In Dark Sector schlüpft ihr in die Rolle von Hayden Tenno, einem Agenten auf gefährlicher Mission in Lasria. In dieser chaotischen Stadt in Osteuropa wartet ein tödliches Geheimnis aus der Zeit des Kalten Krieges darauf, gelüftet zu werden.
Hayden Tenno hat ein Problem. Das Kleinste davon ist noch die grosse, rotierende Dreifachklinge, die aus seinem Arm heraus wächst und immer zu ihm zurückkehrt, wenn er sie wirft. Während der Infiltrierung eines Labors in Lasria, hat er sich mit einem tödlichen Virus infiziert, das Otto Normalverbraucher in eine laufende Todesmaschine transformiert, komplett mit Haut aus Stahl! Soweit das Szenario, welches sich euch in der ersten Stunde Dark Sector präsentiert. Entwickler Digital Extremes wissen Bescheid, wenn es um waffenlastige Action geht, schliesslich werkelte man vor Dark Sector an den Konsolenversionen von Unreal oder am Xbox Shooter Pariah). Obwohl im Verlaufe des Spiels viel geschossen wird, liegt das Hauptaugenmerk auf dem zuvor erwähnten Wurfgeschoss, dem so genannten 'Glaive'. Ihr solltet euch also besser damit anfreunden, ansonsten seht ihr in Dark Sector nämlich kein Land.
Das Glaive fliegt wie ein Boomerang durch die Luft und fügt euren Feinden erheblichen Schaden zu (meistens durch Abtrennung irgendwelcher lebenswichtigen Körperteile). Benutzt ihr es als Schlag- bzw. Schnittwerkzeug, könnt ihr Feinden in spektakulärer und äusserst brutalen Art und Weise den Garaus machen. Während des ca. 10-stündigen Abenteuers lässt sich die Klinge mehrmals aufpowern, was neue, noch gewalttätigere Tötungsmethoden ermöglicht, wie beispielsweise das Entzünden eures Gegenübers. Das Glaive kann aber noch mehr! Beispielweise könnt ihr es dafür einsetzen, nicht erreichbare Items für euch zu holen und ihr dürft das Glaive sogar während des Fluges steuern. Auf der Playstation 3 funktioniert das mittels Aftertouch (also den Bewegungs-Sensoren des SixAxis), während ihr auf der Xbox 360 den Analogstick zur Hilfe nehmt. So ist es z.B. möglich, gleich zwei Gegnern mit nur einem Wurf die Rüben abzuschnibbeln, was sich äusserst gut anfühlt (har har). Die Action seht ihr aus einer Resident Evil 4 ähnlichen, dritten Person Ansicht.
Das "stop-and-pop" Gameplay fühlt sich aber eher wie ein Gears of War an. Ihr sucht per Knopfdruck Deckung hinter Säulen und Mauern und hechtet mit erneutem Knopfdruck von einer Deckungsmöglichkeit zur nächsten. Zu lange solltet ihr euch nicht am selben Ort aufhalten, da euch sonst die Deckung um die Ohren fliegt, sprich unter dem feindlichen Beschuss zerstört wird. Mit den Schultertasten werft ihr das Glaive oder Granaten durch die Gegend. Kurz gesagt erfindet Dark Sector abseits der Glaive-Mechanik das Genre nicht neu, sondern klaut gekonnt bei anderen, beliebten Spielen, was ja bekanntlich nicht unbedingt schlecht ist. Das Spiel wirkt sehr ausgereift und 'poliert'. Multiplayer ist heutzutage bereits ein Standard, den jedes Spiel bieten sollte. In Dark Sector gibt es eine Reihe mehr oder weniger guter Mehrspieler-Modi auf fünf Maps. Im Modus 'Infection' übernimmt ein Spieler den Part von Hayden und alle andere probieren ihn zu erledigen. Wer es schafft, wird selber zu Hayden und das Spiel beginnt von vorne. Im zweiten Multiplayer-Modus gibt es zwei Teams mit jeweils einem Hayden und ein paar Bodyguards.
Das Ziel ist aber das gleiche: Killt Hayden und werden selber zum Helden. Grafisch ist Dark Sector äusserst hübsch anzusehen. Die Charaktere bewegen sich glaubwürdig und flüssig, speziell während ihren Sterbeanimationen, wenn sie sich z.B. an den ungläubig an den Stummel fassen, wo vorher noch ihr Arm gewesen ist. Ein paar der späteren Fantasie-Gegner werden von eindrücklichen Spezial-Effekten begleitet und die Boss-Gegner sind gross und eindrucksvoll. Dark Sector ist technisch voll auf der Höhe, hätte aber in Sachen Textur-Design mehr Abwechslung vertragen. Wie es scheint, ist die ganze 'russische Welt' mit denselben blau-grauen Stahlbetonblocks gebaut. Bei all der befriedigenden Action vergisst Dark Sector aber etwas wesentliches, und zwar eine gute Geschichte zu erzählen. Die Cut-Scenes im Spiel begrenzen sich meistens auf irgendwelche Gespräche zwischen Hayden und anderen Charakteren über seine Vergangenheit oder über den mysteriösen Obermotz Mezner. Als Spieler erhält man aber keinen Context oder eine persönliche Hintergrundgeschichte von Hayden. Das macht diese Cut-Scenes bedeutungslos. Man vermutet zwar, dass irgendwo hinter dem Gemetzel und der Schiessereien ein Plot versteckt ist, aber es macht zu keiner Zeit Sinn und selbst wenn, wäre es vermutlich alles andere als wichtig. Wenn ihr endlich am (abrupten und schlecht inszenierten) Ende des Spiels angekommen seid, kümmert euch das Wer und Warum dahinter nur noch wenig.
Fazit:
Dark Sector will in erster Linie Spass machen. Action-Kino für die Popcorn-Generation, nicht mehr und nicht weniger. Als solches macht das Spiel seinen Job gut. Die Kämpfe sind unbarmherzig, brutal und unterhaltsam. Das Level-Design ist zwar linear, trotzdem fühlt man sich nicht eingeengt. Die Bosskämpfe sind anspruchsvoll aber fair. Das Spiel verliert nie an Fahrt. Falls ihr einer gähnenden Leere entgegen seht, die sich 'April' nennt (an deren Ende GTA IV auf euch wartet!) und ihr bis dahin etwas zum Spielen braucht, kann ich euch Dark Sector empfehlen.
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