Als Tom Hansen infiltriert ihr einen verlassenen, russischen Walfänger, sowie eine Bohrinsel in der Bering-See und trefft dabei auf allerlei Zombies und andere Monster. Ubisoft will mit Cold Fear das Survival Horror Genre aufmischen.
Tom Hansen ist kein Soldat, sondern vielmehr Kommandant einer Rettungs-Mannschaft der Küstenwache. Vom CIA wird er und sein Team für eine Rettungs-Aktion aufgeboten. Vor der Küste Alaskas treibt ein scheinbar führerloser Walfänger. Nur spärlich bewaffnet und ausgerüstet, betretet ihr das grosse Schiff. Zu allem Überfluss stürmt und regnet es als gäbe es kein Morgen. Der Kahn schaukelt auf den riesigen Wellen, Regen peitscht euch ins Gesicht und plötzlich tauchen schiesswütige Zombies auf! Cold Fear bietet einige frische Ideen für dieses "ausgelutschte" Genre und bietet grafisch interessante und äusserst schöne Effekte (Regen, Gischt, nasse Oberflächen, etc.) und das bei stets konstanter Framerate.
Die Sicht an Deck ist durch das Unwetter ständig stark eingeschränkt, was wirklich super in Szene gesetzt wurde. Das ewige Schwanken des Bildes könnte bei sensiblen Naturen vielleicht sogar eine Art Seekrankheit auslösen. Es kommt auch öfters vor, dass man durch die Gegend rutscht und wenn man sich dann nicht an irgendwelchen Background-Elementen festhält (Kisten, Geländer), spült es einen schon mal in den Ozean - Game Over. Wohl dem, der vorher einen der Save-Checkpoints passiert hat, denn Speichern dürft ihr leider nicht zu jeder Zeit. Der Titelheld ist etwas agiler als sein direkter Konkurrent Leon (Resident Evil 4), vor allem wenn es ums Ballern geht.
Auch in Cold Fear wird mittels rot leuchtendem Laserpointer gezielt, wobei Tom aber weiterhin durch die Gegend gesteuert werden kann. Der hohe Wellengang, das schwankende Schiff und die in der Standard-Ansicht fixierte Kamera - welche die Action in einer oldschool-Resident 3rd Person Ansicht zeigt - machen die Angelegenheit aber schwerer als in Capcoms neuestem Horror-Abenteuer. Zum Glück könnt ihr durch Druck auf den linken Schulter-Button in eine "hinter der Schulter"-Ansicht wechseln, welche der aus Resi 4 sehr nahe kommt und die Shoot-Outs und das Erforschen des verwinkelten Schiffs vereinfacht. Ihr werdet also die meiste Zeit den Schulterbutton gedrückt halten müssen, um nicht von Gegnern ausserhalb des Sichtfeldes überrascht zu werden. Die Monsterbrut ist schnell, aggressiv und bewaffnet (!). Schnelle Reflexe und ein geübter Umgang mit dem Analog-Stick sind Voraussetzungen zum Überleben.
Erledigte Gegner solltet ihr tunlichst die Rübe abballern, denn nur so ist sichergestellt, dass sie nicht gleich wieder aufstehen und euch das Leben erneut erschweren. An Blut und derber Gewaltdarstellung wird in Cold Fear wahrlich nicht gespart. Einige Design-Fehler und technische Schwächen trüben jedoch die gute Präsentation und den ansprechenden Ersteindruck. Die wichtige Munition beispielsweise. Diese findet ihr nur bei getöteten Gegnern. Die Toten verschwinden aber nach wenigen Sekunden von der Bildfläche und mit ihnen die ach so wichtigen Items. Ihr müsst euch also sputen, wenn ihr nicht nach kürzester Zeit mit leerer Flinte da stehen wollt. In hitzigen Gefechten mit mehreren Gegnern könnt ihr das Untersuchen der Leichen aber vergessen, was im späteren Verlauf des Spiels zum Problem wird, da ihr ständig von allen Seiten attackiert werdet.
Medi-Kits werden nicht in ein Inventar gepackt, ihr müsst diese entweder gleich verbrauchen oder liegen lassen. Eine Karte gibt es nicht, was die Orientierung unnötig erschwert und zuweilen richtig auf die Nerven gehen kann und zeitraubendes "back-tracking" mit sich bringt. Die Sound-FX sind leider viel zu schwach und klingen selbst mit 5.1 Anlage eher "putzig" als gefährlich (speziell die Schussgeräusche der Waffen). Rätsel beschränken sich auf altbekannte "such den Schlüssel" oder "finde eine alternative Route" Einlagen, nichts was man nicht schon - in besserer Form - von wo anders her kennt.
Zu guter letzt werden einige unter euch sicher mit der störrischen Kamera zu kämpfen haben, die eigentlich in der Standard-Ansicht nie das zeigt, was wichtig wäre. Trotz all dieser negativen Aspekte verprüht Cold Fear einen eigenen Scharm, der Fans des Genres sicherlich für ein paar Stunden an den Screen fesseln wird. Dies hauptsächlich wegen der ansprechenden Präsentation, dem neuartigen Setting und der gehörigen Portion Baller-Action. Mehr als "ein paar Stunden" wird es aber wohl nicht sein, denn Cold Fear ist mit einer Spielzeit von knapp 6 Stunden leider sehr kurz geraten.
Fazit:
Cold Fear hat Potential. Das Setting ist frisch, die Präsentation gelungen. Leider hapert es bei der technischen Umsetzung. Zu viele "Ecken und Kanten". Die Erkundung der Örtlichkeiten wird ohne Karte und mit eigenwilliger Kamera zur Tortur. Das vor allem zu Beginn schwache Level-Design mit immer wiederkehrenden Räumen und gleichen Gegnern lässt stellenweise echte Langeweile aufkommen. Zum Glück kann Cold Fear in der zweiten Hälfte des Spiels in allen Bereichen etwas zulegen. So rettet sich das Spiel auf gehobenes Mittelmass und wird somit für Genre-Fans durchaus interessant. Alle anderen sollten sich zuerst eine Demo besorgen, um nicht enttäuscht zu werden - so wie das bei mir der Fall war.
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