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AutorenbildMatthias Schmidlin

The(G)net Review: Dantes Inferno

Die eine Marketing-Aktion zu Dantes Inferno fand ich richtig gut. Ihr erinnert euch: E3 2009 – als EA eine Demonstration von Christen inszeniert hat, die gegen Dantes Inferno protestierten. Eine gelungene Sache. Leider ist der Gag etwas zu früh aufgeflogen und der virale Effekt ging schneller in die Brüche als die Freude an der Sache selbst. Ob es sich mit dem eigentlichen Spiel auch so verhält?


Dantes Inferno Test, Review, Testbericht. Wertung und Fazit.

Geschichtskundige unter euch dürften mit den Namen Dante Alighieri etwas anfangen können. Dass sich EA’s Höllenmetzelei nur schwach an der geschichtsträchtigen Vorlage orientiert, dürfte demnach ein Stich in das Herz des Historikers sein. Dafür haben sich die Entwickler bei etwas ganz anderem kräftig bedient; nämlich bei Sonys Vorzeigeschnetzelei „God of War“. Mit Kratos hat Dante nämlich vieles mehr gemein als mit dem namensgebenden Erfinder der göttlichen Komödie. Aber wie sagt man so schön? Lieber gut kopiert als schlecht erfunden.


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Dante – ein Kreuzritter –, der von seinem letzten Feldzug in Namen des heiligen Vaters nach Hause zurückkehrt, muss mit ansehen wie seine Verlobte Beatrice von Luzifer in die Hölle geholt wird – als Sündenbock für Dantes Taten. Diese war der festen Überzeugung, dass die Handlungen unter dem Siegel des Kreuzes ihn von all seinen Sünden geläutert hätten. Falsch gedacht, junger Held! Aber ein Spiele-Held wäre kein Spiele-Held, wenn er sich nicht aufmachen würde um seiner Verlobten in die Abgründe der Hölle zu folgen. Weitere Storyfetzen die euch im Verlaufe des Spiels – in wunderschönen Rendersequenzen oder in einer schönen comicartigen Aufmache – präsentiert werden, ziehen euch immer weiter in Dantes ganz persönliches Inferno durch die neun Kreise der Hölle, die er im Spielverlauf durchqueren muss. Nicht dass die Geschichte einen Oscar verdient hätte – für das ist der Plot viel zu plump – doch hat mir die erzählerische Struktur ziemlich gut gefallen. Eben ziemlich gut von Kratos abgekupfert.


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Auch Gameplaytechnisch nähert sich Dante seinem offensichtlichen Vorbild Kratos stark an. Statt den Blades of Chaos schlägt Dante mit der Sichel des Todes höchstpersönlich um sich. Mich ganz persönlich hat durch den ganzen Spielverlauf aber etwas gewaltig gestört: Nämlich dass Kratos mit seinen Blades of Chaos wunderbar „flüssig“ auf seine Gegner einhacken konnte, während Dantes Bewegungen dagegen sehr hölzern wirken. Diese Aussage ist wohlgemerkt nicht auf die Animationen der Charaktere bezogen. Sie schliesst eher aus der Tatsache, dass Dante dabei eine grosse Eisenstange in den Händen hält, während Kratos mit den Ketten in den Fingern doch etwas wendiger scheint. Sei's drum – grundsätzlich ein kleines Detail, welches wohl die wenigsten von euch stören dürfte.


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Zurück zum eigentlichen Thema: Während ihr also hunderte Advokaten des Teufels auf eurem Pfad der Rache in Stücke hackt, sammelt ihr (wie in so machem Hack&Slay-Games) Seelen. Diese könnt ihr für neue Fähigkeiten auf einem in zwei Teile aufgeteilten Skill-Tree ausgeben. Dabei unterscheidet Dantes Inferno zwischen gut und böse. Im Spielverlauf – oder auch bei brutalen finishing moves – könnt ihr euch entscheiden, ob ihr Seelen in der Hölle läutern wollt, oder ob ihr sie bestrafen wollt. Je nach Wahl gibt’s Punkte aufs unheilige Konto oder eben aufs heilige. Punkte, die ihr auf der dunklen Seite vergebt, stärken eure Kräfte besonders im Umgang mit der Sichel, die sich als ziemlich universelles Schlitzgerät herausstellt, während verteilte Punkte auf der heiligen Seite eueur Kreuz der Absolution (als Fernwaffe mit unbegrenzter Munition) stärkt. In meinem Playthrough hab ich hauptsächlich auf der unheiligen Seite gelevelt da mir die Kombos weitaus mehr Spass machen. Im weiteren Spielverlauf gilt es, versteckte Relikte zu finden, welche gut und gerne als „passive“ Fähigkeiten angesehen werden dürfen. Auch hier unterscheidet das Spiel wieder. Gewisse Relikte sind an ein bestimmtes „heilig“ oder „unheilig“-Level gebunden so dass sie erst benuzt werden können, wenn dieser Level erreicht ist. Zwei Slots stehen euch für gute zwei Dutzen Relikte zur Verfügung die es je nach Wunsch einzusetzen gillt. Der taktische Anspruch hält sich dabei leider aber stark in Grenzen.


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Ähnlich verhält es sich hier auch mit dem taktischen Anspruch beim Schlachten der Gegner. Könnt ihr euch bei einigen Gegnern noch mühelos ohne Kombos durch hunderte Heerscharen von infernalischem Gesocks Schlachten, gibt es Gegner (und nein, ich rede hier nicht von den Bossgegnern), die anfänglich so übermässig stark erscheinen, dass sich mir das Gefühl aufdrängt, dass hier ein wenig mehr Balancing nötig gewesen wäre. Denn auch schon im normalen Schwierigkeitsgrad ist Dantes Inferno bei gewissen Passagen eine Knacknuss. Ausserdem wirken einige Stellen des Spiels künstlich in die Länge gezogen und sind teils auch etwas unfair gestaltet, was einige frustige Momente mit sich bringt.


Bei der Grafik gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen. In einer Anfangsszene merkt man der Engine zwar stark an, dass sie definitiv für düstere Szenarion gebaut worden ist und für nichts anderes, da ihr aber 99% des Spiels auch unter der Erde verbringt ist das absolut legitim. Auch der episch bombastische Soundtrack mit gregorianischen Chören treibt das Spiel atmosphärisch noch ein Stückchen nach oben.



Fazit:

Mir hat Dantes Inferno wirklich viel Spass gemacht. Wer auf Schnetzeleien steht, der kann getrost zugreifen. Auch Kratos-Fans müssen keine Angst haben. Für eine zeitliche Überbrückung bis zum Release von God of War 3 dürfte euch Dantes Inferno etwa acht bis zehn Stunden wunderbar unterhalten – und auch fordern!


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