Du bist tot. Spielern von Demon’s Souls dürfte diese Aussage in Erinnerung geblieben sein. Nur wenige Spiele der aktuellen Generation boten mehr Bildschirmtode als die PlayStation 3-Exklusiventwicklung. Ob der Nachfolger von Namco-Bandai – jetzt übrigens auch für Microsofts Konsole erhältlich - entschärft wurde, haben wir uns angesehen.
"Ihr seid gestorben" heisst es jetzt. Und ich verspreche auch alteingesessenen Demon’s Souls Spielern, dass dieser Screen nicht selten über die Matscheibe flimmern wird. Der Vorgänger definierte das Videospiel nicht neu, sondern er kehrte zurück zu vergessen geglaubten Tugenden der elektronischen Unterhaltung. Zu 8- und 16-Bit Zeiten waren Klasseserien wie Ghouls’n Ghosts für ihren exorbitant hohen Schwierigkeitsgrad bekannt. Nach zwei eingesteckten Treffern startete Ritter Arthur meist zu Beginn des Levels. Schwer, aber nur selten unfair, das waren die geschätzten Eigenschaften vom hier genannten Beispiel vergangener Tage.
Demon’s Souls griff diese simple aber interessante Spielmechanik auf. Genau wie zu den Spielhallen-Zeiten forderte der Titel enorm. Das Erfolgsgefühl nach einem überlebten Bereich war aber ungleich höher als das beim Spiele-Einheitsbrei im Jahr 2011 der Fall ist. Kritiker schimpfen Spiele oft als zu leicht, zu wenig fordernd. Für jene Tadler war das PS3-only Rollenspiel eine Offenbarung. Dark Souls tut es dem Erstling gleich und prüft gleich zu Beginn die Frust-Toleranzgrenze der Spieler. Waren die verweichlichten Gamer damals irritiert ob des sauschweren Spiels, wird Dark Souls mit eben jener Eigenschaft sogar beworben. Wir wissen also was uns erwartet und wagen uns ins Tal der tausend Tode.
Passend dazu sind wir bereits tot, zu Beginn des Spiels. Wie auch im restlichen Verlauf wollen wir das aber nicht sein. Also machen wir uns als eingekerkerter Untoter auf den Weg raus aus dem Verlies, hin zur Menschlichkeit. Hierzu wird selbstverständlich erst ein möglichst widerstandsfähiger Recke erstellt. Neben äusserlichen Nebensächlichkeiten spielt die Wahl der Charakterklasse eine übergeordnete Rolle. Wir schlüpfen hier in die üblichen Rollen wie Zauberer, Ritter und Dieb oder werden gar zu einem Pyromanen oder Bettler. Letztgenannter scheint uns dann doch eine Spur zu schwach für die kommenden, nicht einfachen 50-60 Spielstunden.
Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Nexus Zwischenwelt ad Acta gelegt, stattdessen speichern wir an spärlich vorhandenen Lagerfeuern. Hier wird auch der gequälte Held stetig verbessert und neue Heiltränke mitgenommen. Versprochen wurde eine Open World Szenerie. Ganz falsch ist das nicht, fast alles was man sieht, ist auch erreichbar. Dennoch bewegen wir uns auf festgelegten Bahnen. Spätere Level-Architekturen werden erst mit Voranschreiten im Spiel frei zugänglich.
Genau wie bei den Seelen der Dämonen ist dagegen der Ablauf eines Kampfes. Wildes Drauflosschlagen bringt uns meist gar nichts. Jeder Hieb kostet Energie, ist das kostbare Gut aus, stehen wir kurze Zeit stark geschwächt neben der Feindeshorde. Jener geht es glücklicherweise ähnlich, weswegen es oft eine kluge Entscheidung sein kann, die Schläge der Untoten Armee erst zu blocken um dann im richtigen Moment mit einem gezielten Konter zurück zu schlagen. Anhänger der Magie dürfen sich auf neue Gegebenheiten einstellen. Die Zauberei steht nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung, womit es durchaus auch sein kann, dass der wagehalsige Wizard einem grösseren Brocken mit dem Schwert den Rest geben muss. Die vielfältigen Gegnertypen sind, hat man deren taktisches Vorgehen erst Mal verstanden, fair zu besiegen – deswegen aber noch lange nicht einfach. Genauso verhält es sich mit den mannigfaltig auftauchenden und oft deutlich grösseren Boss-Gegnern. Nach unzähligen überstandenen Bildschirmtoden sind auch jene zu packen.
Nur verständlich, dass der hochgelobte, weil andersartige, Online-Modus wieder mit von der Partie ist. Unverändert holen wir uns in besonders schwierigen Situationen Hilfe von anderen Spielern, die so in Form eines Phantoms wiederum die Chance nutzen, ihren Helden aufzuleveln. Die liebgewonnenen, übers Spiel verteilten Blutlachen sind auch wieder mit von der Partie. Ist eine entdeckt, können wir das Ableben eines unglücklichen Vorgängers an eben jener Stelle nochmals sehen, eine nicht zu unterschätzende Hilfe im darauf folgenden Todeskampf. Stetiges Cooperations-Spiel gibt es immer noch nicht, sehr wohl aber Duelle gegen fiese online Dämonenbekämpfer. Denn ihr dürft immer noch ins Spiel eines Fremden hüpfen und jene mit einer weiteren Todesform konfrontieren.
Dark Souls ist ein bitterböses Spiel. Frustelemente sind an jeder Ecke zu finden. Mit Hilfe des erneuten Spielens von bereits absolvierten Passagen und einem spielübergreifenden Lerneffekt aber zu meistern. Besser noch; nach unzähligen Versuchen geschaffte Abschnitte verschaffen dem Spieler ein Gefühl der Zufriedenheit, des Erfolges, welches nur wenige Spiele in dieser puren Form zum Vorschein bringen. Tode wird es viele geben. Sei es durch unerwartete einzelne Gegner, ganze Horden von Fieslingen oder geschickt aufgestellten Fallen. Die schlimmste Art des Ablebens ist aber leider die ab und an holprige Kameraführung, hier werden Nerven gestählt.
Die Technik insgesamt ist auf gehobenem Standard. Vor allem aber passt das Gesamtbild. Das Spiel ist durchgehend dunkel und düster. Erhaschen wir für einen kurzen Augenblick einen Sonnenstrahl, geniessen wir jenen wie an einem vernebelten Herbsttag. Dieses stimmige Gesamtdesign weiss durchgehend zu überzeugen und ist oftmals entscheidender als eine neu entwickelte Grafikengine.
Fazit:
Ihr seid gestorben - jedem kann man Dark Souls auf keinen Fall empfehlen. Nur frustresistenten Spielern mit einem Hang zur Wut-Lust sollten sich ins dunkle Land der Dämonen und Untoten aufmachen. Das empfundene Erfolgsgefühl nach Überwinden einer Tausend-Tode Passage entschädigt dabei für enorm viel. Spieler die den Durchhaltewillen für ein derartig morbides Spielprinzip aufbringen können, werden mit einer Rollenspiel-Perle dieser Konsolengeneration belohnt. Alle anderen verpassen hier bis auf zerstörte Joypads entsprechend wenig. Dark Souls ist aber ganz sicher einer der Titel, bei welchen man auf die teilweise umstrittenen Trophies bzw. Achievements durchaus stolz sein darf.
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