Welcome to Paradise City! Die Raser von Burnout sind wieder da. Viele interessante Neuerungen wie etwa eine völlig offene Stadt und neuartige Events und Challenges spalten die Fangemeinde. Kann das Spiel trotzdem überzeugen? Wir sind durch die Strassen von Paradise City gedriftet.
Vor knapp 2 Jahren veröffentlichten die findigen Entwickler von Criterion 'Burnout Revenge' auf der PS 2. Nie zuvor war Burnout so spassig. Neuerungen wie der Aftertouch, Crashbreaker und die Traffic Attacks waren schlicht fantastisch. Zudem machten die Crashkreuzungen Spass ohne Ende. Jetzt gingen die Entwickler einen völlig anderen Weg. Vorbei sind die Zeiten von Rundstrecken, Menüs oder Auswahlbildschirmen. In Burnout Paradise steht euch eine ganze Stadt zum befahren offen. Eine 'Racing Sandbox' sozusagen. Aller Anfang ist schwer. So kriegt ihr zuerst mal auf dem Schrottplatz eine alte Karre um euch ein bisschen in der Stadt umzusehen. Ihr habt kein Zeitlimit oder sonstige Vorschriften. Ihr könnt schlicht und einfach überall hin und das ganze riesige Strassennetz erkunden.
Überall versteckt, findet ihr Werbetafeln, welche ihr durchbrechen könnt, versteckte Abkürzungen und haufenweise Challenges laden zum Ausprobieren ein. Habt ihr genug erkundet, könnt ihr an eine der über 120 Kreuzungen fahren und sofort ein Rennen starten. Keine Ladezeiten unterbrechen den Spass, der Übergang ist absolut fliessend. An Rennen bietet Burnout Paradise die üblichen Verdächtigen wie Road Rage, Burning Route oder Zeitrennen. Neu dazu gesellen sich Marked Man und Stunt Race. Beim Marked Man ist das Ziel einfach nur heil ins Ziel zu kommen und nicht von den gegnerischen Fahrzeugen abgeschossen zu werden.
Beim Stunt Race könnt ihr ähnlich den Crashkreuzungen des Vorgängers für Unheil auf den Strassen sorgen. Leider wurden die spassigsten Varianten der Vorgänger restlos gestrichen. Ihr findet keine richtigen Crahskreuzungen mehr, die Aftertouchs sind Geschichte und die Crashbreaker sind auf Eis gelegt worden. Ebenfalls ist der Verkehr nicht mehr so dicht, dafür zu fast jederzeit tödlich. Ein Menü oder dergleichen findet ihr in Burnout Paradise nicht. Ihr könnt eine praktische Karte einblenden lassen damit seht ihr, wo überall Events bereit stehen. Durch die Wegrationalisierung des Menüs werden euch vielfach längere Anfahrtswege zu einem Rennen bevorstehen. Die Rennen gestalten sich allesamt sehr ähnlich. Meistens startet ihr irgendwo in der Stadt und euer Ziel befindet sich irgendwo in den Bergregionen. Der Weg dorthin könnt ihr selbst bestimmen. Nur Start und Ziel sind vorgegeben. Und hier fängt Burnout Paradise an zu frusten.
Da das Strassennetz so extrem dicht wie auch verwinkelt ist und die Strecken eben nicht abgegrenzt sind, werdet ihr euch häufiger als euch lieb ist hoffnungslos verfahren. Eine scheinbare Abkürzung kann euch schnell einmal in die falsche Richtung bringen und schon könnt ihr euch den Sieg abschminken. Unlogischerweise lassen sich Rennen zu keiner Zeit neustarten. Solltet ihr verlieren, müsst ihr entweder wieder zum Start zurückfahren und so das Rennen von vorne beginnen oder einfach ein anderes Rennen suchen. Warum diese Option nicht eingefügt wurde, ist uns schleierhaft. Glücklicherweise findet ihr aber in der Stadt meistens sofort wieder eine Kreuzung, an der ihr ein Rennen starten könnt. Nur in den abgelegenen Abschnitten der Map findet ihr längere Zeit keinen Event. Während der Rennen habt ihr am rechten unteren Bildschirm eine kleine Karte eingeblendet, welche euch den Strassenverlauf anzeigt. Am oberen Bildschirm zeigen blinkenden Strassenschilder wohin ihr fahren müsst und kommt ihr an eine Verzweigung, blinkt euer Wagen in die richtige Richtung in welche ihr euch begeben solltet. Da aber Burnout kein Schneckenrennen ist, habt ihr schlicht keine Zeit zum Blinzeln. Eure Augen sind aufgrund der wahnsinnigen Geschwindigkeit dermassen auf die Strecke fixiert, dass ihr keine Zeit mehr habt euch umzusehen. Es wäre besser gewesen die Strecken abzugrenzen. Burnout war und ist schon immer für seine halsbrecherische Geschwindigkeit und die brachialen Takedowns berühmt. Auch im neuesten Teil werdet ihr mit mörderischem Tempo durch die City heizen.
Bei den Rennen rast ihr meistens mit bis zu 7 Konkurrenten um den Sieg. Ihr könnt während der Rennen nach Herzenslust die Gegner in Mauern, andere Fahrzeuge oder über Abgründe bugsieren. Dieses rüpelhafte Benehmen beschert euch Boost. Dieser benötigt ihr auch dringend, denn ohne Boost werdet ihr in Burnout keinen Sieg einfahren. Durch gewonnene Rennen steigt ihr auf der Karriereleiter immer weiter nach oben. Ziel ist es, die Dominator Lizenz zu holen und so der beste Raser in Paradise City zu werden. Doch bis dorthin ist es ein verdammt langer Weg. Durch Siege schaltet ihr neue Fahrzeuge frei. Doch bevor ihr diese zu eurer Flotte zählen könnt, müsst ihr sie in der Stadt finden und mit einem Takedown erledigen. Danach gehört der Schlitten euch. Fahrzeuge wechseln könnt ihr nur auf einem der 5 Schrottplätze. Dies nervt, da viele Zeitrennen nur mit bestimmten Fahrzeugen gestartet werden können. Neu findet ihr in der Stadt auch Zapfsäulen, Reparaturgaragen oder Lackierereien. Wenn ihr durch diese Punkte fahrt, lädt sich euer Boost auf, euer Wagen wird sofort repariert oder ihr kriegt einen neuen Lack verpasst. Ihr könnt zu jeder Zeit in den Onlinemodus wechseln. Mit dem Digitalkreuz könnt ihr jederzeit und nahtlos bis zu 7 Freunde einladen. Danach dürft ihr nach Herzenslust Challenges bestreiten, einfach nur sinnlos herumblödeln oder Rennen starten.
Die Rennen machen aber nur bedingt Spass, da ihr durch die verwinkelte Stadt eure Kontrahenten nur am Anfang und am Ziel seht. Jeder fährt sozusagen seinen Weg. Die Challenges machen eine Zeit lang Spass, trösten aber nicht über die mangelnde Abwechslung hinweg. Witziges Detail: Die Xbox Kamera wird unterstützt und macht bei Takedowns jedesmal einen Schnappschuss, den euer Kontrahend zu sehen bekommt. Paradise City sieht umwerfend aus. Criterion hat sich mit der Gestaltung der Stadt extrem viel Mühe gegeben. Ihr findet viele verschiedene, unterschiedlich aussehende Viertel. Obwohl in der ganzen City viele Autos herumfahren, wirkt es aber doch etwas leblos. Nirgends werdet ihr Zuschauer oder Menschen in der Stadt vorfinden. Dass Burnout technisch schon immer ein Knüller war zeigt sich auch diesmal, spätestens jedoch sobald man den Boostknopf betätigt. Mit butterweichen 60fps rast ihr durch Downtown Paradise, über den Fischerhafen bis rauf zu den White Mountains. Ruckler, Pop-Ups oder Slowdowns sind praktisch nirgends vorhanden.
Das Geschwindigkeitsgefühl ist einfach fantastisch. Die Xbox 360 und PS3 Versionen sind sich übrigens in allen Punkten ebenbürtig und gleichen sich grafisch wie ein Ei dem Anderen. Die Fahrzeugmodelle sehen ebenfalls toll aus. Der Lack spiegelt die Umgebung in Echtzeit wieder oder verkratzt sich nach und nach. Solltet ihr einmal eine Mauer küssen, so wird eine Zeitlupensequenz eingespielt, in welcher ihr die Verformung eures Wagens hautnah erleben könnt. Die Carrosserie verformt sich realistisch je nach Einschlagswinkel, Scheiben zerbersten und Einzelteile fliegen über den Asphalt. Umwerfend! DJ Atomika versorgt euch während der Rennen mit den unterschiedlichsten Musikstücken. Sie mischt die Musik und erzählt euch immer wieder News rund um Paradise City. Der Sound reicht von Rockig über Techno, bis hin zu Pop. Der Sound passt zum geschehen. Die Motorengeräusche und speziell der Boost werden eure Boxen zum rütteln bringen. Auch DJ Atomika fügt sich gut ins Geschehen ein und nervt nicht. Auf der PS3 lassen sich leider keine Custom Sounds abspielen, wie das bei der XBOX 360 möglich ist. Hätten die Entwickler von Criterion doch nur ein Menü eingebaut und nicht ein paar der spassigsten Spielmodis der Vorgänger eliminiert, wäre Burnout Paradise definitiv ein Überhit geworden. So wie es jetzt ist, hat es mehr Ähnlichkeiten mit Need for Speed Underground. Für Fans des Open World Prinzips sicher toll, für Arcaderacer aber extrem deplatziert.
Fazit:
Ich war schon im Vorfeld, nach der Ankündigung der frei befahrbaren Stadt, sehr skeptisch geworden. Für mich ist Burnout schnelle und simple Action. Ich wähle meine Waffe, die Lackfarbe, die Strecke, den Spielmodus und heize bis die Augen tränen. Das ist Burnout. Das "offene Stadt-Prinzip" hat mir noch nie gefallen und fühlt sich vor allem bei Burnout deplatziert an. Trotzdem konnte ich mich mit Paradise City unterhalten. Die Grafik ist wieder einmal umwerfend, die Geschwindigkeit Jenseits von Gut und Böse. Doch wo sind die Crashbreaker Rennen? Wo die Aftertouchoption? Diese Wegrationalisierung der spassigsten Features des Vorgängers fiel mir doch Negativ auf. Ich hoffe, dass sie beim nächsten Teil wieder auf die Stärken der Vorgänger setzen.
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