Kenji Eno und die "Freaks" von WARP bescheren uns nach D und ENEMY ZERO nun den Nachfolger mit dem revolutionären Namen D2. Wer Kenji's Games kennt weiss, wie sie sich spielen und wie sie aussehen: Wie ein interaktiver Spielfilm und ziemlich abgefahren... Deshalb war ich ziemlich gespannt, aber auch skeptisch, wie sich Kenji's neuestes "Meisterwerk" wohl spielen wird.
Die Story von D2 ist schnell erzählt und hat mit den beiden Vorgänger überhaupt nichts zu tun: Cyborg Laura befindet sich gerade in einem Flugzeug über den Wolken, als dieses von den beiden Terroristen Larry und Cliff entführt wird. Schüsse fallen und mehrere Passagiere sterben beim Handgemenge an Bord. Szenenwechsel: Das All! Wir sehen einen kleinen Meteroiten in Richtung Erde rasen... Zurück an Bord des Flugzeugs: Ein Shamane (Conjurer) spricht magische Worte und blickt in seine Kristall-Kugel. Daniel Brenner - Lauras Geliebter? - will ihr gerade ihren kleinen Taschenspiegel wiedergeben, als dieser seltsam zu Leuchten beginnt! BOAH! Er öffnet den Spiegel und sieht.... die Zukunft! Ein Meteorit wird das Flugzeug treffen! Daniel zerrt Laura in die hintere Ecke des Flugzeugs und kurz darauf schlägt auch schon der besagte Meteorit mit lautem Knall im Flugzeug ein! Ihr könnt noch sehen wie es abtrudelt und imitten der arktischen Wüste Alaskas abstürzt.
Bald stellt sich heraus, dass mit dem Meteoriten eine fremde Lebensform an Bord kam. Eine Art Virus, der den seinen Host mutieren lässt und äussert aggressiv macht. Kann Laura eine weltweite Seuche verhindern?
D2 spielt sich eigentlich wie ein seichtes Adventure, oder vielleicht ist "Movie-Game" der bessere Ausdruck dafür (weil doch sehr interaktiv). Wenn ihr euch in Gebäuden befindet wechselt die Ansicht in einer Art 1st Person View. Allerding könnt ihr euch nicht frei bewegen. Die Kamera fixiert sich stattdessen automatisch auf die jeweiligen Objekte im Raum, mit denen ihr was anstellen könnt (so ähnlich wie ein interaktiver Film eben). Alle anderen Objekte dienen nur der Zierde... leider. Und das ist auch schon ein erster grosser Schwachpunkt des Games. Der Detailreichtum der Schauplätze kommt somit nämlich überhaupt nicht zur Geltung, weil ihr beispielsweise mit nur 2 Dingen in einem Raum was tun könnt, egal was da alles sonst noch rumsteht. Wenigstens könnt ihr durch Drücken des Y-Button selbstständig den Kopf bewegen, aber auch nur in max. 40 Grad. Tja, was solls... daran hab ich mich dann halt gewöhnen müssen. Nach Shenmue nicht ganz einfach.
Ausserhalb von Gebäuden steuert ihr Laura in gewohnter Resident-Evil-Tradition. Ihr habt Zugriff auf eine Karte, das Inventar, die Waffen und das Pausen-Menü, in welchem ihr jederzeit Speichern dürft (nach dem Batterie Speicher-System der Vorgänger eine echte Erleichterung). Ausserdem habt ihr auch einen Notkocher dabei, mit dem ihr frisch gejagtes Wild brutzeln könnt, um die Lebensenergie aufzufrischen. Gejagt wird mit dem Sniper Rifle mit Zoom-Funktion! Während der Fussmärsche von A nach B trefft ihr auf Unmengen von Monstern und Aliens, die mit Sub-Machine-Gun, Shotgun und Granaten in die ewigen Jagdgründe geschickt werden. Das VMU dient in der Wildnis übrigens als realtime Kompass!
Das bringt mich auch schon zum nächsten Negativpunkt: Das Kampfsystem. Sobald ihr auf Feinde trefft, wechselt die Ansicht wiederum in eine 1st Person View und ihr könnt dann mit dem Analog-Stick ein Fadenkreuz auf dem fixierten Bildschirm bewegen, um die Feinde ins Visier zu nehmen. Achtung jetzt kommts: Wenn der Feind den Bildschirm verlässt, wird nicht etwa hinterhergezoomt, neiiiin, das wär viel zu einfach! Stattdessen müsst ihr dann entweder den X- oder B-Button drücken um das Sichtfeld nach rechts oder Links auszurichten. AAHH! Ein Graus! Kommt dazu, dass die meisten Feinde sowieso immer in der Mitte des Screens stehen und man somit eigentlich gar nicht richtig zielen muss. X, Schuss!, B, B, Schuss! X, Schuss! Na Super.... aber auch daran hab ich mich noch gewöhnt, schliesslich wollte ich das Spiel beenden und noch den letzten, abgefahrenen Zombie-Dude zu Gesicht bekommen. Schliesslich sehen die nämlich wirklich genial aus und auch der Splatter-Level ist richtig schön derb.
Hier weiss mich D2 auch zu überzeugen: Im atmospherischen Bereich. Die Stimmung ist schon ganz was Eigenes, so ganz allein in dieser Eiswelt... das macht einem schon Angst (wer John Carpenters "The Thing" kennt, weiss was ich meine). Die teilweise ultra hässlichen Kreaturen gefielen mir ausserordentlich gut! Auch das Voice-acting ist sensationell (wenn auch nur Japanisch) und trägt unheimlich viel zur Stimmung bei. Die vielen packenden Movie-Sequenzen sind sind auch ein Grund dafür war, dass ich das Pad kaum mehr aus den Händen legen wollte, sogar nach so vielen Schwachpunkten! Krass...
Und dann wären da noch die vielen "Nackt-Szenen", die ihr nur in dieser japanischen Fassung zu sehen bekommt. Allerdings war ich beim Umfang des Games dann wiederrum enttäuscht. Die 4 GDs halten leider nicht was sie versprechen: Nach bereits 8 Stunden hatte ich D2 beendet, und das auch ohne japanisch Kenntnisse! D2 ist auch ein recht einfaches Game, noch dazu ziemlich linear. Es gibt nur ein paar wenige Stellen wo Hirnschmalz gefragt ist.
Fazit:
Ich bin hin und her gerissen! Die Stimmung ist super, das Voice-acting auch, die Monster schön hässlich und der Splatter-Faktor stimmt. Fahrten mit dem Schnee-Mobil und die Jagd machen einen heiden Spass. Allerdings fehlt mir irgendwas bei D2. Ich glaube es war mir einfach zu interaktiv und zu einfach... da es eindeutig ein spielbarer Film sein soll! Auch die teilweise etwas unschönen Animationen stoppen meine Euphorie ein wenig. Nichtdestotrotz könnt Ihr mal vorsichtig ein Auge geniessen, vorallem wenn Ihr schon sehnsüchtig auf Shenmue Chapter 2 wartet... so wie ich!
Hinweis in eigener Sache:
Wir haben dieses Spiel am 28. August 2000 getestet. Der ursprüngliche Web-Artikel wurde Opfer einer Datenpanne, weswegen wir den Text hier und jetzt noch einmal in seinem Originalzustand und mit der damaligen Wertung neu veröffentlichen.
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