In der Solo-Game Brache belegt Sony locker den ersten Platz, im Multiplayer Sektor bleibt der japanische Softwareriese jedoch weiterhin grün hinter den Ohren. Mit Concord soll alles anders werden. Der bunte 5 vs. 5-Hero Shooter soll nach 8 Jahren (!) Entwicklungszeit die Szene gründlich aufmischen.
Die Hintergrundstory ist schnell erzählt. Ein Team aus 16 erfahrenen Supersöldnern, die Northstar Crew, liefern sich wilde Feuergefechte auf unterschiedlichen Planeten. Bevor mit der Ballerei losgelegt werden kann, werden wir im Intro darüber informiert, dass zuerst der Papierkram mit den örtlichen Behörden geregelt werden muss. Haben wir die Staatsbürokraten endlich zufrieden gestellt, wird unserem Raumschiff (die Concord) die Kampferlaubnis ausgestellt.
Im Hauptscreen angekommen, konsultieren wir zuerst einmal den Trainingsmodus. Hier testen wir ohne Zeitdruck die unterschiedlichen Freegunners, die in sechs Klassen unterteilt sind. Starchild ist ein wuchtiger Drax-Verschnitt, der mit dicker Wumme und Hulk Smash-Attacken die Gegner malträtiert. Roka sportet einen schicken Astronautenhelm und benutzt als Hauptwaffe einen achtschüssigen Granatwerfer, wenn sie die Widersacher nicht mit einem Blastkick ausknockt oder per Triple Jump aus der Kampfzone flüchtet. Lennox schwört auf leichte Bewaffnung und schiesst sich mit einer Magnum oder 9mm den Weg frei und kann sich als Sekundärskill selbst heilen.
Wer es lieber klassisch mag, entscheidet sich für Teo, dessen Assault Rifle und Hand bzw. Rauchgranaten am ehesten Call of Duty Fans ansprechen könnte. Auch die restlichen Dutzend Charaktere verfügen über eher ungewöhnliche Waffen und Spezialfähigkeiten. Alle Freegunners spielen sich unterschiedlich genug und im späteren Spielverlauf werden unterschiedliche Varianten mit leicht verändertem Skillset freigeschaltet.
Nachdem wir uns warmgeschossen haben, entscheiden wir uns für unseren ersten Einsatz. Wir haben die Auswahl zwischen dem Deathmatch- oder dem Tower Defense Modus. Wir entscheiden uns für ersteres. Auf einer der zwölf ausläufigen Maps gilt es 30 Kills einzufahren, bevor es die Gegenseite tut. Fällt ein Teammitglied, hängen wir für ein paar Sekunden im Respawn Limbo und können in diesem Zeitraum auch den Charakter wechseln. Einzelgänger kommen in Firewalks Multiplayer FPS nicht weit. Im besten Fall zieht ihr als Team los und nimmt das Gegnerteam gemeinsam aus Korn oder sucht euch einen Partner und greift die Kontrahenten von hinten an.
Für wilde Feuergefechte ist gesorgt. So lasse ich einen Mitspieler mit einem Tank voranschreiten, der mir dank eines Energieschildes Feuerschutz bietet. Der Gegner reagiert zu langsam und mit dem Granatwerfer kappe ich seine Healthbar. Ein Kill mehr. Nur um in der nächsten Sekunde von einem anderen Gegner hinterrücks per Headshot gesniped zu werden. Daily Business in Concord. Egal ob Sieg oder Niederlage, XPs werden für beide Teams ausgeschüttet. Diese wandern automatisch auf unser Level Konto, das beim Aufstieg stets neue Kosmetika wie Farbvariationen, Weapon Skins oder Handschuhfarben freischaltet.
Mikrotransaktionen wie bei der Free 2 Play Konkurrenz existieren in Concord nicht, was bei einem CHF 40.- Titel auch eine Frechheit wäre.
Nach ein paar Runden wird auch der dritte Spielmodus freigeschaltet. Im Revival Modus wird auf den klassischen Respawn verzichtet. Der letzte Überlebende gewinnt die Runde. Sieger ist, wer zuerst 4 Matches für sich entscheidet. Neben den drei MP-Optionen können wir in fünf Time Trial Levels die geforderte Solo-Challenge annehmen und uns einen Platz auf der internationalen Highscoreliste sichern. Wer mehr von der Concord-Lore benötigt, konsultiert die "Concord Galaxy", wo ihr im örtlichen Sonnensystem aus der Top Down View Planeten und Raumstationen abklappert, um mehr über die Hintergrundgeschichte der Freegunners zu erfahren.
Fazit:
Concord bricht sämtliche Rekorde! Aber leider nicht so, wie es sich Sony gewünscht hätte. Uns sind die Spielerzahlen auf der PS5 nicht bekannt, wer aber beim Release Day eines AAA Titels unter 700 Spieler auf Steam verzeichnet, muss sich die berechtigte Frage stellen, ob hier nicht beinahe fahrlässig der Karren an die Wand gefahren wurde. Selbst Klapperstörche wir Anthem oder sogar Gollum hatten mehr Spieler bei der Veröffentlichung. Kann es sein, dass auf Concord niemand gewartet hat?
Zum Glück ist die Popularität kein Indikator für die Qualität, eher ein Management Problem. Denn technisch sitzt Concord sattelfest auf dem FPS Gaul. Das Ballern füllt sich wuchtig an, die Soundeffekte sind oberste Liga und irgendwelche Framedrops oder Hänger gab es nicht zu verzeichnen. Ich bin zwar eigentlich kein grosser MP-Shooter-Experte und habe bei Dingern wie Apex, Battlefront oder The Finals nur jeweils reingeschnuppert, denn mir fehlt die Motivation und die Zeit, um länger an einem solchen Titel hängen zu bleiben. Mich nerven die ewigen Wartezeiten beim Matchmaking, die hier von 20 Sekunden bis über 2 Minuten reichen können. Und wo der Rematch-Button hin verschwunden ist, den es noch vor dem Day One Patch gab, frage ich mich heute noch. Concord fehlt einfach das gewisse Etwas, um sich von der Konkurrenz, allen voran Overwatch, abzuheben. Ein weiteres Fragezeichen sind die 40 Franken Einstiegsgebühr plus obligatorisches PS Plus Abo. Ich weiss nicht, ob das Modell 2024 noch als kundenfreundlich gilt. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Ob ich Concord nochmals persönlich weiterspiele, kann ich mit einem Ja beantworten. Ein paar Matches hie und da, werde ich sicher noch hinlegen. Die Zukunft von Concord bleibt aber ungewiss. Höchstwahrscheinlich landet der Titel schneller als gedacht als Free2play im Store. Wie man aber die Kosten, die gerüchteweise um die 200 Millionen gelegen haben sollen, einspielen will, bleibt ein Geheimnis. Da hilft es auch nicht, wenn verärgerte Entwickler kritische Spieler auf Twitter als talentlose Freaks abspeisen!
Concord ist für PC und PS5 erschienen. Wir haben das Spiel auf der PlayStation 5 getestet. Das Test-Muster stammt von Sony, wofür wir uns herzlich bedanken!
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