigen Rückschritte, wie die Wiedereinführung des aus Demon Souls bekannten Wohlfühl-Bereichs, wo alle vermeintlich ruhigen Arbeiten erledigt werden, begeistert der Nachfolger zum wohl härtesten Spiel aller Zeiten enorm. Auch dank alt bekannter Qualität: Dark Souls 2 wird seinem Namen in jeder Form gerecht. Bickel hart will jeder Meter Fortschritt erarbeitet werden, zuckersüss fühlt sich ein erfolgreich absolvierter Bosskampf an. Speziell fies fällt die Entscheidung zwischen Schutz und Licht in Form von Fackel und Schild aus. Dark Souls 2 bietet von allem etwas, Verbesserungen sowie einige wenige Rückschritte. Im Kern bleibt sich die schon jetzt zum Klassiker avancierte Serie treu und kürt sich damit möglicherweise bereits im März zum Spiel des Jahres 2014. Ein Danke an From Software, für die neuerliche, Schweiss treibende, bittersüsse Erfahrung, die wir keinesfalls missen möchten.
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