David Jones, der Erfinder von Grand Theft Auto, präsentiert mit Crackdown eine Weiterentwicklung des sogenannten "Sandbox"-Games. Viele neue Ideen und jede Menge "over-the-top" Action sollen das Genre neu definieren.
Spiele wie GTA erfreuen sich nach wie vor grösster Beliebtheit und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die Schwemme der "GTA-Klone" vorerst nicht abreisst. Dieser neue Vertreter der "Open-World-Gaming-Family" ist jedoch ein Spezialfall und verdient genaueres Hinsehen, zeichnet sich doch niemand geringerer dafür verantwortlich als der Erfinder von Grand Theft Auto höchstpersönlich, David Jones. Der arbeitet mittlerweile aber nicht mehr für Rockstar, sondern ist der führende Kopf der Realtime Worlds Game-Studios. Klar, dass sich Microsoft einen solch "grossen Fisch" nicht entgehen lässt und als Publisher von Crackdown fungiert. In Pacific City - so der Name des Schauplatzes - herrscht Chaos, Korruption und Gewalt. Die Stadt wird von drei Gangster-Bossen und ihren Handlangern beherrscht. Jeder Stadtteil ist in der Hand einer anderen kriminellen Organisation. Das Armenviertel "La Mugre" wird von den mexikanischen "Los Muertos" traktiert, der Mittelstand hat mit den Russen und der "Volk" Gang zu kämpfen und der reichste Stadtteil steht unter der Schreckensherrschaft der chinesischen "Shai-Gen Corporation". Die Polizei kann sich nur schwer gegen diese Übermacht behaupten. Daher wird das "Project Crackdown" und "Die Agentur" ins Leben gerufen. Ziel des "Project Crackdown": Gen-manipulierte High-Tech-Agenten sollen gezielt die Köpfe der einzelnen Terror-Organisationen eliminieren. Ihr übernehmt die Rolle eines dieser namenlosen Agenten.
Auf den ersten Blick bietet Crackdown genau das, was man von einem GTA-Klon erwartet: Eine grosse Stadt, in der man tun und lassen kann was man will, jede Menge fahrbare Untersätze, dicke Wummen, viel Geballere und einige Mini-Games, die abseits der Hauptstory (oder danach) für Unterhaltung sorgen. Was Crackdown aber von anderen Genre-Vetretern wie Saints Row oder Just Cause unterscheidet ist die Art und Weise, wie sich euer Alter-Ego im Spiel entwickelt und mit ihm die ganze Umgebung! Die Agentur stellt euch top-moderne Fahrzeuge und Waffen zur Verfügung. Allerdings nützen all diese Dinge nicht viel, wenn ihr nicht effektiv damit umzugehen wisst.
Euer Agent muss in sieben Grundeigenschaften Fähigkeitspunkte sammeln und somit immer effektiver werden, ähnlich wie in einem RPG. Wer viele Gangster erschiesst, wird immer genauer und schneller zielen können und über grössere Distanzen treffen. Wer viel im Auto durch die Gegend fährt, wird schon bald die unmöglichsten Stunts zu Stande bringen. Wer viel zu Fuss unterwegs ist, wird seine Laufgeschwindigkeit erhöhen und zu höheren und weiteren Sprüngen fähig sein. Ein 4-Stern Rating in Agilität lässt euch z.B. über 30m hoch springen! So könnt ihr die höchsten Wolkenkratzer erklimmen und von Dach zu Dach springen, was eine Menge Spass macht! Zugegeben, die Idee mit den Charakterwerten ist nicht ganz neu, schliesslich gab es sowas in der Art auch in GTA San Andreas. Allerdings musste man sich dort mehr quälen als spielen (wir erinnern uns an stundenlanges Schwimmen im Ocean, oder langweilige Hantel-Arbeit im Sportstudio). In Crackdown ist die Skillpoint-Jagd ungleich motivierender, weil ihr Dinge tun dürft, die eben Spass machen (Dinge in die Luft sprengen, Autorennen fahren, auf Häuser klettern, Ballern, etc.).
Ein weiterer Clou in Sachen Gameplay sind die adaptiven Agentur-Vehikel. Diese Autos erkennen den Skillgrad des Fahrers und "morphen" in Realtime beispielsweise von einem allerwelts Sportwagen in ein fast unzerstörbares PS-Monster mit Dual Gatling-Guns! Drei Wagen-Klassen gibts zur Auswahl, in jeweils 4 Stufen aufrüstbar. Den SUV, der sich fürs Gelände und Stunts eignet und über den Verkehr hinweg fahren bzw. springen kann, den "Sportscar", der sich dank hoher Downforce und Geschwindigkeit für die Strasse und Strassen-Rennen eignet und den Truck, der alles was ihm in den Weg kommt nieder walzt - ideal für "Aufräumarbeiten". Allerdings solltet ihr versuchen möglichst wenig Zivilisten zu töten, denn für jeden unschuldigen Toten werden euch Erfahrungspunkte abgezogen! Ein gewisser "Kollateral-Schaden" wird zwar von der Agentur geduldet, zu viele zivile Opfer sind aber schlecht fürs Geschäft und bringen die örtliche Polizei gegen euch auf. Dann wird es plötzlich haarig und ihr werdet vom Jäger zum Gejagten!
Die 21 Missionen von Crackdown stehen für die 21 Crime-Bosse die ihr kalt stellen müsst. In welcher Reihenfolge und Art und Weise ihr die Bossgegner zur Strecke bringt, bleibt euch überlassen. Es gibt immer mehrere Wege und verschiedenste Möglichkeiten das Ziel auszuschalten. Eurer Fantasie sind fast keine Grenzen gesetzt. Hier kommt auch schon ein weiteres, exklusives Feature zum Tragen: Ist die Villa des Kingpins zu stark befestigt? Segnet ständig das Zeitliche? Eventuell empfiehlt es sich dann, zuerst den Waffenhändler des Kingpins auszuschalten. Dies schwächt die feindliche Feuerkraft, in dem der Nachschub an schwerem Kriegsgerät unterbunden wird. Oder ihr tötet den Handlanger des Kingpins, der für die Rekrutierung neuer "Soldaten" verantwortlich ist. Dann stehen nämlich plötzlich weniger Wachen um die Villa des Kingpins, da es dem bösen Buben schlicht und einfach an Manpower mangelt. Vor jedem Einsatz werden eure Erfolgschancen in Prozenten und unter Berücksichtigung des aktuellen Fähigkeitsgrades neu berechnet.
Abseits der Hauptstory dürft ihr an vielen Nebenbeschäftigungen teil nehmen. Da gibt es z.B. Stunt-Marker, durch die ihr mit einem Auto springen müsst (was vielfach nur mit Hilfe der in der Stadt verstreuten Rampen-Laster zu bewerkstelligen ist). Strassenrennen stehen auch auf dem Programm. Oder sogenannte "Dach-Rennen", wo ihr unter Zeitdruck von Dach zu Dach springt und einem vorbestimmten Weg folgen müsst. Zusätzlich sind überall Agility-Orbs und Secrets Orbs versteckt, im Ganzen 800 (!) Stück und das Equivalent zu den"Hidden Packages" und "Tags" aus GTA San Andreas. Zu guter letzt stellen euch einige ausgeklügelte Achievements vor zusätzliche, motivierende Aufgaben. Sprengt z.B. 100 Objekte in 60 Sekunden, springt vom höchsten Gebäude der Stadt ins Meer oder fliegt mit einem Auto mindestens 6 Sekunden lang durch die Luft. Technisch gibt es nichts zu bemängeln.
Die Grafik läuft stets flüssig. Tearing oder Ruckler gibt es nur äusserst selten. Die frei drehbare Kamera bietet immer eine optimale Sicht. Lediglich in Nahkampfsituationen scheint sie ein wenig überfordert. Die Steuerung an sich könnte besser nicht sein und erlaubt punktgenaue, meterweite Sprünge. Die Lock-On-Funktion bei Schiesserein ist vorbildlich und erlaubt sogar das Zielen auf einzelne Körperteile (Kopf, Arme, Torso, Beine oder bei Autos Wagenteile wie z.B. Motor oder Reifen). Viel zerstörbares und bewegliches Level-Inventar machen jede Explosion zum Augenschmaus. Es kommt nicht selten vor, dass Gegner oder Passanten von herumfliegenden Trümmern erschlagen werden. Die gegnerische KI konnte mich dagegen weniger überzeugen. Gegner sind entweder ahnungslos (weisser Punkt auf dem Radar), haben etwas gewittert (Punkt wird orange) oder sind alarmiert (roter Punkt). Im Alarmzustand stehen sie meistens nur dumm in der Gegend rum und ballern in eure Richtung oder rennen einfach stupide auf euch los. Was die Gefechte trotzdem fordernd macht ist die Tatsache, dass sie meistens immer in grosser Überzahl angreifen. Wenn es zu brenzlig wird, hilft nur der Rückzug in eine sichere Ecke. Eure Schild- und Lebensenergie lädt sich nämlich wieder von selbst auf, wenn ihr nicht unter Beschuss seid. Solltet ihr trotzdem mal sterben, könnt ihr mit gleicher Bewaffnung und Charakter-Werten an einem der vielen Agentur-Nachschub-Punkte weiter spielen. Diese Nachschubpunkte müssen allerdings erst einmal gefunden und "liberalisiert" werden, sind sie doch zuerst in der Hand des Gegners. Gelungen finde ich auch, dass jede Waffe, die ihr Gegnern abnehmt und an einen Nachschub-Punkt bringt, anschliessend jederzeit und von jedem Nachschub-Punkt aus kostenlos zur Verfügung steht. Ausserdem könnt ihr euch zwischen den Punkten hin und her "beamen".
Ebenfalls gelungen: Ihr dürft die ganze Story-Kampagne (und den Boss-Attack-Modus) zusammen mit einem Freund über XBOX Live spielen. Ob ihr dabei zusammen arbeitet oder jeder für sich sein Ding durch zieht, bleibt euch überlassen. Ihr könnt zu jederzeit einem laufenden Spiel beitreten und zwar mit eurem eigenen Charakter, inklusive aller Stats! Zudem verspricht Realtime Worlds in nicht allzu ferner Zukunft jede Menge neue Inhalte zum Runterladen. Als kleines Bonbon liegt jedem Crackdown-Game eine Einladung zum HALO 3 Beta-Test bei, wobei dieses Angebot nur begrenzt gilt, eben so lange, bis die vorhandenen Plätze vergeben sind. Ihr solltet euch also möglichst bei Release ein Exemplar sichern, wenn ihr an diesem Beta-Test mitmachen wollt.
Fazit:
Mit Crackdown gebt ihr euch die volle Spasspackung! Hier ist nichts realistisch und alles wird übertrieben dargestellt und gerade das ist der Punkt, der soviel Fun macht. Was gibt es schöneres, als durch die Strassen einer Grossstadt zu ziehen (am besten mit einem Freund über XBOX Live!), von einem Wolkenkratzer zum nächsten zu springen, mit seinen übermenschlichen Fähigkeiten zu experimentieren, oder mit Raketenwerfer und Maschinengewehr bewaffnet für ein bisschen Chaos zu sorgen? Kein Genre-Vetreter versteht es so gekonnt, eine lebende und atmende Stadt auf den Bildschirm zu zaubern. Hunderte Passanten, viele verschiedene Ambient-Sounds und eine Unmenge an verschiedenen Autos hauchen Pacific City Leben ein. Crackdown hebt sich durch viele feine Details von der Masse anderer " GTA-Games" ab. Eine Vielzahl motivierender Mini-Games und Achievements setzen dem ganzen die Krone auf. Jetzt fehlt nur noch eine gut erzählte Geschichte und etwas mehr Abwechslung in Sachen Missions-Design und wir hätten das perfekte Sandbox Game. Solltet ihr übrigens kooperativ spielen, empfehle ich eine höhere Schwierigkeitsstufe, sonst wird das Ganze etwas zu einfach.
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