ACHTUNG: Dieses Spiel ist nicht für Kinderhände gedacht! Alle "Kinder" über 18 Jahren dürfen sich aber freuen: Mit Conan erwartet euch ein ziemlich derbes aber überaus spassiges Hack-n-Slay, dass dem Namen "Conan" alle Ehre macht! Eine Mixtur aus God of War und Heavenly Sword trifft es wohl am ehesten!
Der staubige Boden ist von Blut durchtränkt. Körperteile zieren den Wegesrand und in der Ferne kann man die markerschütternden Schreie meiner verwundeten Feinde hören. Ich habe gerade eine praktisch nackte Maid befreit. Ihre baren Brüste wackeln in der heissen Dschungelsonne und alles, was mir den Blick in ihren Schoss verwehrt, ist ein kleiner Fetzen Stoff, ungefähr so gross wie eine Socke. Eine sehr kleine Socke! Ungeachtet ihrer Nacktheit und dem Fakt, dass sie zuvor von lüsternen Piraten an einen Baum gefesselt (und vermutlich vergewaltigt) worden war, scheint sie wenig verstört, im Gegenteil! "Ooohh! Wo sind meine Kleider?", stönt sie heiser, während sie mir ihren wohlgeformten Polygon-Hintern entgegen streckt. Man könnte fast meinen, sie habe vorher in einem Striplokal gearbeitet...
So skurril sich diese Situation für ein Videospiel anhört, stellt sie doch eine allgegenwärtige Szene in THQ's Conan dar. Alle paar Meter treffen wir auf halbnackte Weiber die gerettet werden wollen und die Anzahl abgehakter Körperteile pro Minute nimmt erschreckende Ausmasse an. Sex und Gewalt stehen hier an erster Stelle und das ist auch gut so. Denn das ist, was wir erwarten, wenn wir an Conan den Barbaren denken, oder etwa nicht!? Und das ist es auch, was Conan-Erfinder Robert E. Howard in seinen Büchern beschreibt. Nein, Arnie kommt hier nicht vor, aber der Protagonist im Spiel steht dem "Gouvernator" in nichts nach. Gross, muskulös, mit langen Haaren und der Stimme eines Bären (beigesteuert von Hollywoodgrösse Ron Perlman) metzelt sich Conan durch 7 lange und abwechslungsreiche Missionen.
Seinen Feinden rückt er mit einem umfassenden Sortiment an scharfen und stumpfen Waffe zu Leibe. Und mit Schilden. Und Steinen. Havok-Engine sei dank, lassen sich Teile der Umgebung zerstören oder als Wurfgeschosse missbrauchen. Auch Schilde und Schwerter können als Distanzwaffen eingesetzt werden. Jede Waffe eines gefallenen Gegners kann sich der Spieler zu eigen machen. Conan beherrscht drei Kampfstile: Einhändig, zweihändig und mit zwei Waffen bzw. Waffe und Schild gleichzeitig. Jeder Stil bringt einen eigenen Move-Set und eigene Combos mit sich, die animationstechnisch elegant und glaubwürdig in Szene gesetzt sind. Türe, Tore oder Gatter werden mit einem Mini-Spiel geöffnet, so ähnlich wie in Sony's God of War. Diese Quick-Time Events sind aber sehr viel gnädiger, was das Timing betrifft und stellen keine grosse Herausforderung an die Reflexe dar.
Jeder getötete Gegner hinterlässt je nach Todesart eine gwisse Anzahl verschiedenfarbiger Runen, die nach Einsammlung entweder für frische Lebensenergie sorgen oder aber zum Kauf neuer Moves und Combos verwendet werden. Auch zerstörtes Level-Inventar und versteckte Schatztruhen liefern wertvolle Runen. Das Schlagrepertoire ist enorm und das Kampfsystem erstaunlich ausgeklügelt. Über 100 Moves warten darauf gemeistert zu werden, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Anhand einer Fortschrittsanzeige könnt ihr sehen, wieviel male ihr einen Move noch einsetzen müsst, um ihn zu "meistern". Gemeisterte Moves haben mehr Wucht und die damit getöteten Feinde liefern mehr Runen. Diese RPG-mässige Charakterentwicklung erlaubt die Spezialisierung auf einen der drei Kampfstile, denn in nur einem Durchgang ist es schlicht unmöglich, alle Moves zu erlernen oder zu kaufen. Man sollte sich stattdessen auf einen Stil konzentrieren. Dies kommt wiederrum der Langzeitmotivation zu Gute. Mehrmaliges Durchspielen des 6-8 Std. langen Abenteuers ist somit sehr wahrscheinlich.
Technisch fordert Conan die XBOX 360 nicht. Die Schnetzelorgie ist aber solide und mit viel Liebe inszeniert worden. Man hielt sich akribisch genau an die Original-Vorlage. Das Ganze wirkt daher stellenweise wie ein Ölgemälde oder eine Paintbrush-Zeichnung und das ist laut Angaben der Entwickler auch gewollt. Einige Animationen wirken zwar etwas schlachsig, vor allem bei den geklonten Gegnern. Conan selbst ist aber toll anzusehen und bewegt sich geschmeidig wie eine Katze. Ebenfalls toll fand ich die Blut-Fontänen und Spezial-Effekte. Und die Bossfights! Die sind wirklich grandios inszeniert, so ähnlich wie in God of War (oder Ninja Gaiden). Zu bemängeln gibt es eigentlich nicht viel. Das Abenteuer ist für meinen Geschmack mit etwas zu kurz und die letzten Level im Vergleich zum Rest etwas frustrierend, da recht schwer. Auch das Fehlen eines für dieses Genre üblichen kooperativen Modus stelle ich in Frage. Zu zweit würde das Gekloppe sicher noch eine ganze Stange mehr Spass machen. Ein zweiter Hauptdarsteller existiert ja sogar, in Form der Kriegerin A'Kana. Stellenweise gibts auch unschöne Clipping-Fehler oder fragwürdige Kollisionsabfragen. Unter dem Strich ist das alles aber nichts, was sich auf den Spielspass auswirken würde.
Fazit:
Ein God of War für die XBOX 360? Nicht ganz, aber fast! Conan ist ein sinnfreies Hack-n-Slay ohne grossartige Rätseleinlagen, cineastischer Story oder monumentalen Schauplätzen. Stattdessen konzentrierte man sich auf die wesentlichen Elemente, die das Genre ausmachen. Viele Moves, ein simples aber ausgereiftes Kampfsystem, tolle Boss-Fights und viel "blood and gore". Und Brüste! Ich hatte eine Menge Spass mit dem Titel! Zudem legten die Entwickler grossen Wert darauf, den Stil von Robert E. Howards Vorlage einzufangen, was durch die Bahn gelungen ist. Freunde von Games wie das eingangs erwähnte God of War oder Heavenly Sword sollten sich Conan unbedingt ansehen. Es ist überraschend gut und wird sicherlich als eines der brutalsten Spiele in die Geschichte eingehen.
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