Publisher 11 Bit Studios und die spanischen Entwickler Inverge Studios und Chibig laden euch zu einer intergalaktischen Forschungs-Mission ein. Die oberste Priorität ist es, eine alles verzehrende Infektion – The Withering – zu bekämpfen, die den Planeten Ava verwüstet. Aber ist das, was im Interesse des Planeten ist, auch im Interesse des Spielers?
Als Natur-Wissenschaftlerin Vic werden wir auf den Planeten Ava geschickt, um die Tierwelt zu erforschen und dabei zu helfen, sie vor einer Krankheit namens "The Withering" (frei übersetzt "das Welken") zu retten. Unsere Mission ist es, den Himmelskörper zu erkunden, mit der Kamera alles zu dokumentieren, kranke Tiere zu heilen und gesunde zusammenzutreiben, damit sie zum Mutterschiff teleportiert werden können. Dieses fungiert als eine Art "Arche Noah" und ist die letzte Hoffnung des sterbenden Planeten. Ganz nebenbei sollen wir auch die einheimischen Stämme, die Naam, davon überzeugen, ihre Heimat zu verlassen, was gar nicht so einfach ist.
Die Menschen haben Ava bereits vor Jahren schon besucht. Daher finden wir auch seit langem verlassenen Stützpunkte unserer Vorfahren. Dort erfahren wir unter anderem, warum die Einheimischen den menschlichen Besuchern gegenüber so skeptisch sind. Vic hat zwar gute Absichten und glaubt aufrichtig, dass sie nur zum Wohle aller vor Ort ist – aber ist sie das wirklich? Die Handlung wird so erzählt, dass sie nach und nach Info-Schnippsel über den vergangenen und gegenwärtigen Grund für die Anwesenheit der Menschen auf Ava preisgibt und beim Spieler so immer wieder ein Gefühl des Unbehagens hervorruft. Schliesslich geht hier gerade ein ganzes Ecosystem zu Grunde.
Zu Beginn des Spiels findet Vic den Nafitar, einen magischen Stab, mit dem sie das Unkraut entfernen kann, das die Flora und Fauna von Ava bedeckt. Dabei erhalten wir nach und nach Zugang zu blockierten Bereichen. Der mysteriöse Stab spielt auch eine wichtige Rolle bei der Heilung der Tierwelt. Infizierte Tiere sind gefährlich und versuchen uns stets anzugreifen. Der Heilstrahl aus dem Nafitar bindet sich jedoch an das Tier und saugt so die Krankheit allmählich aus ihm heraus. Durch den geschickten Einsatz des Strahls können wir gar mehrere Tiere gleichzeitig heilen. Der Heilungsprozess daueret jedoch einen Moment, während dessen wir mit Sprüngen und Ausweichrollen den Angriffen entgehen sollten. Das kann schonmal knifflig sein, wenn mehrere Tiere gleichzeitig geheilt werden müssen. Wirklich schwer wird das Spiel aber nie, insbesondere im Vergleich zu ähnlichen Genre-Vetretern.
Wie üblich gibt's für unsere Arbeit als Belohnung stets XP, wie wir im Skilltree in neue Fähigkeiten und Upgrades investieren. Damit wird unser magischer Stab immer mächtiger, die Heilungen gehen schneller und es eröffnen sich neue Bereiche in der Spielewelt. Creatures of Ava wagt vom Gameplay her keine Experimente. Jeder, der schon einmal ein Action-RPG gespielt hat, kennt das Prinzip. Und natürlich gibt's auch hier viele Quests, sehr viele Quests sogar. Leider sind davon nur die Haupt-Missionen vertont. Der Grossteil der Kommunikation zwischen den Charakteren erfolgt in Form klassischer Textboxen, was ich etwas schade fand, zumal das Gelaber ziemlich ausladend, oft irrelevant und offensichtlich daher kommt. Deswegen hab ich viele der Dialoge übersprungen.
Der Planet Ava ist in vier verschiedene Biome unterteilt, die jeweils von einer anderen Fraktion der Naam beherrscht werden und sich optisch und atmosphärische unterscheiden. Das Grasland ist hell, freundlich und offen. Der Dschungel hingegen dunkel, verwinkelt und bedrohlich. In jedem Biom müssen wir eine bestimmte Anzahl von Tieren jeder Art sammeln. Dazu erhält Vic von den Naam eine Flöte, mit der sie die Tiere anlockt und zähmt, worauf sie ihr folgen und so zum Teleporter geführt werden, damit sie in die Arche gebeamt werden können.
Das Zähmen erinnert ein wenig an Zelda Wind Waker bzw. Ocarina of Time. Wir hören zuerst den Tieren zu, wie sie eine einfache Melodie vorspielen, die wir dann auf der Flöte nachspielen. Gelingt das fehlerfrei, dürfen wir die Tiere streicheln, was zu einigen süssen Interaktionen führt, und, noch viel wichtiger, sie kontrollieren. Jedes Tier hat spezielle Eigenschaften. Einige können fliegen, andere besonders schnell rennen und wieder andere sind stark und kräftig. Mithilfe dieser Fähigkeiten durchbrechen wir dann z.B. bestimmte Barrieren, bergen versteckte Schätze oder lösen eine Vielzahl von Umgebungsrätseln.
Creatures of Ava ist ein Open-World-Spiel, in dem Sinne, dass wir die Wildnis theoretisch frei erkunden können. Einen Grund dafür gibt es jedoch nie, im Gegenteil. Meist sind Gebiete ohnehin immer abgesperrt und werden erst mit dem Fortschritt der Story geöffnet, was Erkundungstouren recht sinnlos macht. Auch sind gewisse Fähigkeiten des Stabs für den Fortschritt Voraussetzung. Diese Einschränkungen führen dazu, dass sich Creatures of Ava trotz offenem Anstatz sehr linear spielt. Trotzdem sollte man die Augen immer offen halten, um mit der Kamera alles mögliche zu dokumentieren. Entdecken wir eine neue Pflanze oder ein neues Tier, sollten alle Daten in die "Avapedia" eingetragen werden. Dazu werden Fotos geschossen und Aufzeichnungen studiert, die überall herumliegen. Jede Kreatur hat verschiedene Forschungsstadien, und wir sollten den Forschungszähler stets auf 100% bringen, damit ein Eintrag abgeschlossen ist. Komplettisten und Achievement-Jäger wirds freuen.
Grafisch hat mir Creatures of Ava überraschend gut gefallen. Das Spiel ist einfach wunderschön. Ava ist ein atemberaubender Planet mit üppiger Vegetation, abgefahrenen Kreaturen und mysteriösen Blumen und Kräutern. Ich fand den cartoonartigen Kunststil mit seinen leuchtenden Pastell-Farben ausgesprochen charmant. Zudem lief das Spiel auf der Xbox Series X einwandfrei und mit blitzsauberen 60 FPS. Mit rund 15 Stunden kann auch der Umfang überzeugen, zumindest wenn man über die später sehr repetitive Forschungsarbeit hinweg sieht.
Fazit:
Seid ihr auf der Suche nach einem stressfreien Wohlfühlspiel? Dann kann ich euch Creatures of Ava ans Herz legen. Die pazifistischen "Kämpfe" sind simpel, die putzigen Tierchen zum Knuddeln (im wahrsten Sinne des Wortes) und die kunter-bunte Spiele-Welt vollgepackt mit Aufgaben und Rätseln. Das Sammeln der vielen Kreaturen und die damit zusammenhängende Forschungsarbeit ist zu Beginn hoch motivierend, verkommt im späteren Spielverlauf aber zur repetitiven Arbeit, die noch dazu wenig fordert. Wenn ihr in euren Adventures mehr "Action" erwartet, solltet ihr also besser einen anderen Planeten besuchen. Abgesehen davon legt Creatures of Ava den Fokus ohnehin auf die Geschichte, was nicht überrascht, da sie von Rhianna Pratchett mitgeschrieben wurde, die bereits für die Stories zu Heavenly Sword oder Rise of the Tomb Raider verantwortlich war. Die emotional berührenden Momente und die technisch einwandfreie Präsentation sowie der charmante Kunststil könnten jedoch ein guter Grund sein, Creatures of Ava zu mögen. Folglich sollten Xbox- und PC-Spieler, besonders jene mit Game Pass Abo, dem Spiel eine Chance geben.
Creatures of Ava ist in digitaler Form für PC und Xbox Series X|S erhältlich und Teil des Xbox Game Pass. Unser frühes Test-Muster stammt von Publisher 11 bit Studios, wofür wir uns herzlich bedanken.
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