Obwohl die Conflict-Reihe technisch immer sehr durchwachsen war, hatte sie doch eine relativ grosse Fangemeinde. Dies könnte sich jetzt abrupt ändern, denn die Jungs von Pivotal haben der Serie den Charakter geraubt. Conflict Denied Ops verkommt zur massentauglichen Stangenware.
Zuerst müssen wir uns eine Frage stellen: Was macht ein Spiel aus der Conflict-Reihe aus? Antwort: 3rd Person Perspektive, 4er Team, taktisches Gameplay, CoOp-Kampagne. Bis auf Letzeres hat es nichts davon ins neue Spiel geschafft. Grund dafür ist gemäss Chef-Entwickler Terry Watts von Pivotal Games, dass man das Spiel einem grösseren Publikum zugänglich machen wollte. Dass man dabei die treuen Conflict-Fans völlig vergisst, scheint dabei keine Rolle gespielt zu haben. Nun, das eine hat man tatsächlich geschafft: 'Denied Ops' ist Massenmarkt-taugliche Shooter-Stangenware und selbst für völlige FPS-Anfänger ohne Frust zugänglich. Statt Dritte-Person gibt es jetzt Ego-Ansicht, statt 4er Team steht einem nur noch ein Kamerad zur Seite und die etwas kompliziertere aber klug ausgetüftelte Steuerung der Vorgänger ist ebenfalls Geschichte.
Wenn es um kriegerische Auseinandersetzungen geht, gibt es wohl keine erzählerischen Grenzen. Irgendwo lungern doch immer ein paar Aufständische in der Spielewelt rum, denen das Handwerk gelegt werden muss. So auch in diesem Falle. Von Südamerika über Sibirien bis nach Afrika laufen krumme Geschäfte, die förmlich nach zwei abgebrühten CIA-Agenten schreien. Lincoln Graves und Reggie Lang melden sich zum Dienst! Die beiden Herren wissen sich zu wehren, das steht fest. Mit seinem Präzisionsgewehr erledigt Graves aus sicherer Entfernung Guerillas und anderes Gesocks. Lang mag es lieber etwas "up close and personal". Das Maschinengewehr im Anschlag, lehrt er seine Gegner das Fürchten. Die Waffen eurer gefallenen Widersacher sind für euch aber tabu. Schade. Ihr habt euch voll und ganz auf das Maschinen- bzw. Snipergewehr zu verlassen. Zum Glück werkeln die Jungs vom CIA ständig an neuen Upgrades und ihr erhaltet nach jeder Mission ein Upgrade für eure Bleispucker. Habt ihr anfänglich nur ein herkömmliches Präzisionsgewehr, verfügt ihr später über eine Gewehrkamera und einen Schrotflintenaufsatz. Es wäre trotzdem besser gewesen, man hätte die freie Wahl. Natürlich könnt ihr mit einem Tastendruck jederzeit zwischen den beiden schiesswütigen Agenten wechseln, vorausgesetzt es liegt keiner dem Tod nahe am Boden. Dann aber nichts wie hin und Adrenalinspritze setzen! Erwischt es nämlich beide, ist es aus mit Katz und Maus.
Mit nur einem Tastendruck könnt ihr eurem Partner Befehle erteilen. Schickt ihn zu bestimmten Positionen, lasst ihn Türen sprengen, Ölpumpen abschalten und Gegner anvisieren oder das stationäre MG bedienen. Leider regt man sich mehr über den KI-gesteuerten Partner auf, als dass man Lobhymnen auf seine Taten singen will. Geben wir den Befehl zum Entschärfen einer Bombe, braucht der Gute gleich drei Aufforderungen, bis er zum besagten Sprengsatz gelangt und sein Werk verrichtet. Nicht selten müsst ihr ihm die rettende Injektion verpassen, nachdem er mitten auf dem offenen Schlachtfeld getroffen wurde oder sich selbst eine Granate vor die Füsse geworfen hat. Ein Paradebeispiel seiner Dümmlichkeit können wir beobachten, wenn wir ihm befehlen, ein Fahrzeug zu lenken. Der Gute sitzt regungslos auf dem Fahrersitz, als wäre gerade sein Akku leer. Wie schön, könnt ihr im Koop- und Multiplayer-Modus mit echten Menschen zocken, was eine ganz andere und spannendere Erfahrung ist.
Conflict Denied Ops macht vieles richtig und setzt auf eine verlässliche Steuerung. Leider schiesst sich das Spiel aber auch gerne mal selbst ins Bein. Gegner bleiben irgendwo in den verwirrend aufgebauten Levels hängen und tauchen dann plötzlich unmittelbar vor euch wieder auf. Zudem bewegen sich die Feinde bei Gefechten ständig oder suchen sich Deckung in der Nähe der zu hunderten herumstehenden, explosiven Fässern. Manche bleiben irgendwo stehen, um sich im Kreis zu drehen oder in die falsche Richtung zu schauen. Die oft etwas ungenaue Trefferabfrage bei Explosionen macht es auch nicht gerade besser. Was ein Taktik-Shooter sein will, übertölpelt sich so selbst mit an Dummheit grenzenden Aktionen der KI. Es geht manchmal nicht nur schneller, einfach aus allen Rohren feuernd durch die Gegend zu stürmen, sondern es ist auch noch effektiver und einfacher. Taktiker greifen lieber zu einem Vorgägner der Serie (oder zu etwas völlig anderem wie z.B. GRAW oder Rainbow Six), denn Conflict Denied Ops glänzt vor allem in Momenten wo viel los ist. In grossen Gefechten zeigt das Spiel Zähne und Muskeln und verblüfft mit einer tollen Inszenierung. Die Wand wird übersät mit Einschusslöchern von Langs Maschinengewehr, während der Feind blind aus der Deckung feuert. Rundherum schlagen die Kugeln ein, Staub bröselt von den Wänden, Panzer verschiessen ihre tödlichen Geschosse und lassen filmreife Rauchschwaden zurück. In dunklen Arealen werden Gegner und Umgebung atmosphärisch vom kurzfristig aufflackernden Mündungsfeuer erhellt.
Einen beachtlichen Beitrag zur gelungenen Inszenierung leistet hier die sogenannte 'Puncture Tech' Engine. Diese sorgt dafür, dass Gebäude und andere Levelobjekte, die von Scharmützeln in Mitleidenschaft gezogen werden, einstürzen und zu Bruch gehen. Die Physik-Engine lässt sich sehen. Grafisch kommt das Spiel trotzdem relativ monoton daher, überzeugt im Gegenzug aber mit schicken Details. Eine wunderschöne Flora und Gräser, die unter unseren Schritten nachgeben, Feinstaub, der in sonnendurchfluteten Lagerhallen durch die Gegend schwirrt, und am beeindruckendsten, das realistische Licht-/Schattenspiel. Musikalisch trumpft das Spiel oft zu treibenden Klängen auf, irritiert damit aber in ruhigen Momenten ohne Feinde in der Nähe. Ansonsten wirken auch die Soundeffekte häufig etwas dünn. Speziell die Schussgeräusche eurer Guns hätten fetter ausfallen müssen.
Fazit:
Naja. Was wir von Pivotal hier serviert bekommen ist schon ein bisschen ernüchternd. Sei es im Hinblick auf das Levelinventar, die Story, die Charaktere oder die Missionen. Zu wenig Neues, zu wenig Tiefgang, zu unpersönlich. Den Charm oder den Tiefgang der Vorgänger vermisse ich schmerzlich. Die unzähligen explosiven Fässer, Kanister und Gasflaschen, die an wirklich jedem möglichen und unmöglichen Ort zu finden sind, machen das Spiel sogar etwas lächerlich. Trotzdem kann man der Schiesserei Spass abgewinnen, speziell in Momenten mit hohem Gegneraufkommen. Das Upgrade-System motiviert, besser wärs aber gewesen, wenn ich mir meine Waffen vor oder während einer Mission selber aussuchen dürfte. Wer mit einem Freund in den Kampf ziehen will, sollte sich den Titel einmal anschauen. Der CoOp-Modus hat was. Einzelspieler, Shooter Veteranen oder eben die 'Conflict-Fans' bekommen mit 'Denied Ops' aber weder Fleisch noch Fisch und sollten die Finger davon lassen.
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