Vor 10 Jahren hat Tetsuya Mizuguchi ein neuartiges Spielerlebnis erschaffen. Auf Segas Dreamcast wucherte in einer farbenprächtigen Cyberwelt reichlich Datenmüll. Im Takt zur Musik wurde das Ende des Netzwerks verhindert. Zehn Jahre hat’s gebraucht bis der Japaner letztendlich mit einem Nachfolger rausrückt.
Die Geschichte rund um eine zusammenbrechende Elektrowelt namens Eden wurde um eine neue Lebensform ergänzt. Diese hört auf den Namen Lumi und ist möglicherweise einzig und allein als Grund für das traumhafte Intro integriert worden. Das Spiel würde derweil auch ohne Story ganz gut funktionieren.
Das Spielprinzip hat sich derweil kaum verändert. Auf vorgefertigten Pfaden bewegen wir uns in der Ego-Perspektive durch eine virtuelle Cyberwelt. Mittels Fadenkreuz auf dem Screen werden die Viren angepeilt und mit einer von zwei Schussvarianten abgeschossen. Einerseits haben wir die Möglichkeit, bis zu acht Gegner gleichzeitig ins Visier zu nehmen und im Takt zur Musik zu eliminieren. Zusätzlich steht uns die Impulskanone zur Verfügung. Mit jener werden feindliche Projektile und darauf anfällige, lilafarbene Widersacher erledigt.
Im Verlauf des Spiels hinterlassen die vernichteten Angreifer Lebensenergie welche ebenfalls mit einem Abschuss eingesammelt wird. Ab und an gibt’s das Euphoria-Extra, welches uns in einen wahren Datenrausch kommen lässt. Kurz gesagt handelt es sich bei Child of Eden um einen Railshooter. Es wäre aber deutlich zu einfach, das Spiel als solches abzuhandeln. Dank der farbenprächtigen Cyberwelt mit den surrealen Effekten und Grafikspielerein ist es ein Genuss, sich durch die Levels zu bewegen. Zumal der treibende, dazu passende Elektrosound sich hervorragend ins audiovisuelle Gesamtbild einfügt.
Chilf of Eden lässt die Wahl der Steuerungsmethode offen. Traditionsbewusste Spieler greifen zum Joypad, Kinect Besitzer werden vor dem Fernseher wieder selbst aktiv. Mizuguchis inoffizieller Rez Nachfolger ist seit langem wieder ein richtig guter Grund, die langsam verstaubenden Kinectsensoren anzuwerfen. Die Datenwelt säubert sich via Pad einwandfrei, kein Analogstick gesteuertes Fadenkreuz der Welt ist aber so schnell und exakt wie unsere Körperbewegungen. Via Kamerasteuerung ist das gute Spiel sogar noch eine Ecke besser.
Nach fünf Welten beziehungsweise Archiven ist der technoide Spass leider schon zu Ende. Der danach folgende Endlosmodus sowie die zu erspielenden Bilder oder die Punktejagd mögen den einen oder anderen noch weiter motivieren. Hauptgrund für das erneute Spielen dürfte aber das Spielgefühl an sich sein, was es so eben nicht jeden Tag gibt. Freigespielte Levels dürfen wir deswegen optional im „feel Eden“ Modus durchstreifen, dort sind wir keinen Gefahren und Energieverlusten ausgesetzt.
Fazit:
Gleich zu Beginn: Spieler die mit elektronsicher Musik auf Kriegsfuss stehen, sollten einen Bogen um Child of Eden machen. Alle anderen erfreuen sich eines, speziell mit Kinect erfrischend neuen Spielgefühls. Ich spielte oft nur der audiovisuellen Brillanz wegen weiter, um noch einige Minuten dem hervorragenden Soundtrack lauschen zu können. So was hab ich in den letzten 30 Jahren Videospielaffinität doch eher selten erlebt. Das Spielprinzip an sich und ohne Kinect funktioniert auch Jahre nach Rez noch einwandfrei, überrascht aber auch nicht mit bahnbrechenden Neuerungen. Zumal ein bis zwei Level mehr wünschenswert gewesen wären, so ist das reine Durchspielen ein kurzes Vergnügen. Kinect-Besitzer und Freunde von aussergewöhnlichen Spielen greifen zu.
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