Lightgun-Shooter sind dank Wii-Mote und Playstation Move nicht tot zu kriegen. Einzig Xbox360-Spieler wurden mangels richtiger Hardware etwas benachteiligt. Diesen Missstand versucht nun Activision mit Cauldrons 'Cabela's Dangerous Hunts 2011' zu beheben. In der Packung befindet eine eigene Peripherie, die sogenannte 'Top Shot Elite'.
In den USA geniessen Jagd-Simulationen einen höheren Stellenwert als z.B. bei uns in Europa. Kein Wunder, sehen die Behörden doch das Tragen einer Waffe als nicht besonders bedenklich, ja gar als Recht eines jeden US-Bürgers an. Besonders in ländlichen Gegenden fahren die Hill-Billy's mit ihren Trucks immer noch mit der Shotgun durch die Gegend. Die Jagd als Sport ist dort ein zweifelhaftes aber wohl weit verbreitetes Phänomen. Für die, welche sich nicht gerne die Wanderstiefel dreckig machen, aber trotzdem den 'thrill of the hunt' hautnah miterleben wollen, gibt es seit ein paar Jahren eine Alternative. Die 'Cabela's' Jagd-Spiele sind bereits seit 1998 ein Begriff und haben das Genre der Jagd-Simulationen quasi begründet. Cabela's ist übrigens der grösste US-Austatter von Jagd-Zubehör und -Kleidung und Hautsponsor der Serie.
In Dangerous Hunts 2011 schlüpft man erneut in die Stiefel eines Jägers. Diesmal ist es der amerikanische Schütze Cole Rainsford. Zusammen mit seinem Vater geht er auf eine Safari in Afrika, um wilde Tiere zu jagen, die abgeschiedene Dörfer terrorisieren. Schon bald sitzen Vater und Sohn jedoch selbst in der Falle und kämpfen unter Einsatz ihrer Instinkte und professioneller Jagd-Fähigkeiten um das blanke Überleben. Die Story von Dangerous Hunts 2011 stammt aus der Feder des bekannten Autors und Kreativdirektors Brad Santos (Resistance: Fall of Man, Tomb Raider: Legacy, Saboteur) und dreht sich um Ungewissheit, Drama und das Überleben in der Wildnis. Spieler werden immer wieder mit lebensbedrohenden Situationen konfrontiert und müssen sich gegen Krokodile, Büffel, Wölfe, Nashörner, Bären oder Löwen zur Wehr setzen.
Activision war sich wohl bewusst, dass sich so eine Jagd-Simulation mit einem herkömmlichen Controller nicht gerade berauschend spielt. Darum hat man keine Mühe und Kosten gescheut und die Top-Shot Elite entwickelt, den Jagdgewehr-Controller. Dieser wurde übrigens vom gleichen Team designt, das auch schon die Gitarren der Guitar Hero-Serie entworfen haben. Die Top-Shot Elite ist gut verarbeitet und mach einen stabilen Eindruck. Sie wird aus drei Teilen zusammengesteckt, hat ein Rotglas-Zielfernrohr, und funktioniert mit Hilfe einer Wii-ähnlichen, kabellosen Sensor-Leiste, die man vor den Fernseher legen muss. Gewehr und Sensor-Leiste werden mit je 2 AA Batterien betrieben. Der Gewehrkolben ist justierbar, für kleine und grosse Schützen. Ein Pumpgun-Mechanismus sorgt im Spiel für reibungsloses und komfortables Nachladen. Damit das Gewehr richtig funktioniert muss man jedoch mindestens 2.5 Meter von der Sensorbar (also vom TV) entfernt sein. Darunter läuft leider nichts. Wer diese Vorraussetzung erfüllt, bekommt mit der Top-Shot Elite ein cooles Zubehör, dass theoretisch nicht nur in Cabela's Spielen Einsatz finden müsste. Auch Egoshooter könnten so gespielt werden, schliesslich befinden sich auf dem Gewehr alle Knöpfe und die beiden Analogsticks des Xbox Pads.
Davon macht das Spiel auch Gebrauch; jeder Button ist mit irgend einer Aktion belegt und im Story-Modus muss man gar selbst durch die Gegend laufen. Das kann schonmal zum Problem werden, und braucht eine gewisse Einarbeitungszeit. Zudem ist diese Art der Steuerung auf Dauer recht ermüdend, so dass ich nach einer Weile wieder auf den Standard-Controller gewechselt habe. Ja, schlagt mich, aber mit Xbox-Pad spielt sich der Story-Modus wie ein herkömmlicher Egoshooter, was einfach viel angenehmer ist. Da man so jedoch nur sein Fadenkreuz sieht und keine Waffe, wirkt das sehr aufgesetzt. Trotz dieser Mängel muss man jedoch eines festhalten: Cauldron hat sich dieses mal richtig Mühe gegeben, eine packende Geschichte zu erzählen, die mit haufenweise Cut-Scenes und gescripteten Events eine gewisse Ähnlichkeit zu aktuellen Militär-Shootern nicht verleugnen kann. Ausser dass man hier halt auf Tiere schiesst und nicht auf Menschen.
Dieser Punkt ist für mich moralisch nicht unbedenklich. Hört sich vielleicht verrückt an, aber ich finde es weniger schlimm auf feindliche Soldaten zu schiessen, als auf wilde Tiere wie z.B. Löwen. Man hat sich zwar Mühe geben, mit einer plausiblen Story das Töten von teils geschützen Tieren zu rechtfertigen. So richtig ernst nehmen kann ich das aber nicht. Wenn plötzlich mein 6-jähriger Sohn ins Zimmer kommt und mich fragt, warum ich 'all die schönen Tierchen' abknalle, dann gibt mir das schon zu denken. Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt rein spielerisch einen soliden Lightgun-Shooter, ohne Frage.
Cauldron hat technisch noch einmal eine Schippe draufgelegt. Dichte Wälder, harte Felsgebiete und heisse Savannen sind grafisch sehr glaubwürdig umgesetzt, die Schussgeräusche kräftig und befriedigend. Die über 20 verschiedenen Tiere im Spiel sehen super aus und sind toll animiert, werden aber bis auf die Ausnahme der Enten und Hirsche immer als gefrässige, unberechenbare Bestien dargestellt. Besonders Papa Bär. Das will halt die Story so, okay. Glaubwürdig ist das aber weniger.
Wer sich durch den Story-Modus geballert hat, darf auf eine Reihe Mini-Spiele zurückgreifen, die sich im Praxis-Test fast spassiger als das Hauptspiel herausstellten. In House-of-Dead-Manier 'fährt' ihr auf Schienen durch verschiedene Abschnitte des Hauptspiels und versucht so viele Punkte wie möglich zu erreichen. Lebensenergie, Waffen und Munition müsst ihr ebenfalls 'erlegen'. Mit bis zu 4 Spielern sind diese virtuellen Schiessbuden wirklich spassig. Hier ist der Einsatz der Top Shot Elite unabdingbar und weil man nicht selber laufen muss, auch um einiges angenehmer.
Fazit:
Der umfassende Kampagnen Modus mit seiner spannend erzählten Geschichte und abwechslungsreichen Locations ist eine echte Bereicherung und geht schon fast in Richtig Ego-Shooter. Leider ist die Steuerung mit der Top-Shot Elite recht kompliziert und ermüdend, da man seine Spielfigur selbst durch die Level steuern muss. Wii- und Move-User kennen das Problem. Im integrierten Schiessstand macht die stabile und recht genaue Light-Gun wiederrum eine gute Figur. Moralisch ist das Abknallen der Tiere für mich etwas bedenklich. Da schiesse ich lieber auf böse, bewaffnete Soldaten, die sich auch selber wehren können. Wem das jedoch so lang wie breit ist, bekommt hier einen soliden Light-Gun Shooter, der sogar etwas mehr Umfang bietet als andere Genre-Vertreter und zum Standard-Preis sogar noch ein richtiges Gewehr mitliefert. Ich bin mal gespannt, ob sich künftig noch andere Entwickler an die Top-Shot Elite wagen werden.
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