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AutorenbildRony Liemmukda

The(G)net Review: Chained Echoes

Chained Echoes ist ein crowdfunded Game im JRPG-Style des deutschen Solo-Entwicklers Matthias Linda, das mittlerweile 6 Jahre in der Mache war. Es lehnt sich sehr an die 16-Bit Ära an, zumindest was die Grafik angeht. Grosse, hübsch animierte Sprites und die farbenprächtige Umwelt erinnern stark an die Zeiten des glorreichen SNES. Ein komplexes Kampfsystem, Skilltrees, Rüstungs- und Waffensysteme, sowie Mechas und Luftschiffe runden das Angebot ab.


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Wir beginnen das Abenteuer ganz unspektakulär in unserem Schlafzimmer, wo uns Mutti auffordert unseren Arsch aus dem Bett zu bewegen. Sichtlich verwirrt von der Frau, die uns ständig zuruft aufzustehen, bekommen wir letztlich von ihr voll eins auf die Zwölf und.... sind in einem Raum auf einem Luftschiff, wo uns ein Söldnerkollege anschnauzt, dass wir am "abschnorscheln" waren, anstatt zu arbeiten. Tja, mal voll von friedlicher Heimat geträumt! Wir machen uns dann auf den Weg zur Brücke, beginnen unsere Mission und nach einigen Events sind wir sogar noch verantwortlich für eine quasi atomare Auslöschung von Freund und Feind... Was ein Arbeitstag! Darauf folgt eine kurze Zusammenfassung was alles danach geschah und wir steuern plötzlich ein anderes Duo durch die Landschaft?! Japp, ich war genauso verwirrt. Es stellt sich heraus, dass so die Charaktere der Geschichte eingeführt werden. Wir werden also die nächste Zeit diverse Abschnitte mit unterschiedlichen Personen und Gruppierungen spielen, bis sich das Schicksal schliesslich fügt und alle zusammenführt.


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Kampfsysteme gibt es in Chained Echoes gleich zwei Stück: Normale Gefechte als Fusstrupp und später noch selbige in Mechas. Die Kämpfe werden immer rundenbasiert nach einer Zeitachse ausgeführt. Das Basissystem beruht auf der Overdrive-Leiste, die oben links im Bild zu sehen ist. Es gibt eine neutrale Zone in gelb, eine Overdrive-Zone in grün und eine Overheat-Zone in rot. Im neutralen Bereich machen wir 100% Schaden und nehmen 100% Schaden, im Overdrive machen wir 25% mehr Schaden, nehmen aber auch 25% weniger Schaden. Wenn wir es übertreiben, landen wir im Oveheat Bereich, wo unsere Attacken 25% weniger Schaden verursachen und wir 25% mehr Schaden nehmen. Die Kunst ist es jetzt im Kampf im grünen Bereich zu bleiben, was je nach Kampfsystem anders bewerkstelligt wird. Im normalen Modus gelingt das aber je nach Ausbau der Charaktere und deren Aufstellung meistens eher schlecht als Recht. Die Leiste zeigt uns nämlich an, für wie lange eine gewisse Aktionsklasse den aktuellen Wert reduziert. Auch Aktionen wie Verteidigung und das Auswechseln von Charakteren haben Einfluss auf die Leiste. Auswechseln der Charaktere? Ganz recht! Wir haben bis zu acht Mitglieder in der Party, wovon immer nur vier aktiv sind. Wir können frei entscheiden wer im Team agiert; also wer Primär- und wer Sekundärcharakter ist. Aber Achtung: Stirbt einer dieser Charaktere, kann der zweite nicht mehr eingewechselt werden, bis der Tote wiederbelebt wurde.


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Das Mecha-Kampfsystem hat das gleiche Grundprinzip, funktioniert aber anders. Wir müssen hier Gänge hochschalten. Je nach Gang sind wir neutral, rechts oder links geneigt. Ziel ist es den Pfeil in der Mitte zu halten. Die Gänge haben aber auch Einfluss auf Angriffs- und Verteidigungswerte. Hier muss man je nach Gegner besonders acht geben, da wir sonst schnell besiegt werden. Als Beispiel: Gang 2 ist maximaler Angriff und minimale Verteidigung. Sind wir in diesem Gang und der Gegner macht einen Ultimate Move, dann heisst es meist "Adios, schöne Welt!". Daneben gibt es noch eine Art "Hass"-System; in anderen Spielen wohl eher als "Aggro" bekannt. Heisst: Je mehr Schaden du einem Gegner zufügst, desto mehr hasst er dich und greift dich potentiell öfters an als andere. Irgendwie nur blöd, wenn der Damagedealer kaum als Tank taugt und der ausgewählte Tank-Charakter erst einen Aggro-Skill ausführen muss. Das ist aber nur ein kleiner Teil eines grösseren Problems, auf das wir später näher eingehen.


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So, was alles beeinflusst Kämpfe noch? Richtig! Rüstung, Waffen und Skills. Ab hier wird es sehr komplex. Rüstungen sowie Waffen können jeweils um zwei Stufen aufgerüstet werden. Auch ist es möglich die Attribute mit Hilfe von Kristallen zu ändern. Dafür gibt es später im Spiel den Amboss, an dem wir uns als Schmied üben dürfen; 100% Erfolgsquote natürlich. Daneben gibt es noch einen ziemlich umfangreichen Skilltree. Jedes Mal wenn wir ein Bossmonster oder einen Storyabschnitt abschliessen haben wir die Möglichkeit, uns für Skillpunkte etwas auszusuchen. Aber Achtung: Es gibt keine Möglichkeit für einen Skilltree-Reset. Die Wahl ist also endgültig. Ob ihr gut gewählt habt, werdet ihr erst in den darauffolgenden Kämpfen erfahren. Passive Skills wie Angriff, Verteidigung und diverse Resistenzen machen zwar Sinn, aber manche Gegner sind so hart zu knacken, dass man sich schon mal über aktive Skills Gedanken machen muss, die eventuell helfen könnten. Die Qual der Wahl so zu sagen und eine Ungewissheit, die uns bis zum Spielende hin begleitet.


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Zusätzlich zur primären Skillauswahl gibt es noch eine sekundäre Auswahl. Wir müssen entscheiden, welchen Skill wir aktiv haben wollen, da wir weniger Skillslots als Skills besitzen. Dies gilt für aktive und passive Skills. Im Umkehrschluss können wir uns aber so auch optimal auf ein Gebiet einstellen, da je nach Areal die Gegner andere Schwächen und Stärken aufweisen. Auch können die Skills bis zu drei Stufen aufgelevelt werden, mit Fertigkeitspunkten, die wir am Ende jedes Kampfes bekommen. Um das Ganze jetzt noch etwas zu steigern gibt es Heldenembleme. Diese geben noch einmal Bonusskills und -attribute und können jedem Charakter ausgerüstet werden. Um an diese Embleme zu gelangen, müssen wir auf der Weltkarte Götterstatuen finden und dort heiliges Wasser opfern (welches auch erst gefunden werden muss) und nach einem kleinen Kampf werden wir schliesslich mit einem Emblem belohnt. Zu guter Letzt gibt es noch Kristalle, welche wir auf der Weltkarte finden und am Amboss fusionieren. Aber das nur so am Rande, sonst sprengt das hier noch den Rahmen. Für die Mechas gibt es noch ein leicht abgewandeltes System: Oft benutzen und oft gewinnen, dann schaltet man mit dem Laufe der Zeit neue Fertigkeiten frei.


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Kommen wir zu dem grossen Problem, welches ich oben bereits erwähnt habe: Das Balancing. In fast jedem Gebiet gibt es einen Händler für Waffen und/oder Rüstungen. Es kann also vorkommen, dass wir einen Storyabschnitt "unterpowert" spielen, da es den Händler einfach nicht gibt. Klar, es gibt den Amboss, um die Stufen zu erhöhen, das Problem ist allerdings, dass wir dazu Material und Gold benötigen. Das Problem hier ist nun, dass es zwar Materialhändler gibt, aber wenn du dort Material kaufst, ist es weg und kommt nicht mehr wieder. Was tun? Die Monstertypen finden, die eventuell dieses Material droppen. Ebenso beim Gold; das gibt es primär nur für Beute, welche von Monstern gedroppt werden. Sprich: Sammeln und verkaufen. Es bleibt uns als nicht viel mehr übrig, als Mobs zu grinden. Ich sass da letztens selbst für drei Stunden und hab das machen müssen, da ich in ein neues Gebiet kam und ein Monster mit nur einem Schlag meine ganze Truppe ausgelöscht hat! Das nächste Monster hat mir pro Schlag gleich 50% weggezimmert! Die Bosse sind auf selbem Niveau. Im Endeffekt hast endlich deine Ausrüstung soweit, dass du die Mobs ohne Probleme ausradierst, dann kommt der Boss und du bist mit einem Schlag hinüber! Da fragte ich mich: Gibt es irgendwelche Abhilfen? Beim Erkunden des Gebietes fand ich dann diverse Truhen und versteckte Höhlen. Dort enthalten waren teils Gold, aber auch Rüstungen und Waffen welche ich dann, wie ich herausfand, erst ein oder zwei Gebiete später kaufen konnte...


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Daneben gibt es noch ein Achievement Board. Wir erfüllen also irgendwelche Aufgaben dieses Boards und bekommen dafür Material oder andere nützliche Gegenstände. Später im Spiel werden aber auch "Deals" freigeschaltet. Dies sind einmalige Sonderangebote, die nach diversen Lootverkäufen zur Verfügung stehen, sprich Bündel an Material oder bessere Waffen und Rüstungen für kleines Geld. Dies alles minimiert zwar das Grinding, aber beseitigt nicht das Grundproblem. Was mich allerdings etwas genervt hat war, dass ich manchmal einen Haufen Gold (und somit Zeit) für Upgrades ausgegeben habe, nur um den Boss zu schaffen, und im nächsten Akt stehe ich bei einem Händler und bekomme Ausrüstung, die im Grundzustand viel besser ist, als meine mit Upgrades. Sehr ärgerlich.


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Was noch? Das Spiel ist in mehreren Sprachen lokalisiert; darunter auch Deutsch. Von den Dialogen her sind diese dem Spielsetting gerecht umgesetzt und auch entsprechende Umgangssprache wurde für diverse Charaktere benutzt ("Arschkrampe" - ich find's immer noch komisch!). Es gibt zwar hier und da Schreibfehler oder es wurde einfach mal die Übersetzung vergessen, aber im Gesamten ist die Lokalisierung solide. Manche Wörter sind etwas gewöhnungsbedürftig, wie zum Beispiel der Skill "Cleanse" wurde in Deutsch mit "Läutern" übersetzt, aber wenn man sieht was die Skills tun, versteht man eigentlich schon was gemeint war.



Fazit:

Chained Echoes macht trotz Balancing-Problemen eigentlich richtig Spass. Die Story ist episch und entfaltet sich mit der Zeit auch recht logisch. Die vielen verschiedenen Spielmechaniken machen das Spiel zwar nicht gerade einsteigerfreundlich und sehr komplex, aber mit der Zeit lässt sich damit schon gut was anfangen. Mein persönlich grösstes Problem bleibt wie gesagt das Balancing und nach etwas Recherche bin ich auch nicht der Einzige, der das so wahr nimmt. Oft sieht man nur den Ratschlag: "Maximiere deine Ausrüstung, sonst hast du keine Chance an dem Boss bzw. Gegner vorbei zu kommen". Echt jetzt? Wenn man es schon so designt, dass es über maximal zwei Gebiete keine neue Ausrüstung zu kaufen gibt und nur etwas Tolles aus Kisten bekommt, dann sollte man die Gegner nicht so unfair parametrisieren, dass die einen mit einem Schlag umbringen. Und selbst mit maximalen Upgrades ist es manchmal richtig knapp. Ohne diesen Lapsus wäre meine Bewertung etwas höher ausgefallen. Nichtsdestotrotz ist Chained Echoes ein wirklich solides Spiel, das über einen langen Zeitraum viel Unterhaltung bietet. Wenn man dann noch weiss, dass das alles von nur einer Person entwickelt wurde, muss man schon erstaunt seinen Hut ziehen. Frustresistente Fans klassischer JRPGs werden mit Chained Echoes sicher ihren Spass haben!



Wir haben Chained Echoes auf einer PS4 gespielt. Das Spiel ist (digital only) auch für Xbox One, Nintendo Switch und den PC zu haben. Das Test-Muster stammt von Deck 13, wofür wir uns herzlich bedanken!

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