Warnung: Beim Spielen von Condemned 2: Bloodshot bitte Licht an lassen, mindestens einen Freund zum Händchen halten einladen und Windeln für unerwartete Ausscheidungen unterhalb der Gürtellinie tragen! Jep, dieses Spiel wird euch Angst einjagen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich irgendwo in mir noch ein letztes Fünkchen Skrupel habe, was meine Taten in Videogames anbelangt und wenn, dann hat es Condemned 2: Bloodshot jetzt sicher verschreckt und vertrieben. Der Nachfolger zum Überraschungs-Hit und Xbox 360 Launch Game ist eine äusserst befriedigende Angelegenheit, egal ob man jetzt das angsteinflössende Ambiente eines Survival Horror Spiels mag oder nicht. Falls ihr schnell weiche Knie bekommt, solltet ihr eventuell Abstand nehmen, aber ihr würdet euch keinen Gefallen tun.
Wenn ihr Egoshooter (oder in diesem Fall Ego-Prügler) mit einer tollen Storyline mögt, dann solltet ihr Condemned 2 nicht verpassen. Lasst beim Spielen einfach das Licht an, wir haben euch gewarnt! Condemned 2 fängt genau dort an, wo Condemned: Criminal Origins aufhörte, mit einem völlig am Boden zerstörten Agenten Ethan Thomas. Nachdem er aus der SCU (Serial Crimes Unit) entlassen wurde, findet er nur noch in Alkohol und Drogen einen Ausweg. Zwischen Bettlern und Prügelknaben in einer runtergekommenen Bar in einem runtergekommenen Stadtviertel, übernehmen wir die Kontrolle über den zweifelhaften Helden. Das erste, äusserst stimmig inszenierte Level dient noch als Tutorial, um die Gamemechaniken aufzufrischen. Mittels Röhren, Brettern oder einfach mit blossen Fäusten wehrt sich Ethan gegen allerlei Psychos und im späteren Verlauf auch gegen übernatürliche Wesen. Zwischendurch dreht ihr an TV-Antennen, um ein Signal zu kriegen und somit Hinweise auf das weitere Vorgehen in Form kleiner Movie-Schnippsel. Mehr über diesen ersten Level zu erzählen, würde euch die Geschichte verderben und das ist das letzte, was ich will. Nur soviel: Das Spiel ist voll von Plot-Twists und Wendungen - einige davon kann man voraus ahnen, andere dagegen kommen urplötzlich und völlig überraschend. Und verlassene, heruntergekommene Gebäude und Hinterhöfe sind nur der Anfang von dem, was ihr später noch zu sehen bekommt.
First-Person Prügeleien sind ja meistens so eine Sache. Es muss schwer sein, so etwas zu realisieren, denn viele probieren es in ihren Spielen zu implementieren, bringen es aber irgendwie nicht richtig zu Stande. Meistens wirkt es wenig ausgereift. Auch Condemned 2 versucht es, macht seine Sache dabei aber ausgesprochen gut. Die linke und rechte Faust auf den linken bzw. rechten Trigger zu legen ist nur der Anfang. Während ihr eure Feinde mit links-rechts Combos eindeckt und ihre Angriffe blockt, lädt sich der Combo-Meter auf. Ist dieser voll, dürft ihr zu einem brachialen Combo inklusive Finishing-Move ansetzen. Dabei wird die nähere Umgebung gerne mit einbezogen. Plätze die für einen Finisher geeignet sind, werden mit kleinen Totenköpfen markiert.
So rammt ihr beispielsweise den Kopf eures Widersachers in einen Fernseher oder ertränkt ihn in einer Toilette. Die glorifizierende und äusserst brutale Gewaltdarstellung in Condemned 2 sucht dabei seines gleichen und das obwohl Ethan ja eigentlich ein Cop ist. Als Cop erledigt ihr auch wieder allerlei Polizeiarbeit, die vom ersten Teil übernommen wurde. In kleinen forensischen 'Mini-Games' sucht ihr beispielsweise an Leichen nach Spuren der Täter oder folgt mittels UV-Lampe Blutspuren. Nebenbei gibt es noch neue Frage-Antwort Spiele, die bei euren Recherchen wichtig sind. Stellt die richtige aus einer Auswahl vorgefertigter Fragen und ihr erhaltet eventuell den entscheidenden Hinweis, um einen Fall zu lösen. Euer Vorgehen wird vom Spiel am Ende jedes Levels bewertet. Gute SCU-Agenten schalten neue Items frei, die euch im Kampf gegen das Böse unterstützen, z.B. einen Schlagring.
Die Grafik von Condemned 2 ist abermals hervorragend und deutlich besser als im ersten Teil. Die Designer haben es erneut geschafft, eine schmutzige, dunkle, absolut erschreckende und dennoch glaubwürdige Atmosphäre zu schaffen. Monolith's Lithtech Grafikengine - die neben Teil 1 auch in F.E.A.R. zum Einsatz kam - läuft hier zur Höchstform auf. Exzellentes Sound-Design und ein düsterer Soundtrack geben der drückenden Stimmung den letzten Schliff. Ich empfehle euch dieses Spiel in völliger Dunkelheit und mit Kopfhörer (oder einem guten 5.1 System) zu geniessen. Ihr werdet euch vor Angst und Schrecken in die Hose machen! Sollte euch der Hand-to-Hand Kampf wirklich gut gefallen, dürftet ihr dank sogenanntem 'Fight Club'-Modus noch lange nach Beenden der Single-Player Story gefallen an Condemned 2 finden. Die Multiplayer Kämpfe für bis zu 8 Spieler fühlen sich aber lange nicht so ausgereift an, wie der Rest des Spiels. Der Fokus liegt ganz klar im Einzelspieler-Modus. Dennoch macht das Geschlachte gegen echte Menschen - wahlweise auf Seiten der SCU oder der 'Psychos' - einigermassen Laune.
Fazit:
Condemned 2: Bloodshot ist in vielen Punkten besser als sein Vorgänger. Die Single-Player Kampagne ist eine äusserst befriedigende Affäre, ein cineastischer "Joy-Ride" für Horror-Fans. Die mitreissende Story hat zwar einige Plot-Holes, wird aber spannend erzählt und liefert viele Antworten auf Fragen, die uns schon seit Ende des ersten Teils beschäftigen. Als Fortsetzung bietet Condemned 2 freilich nicht soviel Originalität wie der Vorgänger, die Verbesserungen in Gameplay und Grafik sind aber stark genug, um dies zu überschatten. Bravo Monolith! Könntet ihr euch jetzt bitte um ein neues 'No One Lives Forever' bemühen? Danke!
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