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AutorenbildMichael Blum

The(G)net Review: Call of Juarez

Harte Männer, wilde Schießereien, Pferde, Mädchen, Abenteuer: Hier ist alles drin, was ein Western braucht. Ihr spielt bei Call of Juarez zwei Rollen, einmal den flinken aber eher feigen Billy und als gute Abwechslung den alten Haudegen Reverend Ray.


Call of Juarez Test, Review, Testbericht.

Der Knabe namens Billy hat es nicht leicht. Durch seine mexikanische Abstammung hat er Zeit seines Lebens mit Rassismus zu kämpfen gehabt. Sein Stiefvater Thomas hätte ihn am liebsten nie gekannt. Nicht einmal einen Nachnamen konnte sich Billy leisten. Nach der erfolglosen Suche nach dem Schatz von Juarez zieht er entmutigt zurück in seine Heimat. Bei seiner Rückkehr findet er auf der Farm seiner Eltern Thomas und seine Mutter erschossen vor. Just in diesem Moment betritt der Pfarrer des Städtchens Ray McCall die Szene, erblickt Billy über den beiden Leichen und zieht die naheliegenste Schlussfolgerung.


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Die Tatsache, dass Thomas sein Bruder war, könnte hier ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Damit nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Billy versucht vor Ray zu fliehen, während dieser sich als Gottes verlängerter Arm berufen sieht, hier für Gerechtigkeit zu sorgen. Die Story wird hauptsächlich durch Dialoge im Spiel erzählt. Ihr verlasst also den Körper eurer virtuellen Alter Egos nie. Das stärkt die Bindung zum Charakter, mindert aber die cineastische Erscheinung des Titels. Zusätzlich wird jede der 15 Episoden, in die das Spiel unterteilt ist, mit einem längeren Monolog von Ray bzw. Billy eingeleitet. Diese Intros werden während des jeweiligen Ladebildschirms vorgetragen und dauern zum Großteil um ein Vielfaches länger als das eigentliche Laden. Man darf sich fragen, ob man diese Monologe nicht irgendwie ins Spiel selbst hätte einbauen können.


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Die deutsche Synchro ist übrigen sein grosser Pluspunkt des Spiels. Die Sprecher klingen motiviert und die Stimmen passen hervorragend zu den Charakteren. Als Spieler übernehmt ihr in diesem Wild West First Person Shooter die Rolle beider Figuren. Ihr helft Billy bei seiner Flucht durch das Land und begleitet Ray auf seiner Jagd nach Billy. Mit anderen Worten, ihr müsst jeweils verhindern, dass der Charakter, den ihr als nächstes steuern werdet, Erfolg hat. Klingt verwirrend, ist aber sehr gut und interessant gelöst. In einer Szene endet Billy vor dem Ausgang einer Miene und sieht mit Entsetzen Ray herauskommen. Schnitt. Nun kämpft ihr euch mit Ray durch besagte Miene und erspäht beim Verlassen den entsetzten Billy. Negativ daran ist, dass ihr manchmal ein und dieselbe Szene mit beiden Charakteren, also zweimal durchspielen müsst. Um dem Konzept nicht nur erzählerisch, sondern auch spielerisch Sinn zu verleihen, ist die Spielweise der Charaktere bewusst sehr unterschiedlich gehalten. Ray spielt sich in klassischer FPS-Manier im Wild West Szenario. Doppelstick-Steuerung, links Charakter, rechts Kamera, feuern mit dem Trigger, nachladen, benutzen, kleiner Sprung, automatische Heilung der Wunden, wenn man Deckung gefunden hat, alles ist da, wo dies ein FPS-gewohnter Spieler erwartet.


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Zusätzlich beherrscht er den Konzentrationsmodus, in dem die Welt für ihn in Zeitlupe verläuft, während er zielt (Yeah, Bullettime!). Zwei Fadenkreuze rechts und links wandern langsam zur Mitte, je eines für einen Revolver. Ray kann derweil jedes Fadenkreuz einzeln mit dem Stick leicht steuern und mit den Triggern auch einzeln abfeuern. Die Fadenkreuze der Revolver bleiben aber die gesamte Zeit über in Bewegung, sodass sich dieser Modus nur (aber dafür besonders gut) gegen mehrere Gegner eignet, die von verschiedenen Seiten angreifen. Der Konzentrationsmodus steht euch unbegrenzt zur Verfügung, lediglich die Wartezeit von wenigen Sekunden hindert euch daran, das gesamte Spiel in Zeitlupe zu verbringen. Diese Feature ist eine wirklich coole Idee und passt zu einem Revolverhelden, da ihr mit ein wenig Übung damit locker 5 Schurken auf einmal erledigen könnt. Was für eine coole Sau dieser Ray wirklich ist, wird offenbar, wenn er die Waffe der Waffen einsetzt. Er ist immer im Besitz einer Bibel und kann diese wie eine Waffe anwählen und benutzen. Während er aus dem Buch zitiert, halten die Gegner kurz inne und können bequem per Kopfschuss hingerichtet werden. Ob das den Vertretern der Kirche so gefallen dürfte? In einem echten Westernspiel dürfen natürlich auch Duelle nicht fehlen. Ihr steht eurem Gegner gegenüber und wartet darauf, dass ein Timer auf 0 geht. Dann heißt es schnellstmöglich mit dem rechten Stick euren Revolver ziehen, möglichst genau auf lebenswichtige Körperteile eures Gegners zielen und dem rechten Trigger eine Kugel in diese Richtung zu schicken.


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Das Geschehen ab Ziehen des Revolvers verläuft erneut in Zeitlupe. Wie auch im normalen Spiel reagiert euer Gegner auf Treffer an verschiedenen Körperpartien. Kopfschüsse sind in aller Regel tödlich, Schüsse in die Beine können die Gegner kurzzeitig lähmen und aus dem Konzept bringen. Etwas merkwürdig ist die Konsequenz, wenn ihr den Revolver vor Ablauf der Zeit zieht. Ray holt die Waffe zwar hervor, weigert sich dann aber zu schießen. Ist das nicht vielleicht etwas zuviel der Fairness? Wir sind immer noch im Wilden Westen. Billys Missionen verlaufen ganz anders als Rays. Auch ihn steuert ihr in der ersten Person, aber Billy ist kein Cowboy. Im Gegensatz zum Pfaffen hält Billy nur wenige Treffer aus und braucht auch zum Erholen viel länger. Der Mangel an starken Waffen und Munition tut sein Übriges dazu, dass Billy im eigenen Interesse den meisten Kämpfen besser aus dem Weg gehen sollte. In Büschen oder im Dunkeln kann er sich verstecken und sich so an den Feinden vorbei schleichen. Sowie er seinen Bogen gefunden hat, steht auch ihm die von Ray bereits bekannte Zeitlupe zur Verfügung. Dann kann er mit dem rechten Trigger einen lautlosen und hoffentlich tödlichen Schuss abgeben. Man muss dazu sagen, dass das Schleichen nur in einer einzigen Szene wirklich vorgeschrieben ist, ansonsten kann man theoretisch auch versuchen, sich den Weg freizuschießen. Entdeckt zu werden führt jedenfalls nicht zwangsweise zur Niederlage, aber Billy tut sich im Kampf doch deutlich schwerer als Ray. Run'n'Gun funktioniert mit ihm jedenfalls in keinem Fall.


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Neben Pfeil und Bogen besitzt BillyBoy auch eine Peitsche, mit der er sich an allerlei Geäst festhalten kann zwecks Überquerung kleinerer Abgründe. Bei Billys Abschnitten gibt es auch deutliche Abzüge beim Spielspass. Die Peitsche ist hypersensibel und will auf den Milimeter genau an den Ast gelegt werden, sonst hält sie nicht. Wer will im Wilden Westen schon rumschleichen? Ich zumindest nicht, deshalb gefallen mit die Abschnitte mit dem coolen Reverend viel besser. Technisch ist der Titel wirklich gelungen und sieht um Lichtjahre besser aus als "GUN". Die "Chrome-Engine" bietet gute Dienste und leistet sich auch keine grösseren Aussetzer. Das Geschehen ist fast durchwegs flüssig und sehr detailliert dargestellt. Die Charaktere wissen zu gefallen. Die Weitsicht ist ok. Leider trübt starkes Tearing die Szenerie, das mag den guten Gesammteindruck jedoch nicht zu zerstören. Soundtechnisch gibt es nichts auszusetzen, stimmige Musik und sehr knackige Waffeneffekte. Super!



Fazit:

Call of Juarez ist technisch ein grosser Schritt in die richtige Richtung, spielerisch wissen die Missionen durchaus zu gefallen, vorallem wenn ihr mit Reverend Ray unterwegs seid. Hätte man bei der Steuerung noch ein wenig Feinschliff zugelassen und die Missionen mit Billy ein wenig spannender gestaltet wäre wohl ein richtiger Hit deraus geworden. So reicht es leider nicht ganz für die Gold Auszeichnung.


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