Nach rund einem Jahr bringt Publisher ATARI Cavia's Magie-Shooter aus Japan endlich nach Europa. In der Haut von Gothic-Hexe Alicia müsst ihr die Welt mit Hilfe von Zauberkraft und viel bleihaltiger Argumente von Dämonen säubern.
In der Zukunft sieht's für Planet Erde düster aus. Nach diversen Kriegen, Naturkatastrophen und Seuchen ist die Menschheit nahezu ausgerottet. Die wenigen Überlebenden sehen sich jetzt sogar einer noch grösseren Bedrohung ausgeliefert: Dämonen und Zombies! Woher die Monster kommen ist vorerst nicht bekannt, wird aber im Verlauf des Spiels von euch aufgedeckt. Zum Glück gibt es Hexe Alicia. Sie weiss, wie man den untoten Horden Herr bzw. Frau wird: Mit brachialen Zaubersprüchen und viel bleihaltigen Argumenten aus ihrer "Gunrod".
Die Gunrod sieht aus wie eine Mischung aus Hexen-Besen und E-Gitarre und kann sich auf Knopfdruck in vier "Formen" wandeln: Maschine-Gun, Shotgun, Sniper-Rifle und Gatling-Gun. Zusammen mit Alicias Elementar-Magie wird aus der Gunrod eine mächtige Waffe. Paart ihr z.B. Elementar-Magie mit der Gatling-Gun-Form, verschiesst diese alles vernichtende Blitze. Die MG-Form erhält einen Feuerschuss, der die Gegner bei lebendigem Leibe verbrennt. Im Laufe des Spiels lernt Alicia neun Magie-Attacken. Da gibt es beispielsweise die "Ancient-Wall". Dieser Schutzwall gibt euch und euren Verbündeten Soldaten eine gute Deckungsmöglichkeit. "Thunder" beschwört Blitze herauf, die selbst Panzer in Sekunden in ihre Einzelteile zerlegt. "Ravens-Panic" sendet einen Schwarm angriffslustiger Krähen auf die Gegner, was diese verwirrt und am Schiessen hindert. "Tornado" und "Metero Shower" sind die brachialsten Magien und legen mitunter ganze Level-Abschnitte in Schutt und Asche.
Die Magie-Angriffe sind alle wunderschön in Szene gesetzt und stellen ein grafisches Highlight in Bullet Witch dar. Wenn ganze Hochhäuser einstürzen und dutzende Trümmer vom Himmel regnen und Rauch und Feuer einem die Sicht versperrt, leistet die Grafik-Engine erstaunliche Arbeit. Ansonsten ist die Grafik nicht besonders spektakulär und einer XBOX 360 nicht wirklich würdig. Alicia ist an sich hübsch animiert. Ebenso die abgedrehten Gegner. Die meisten Texturen sind aber sehr verwaschen und die Schatten extrem pixelig. Vor rund einem Jahr mag die Optik noch okay gewesen sein. Nach Grafik-Perlen wie Gears of War oder Call of Duty 3 ist Bullet Witch visuell einfach ziemlich schwach. Das Spiel ist auch recht düster, stellenweise sieht man die Gegner kaum. Man sollte tunlichst die Helligkeit am TV justieren, denn eine Gamma-Korrektur bietet Bullet-Witch nicht. Aber Grafik ist ja bekanntlich nicht alles, wenn das Gameplay stimmt und hier kann man mit gutem Gewissen sagen: Bullet Witch mach Spass und bietet einige noch nie da gewesene Elemente. Gerade der Einsatz der Magie und die Manipulation des Level-Inventars - oder der Trümmer davon - bringt jede Menge Laune. Die "Mental-Magie" ist ein wichtiger Spass-Faktor. Wie ein Jedi könnt ihr z.B. Autos in feindliche Gegner-Formationen "stossen". Wenn ihr die Karre vorher noch entzündet und sie dann in eine Tankstelle bugsiert, resultiert daraus eine Riesen-Explosion. Die Trümmer der Tankstelle könnt ihr dann weiter verwenden z.B. um damit übrig gebliebene Gegner zu erschlagen.
Weitere optische Highlight sind die Boss- und Zwischenboss-Kämpfe. Nicht selten stellen sich euch hochhausgrosse Gegner in den Weg. Besonders erwähnendwert ist der Kampf gegen einen riesigen Skelett-Drachen auf den Dach eines Passagierflugzeugs in 10.000m Höhe! Für den Einsatz von Magie benötigt ihr natürlich Energie. Diese lädt sich von selbst wieder auf. Schneller gehts, wenn ihr Gegner mit der Gunrod eliminiert. Je nach Stärke der Magie braucht ihr mehr oder weniger davon. Die Magie- und Lebens-Energie lässt sich - wie auch die Gunrod-Formen und Spells - nach einer Mission in drei Stufen aufleveln. Dazu benötigt ihr "Skill-Points", die ihr ebenfalls nach einer Mission erhaltet, basierend auf eurer Performance (Anzahl Abschüsse, verbrauchte Leben, verbrauchte Zeit, gespielte Schwierigkeitsstufe). An dieser Stelle muss man erwähnen, dass Bullet Witch zu Beginn noch nicht soviel Spass macht, da die Magien und die Gunrod noch sehr schwach sind.
Habt ihr einmal einen gewissen Erfahrungslevel erreicht, stehen euch viele Angriffsmöglichkeiten zur Verfügung, von denen ihr zu Beginn des Spiels noch nicht einmal geträumt habt. Bullet Witch hat wie erwähnt viele Schönheitsfehler. Die manuelle Zielerfassung setzt präzises Steuern voraus, eine Lock-On Funktion oder ein Auto-Aim gibt es nicht. Das kann in hektischen Situationen frustrieren. Die Handhabung der Spells könnte auch besser sein. Die Steuerung braucht demzufolge ein bisschen Eingewöhnungszeit. Die Intelligenz der Gegner lässt auch stark zu wünschen übrig. Vielfach stehen Feinde einfach dumm in der Gegend rum und reagieren nicht einmal auf euren Beschuss. Andere dagegen stürmen wie vom Affen gebissen auf euch los. Nur selten wird man von scheinbar intelligenten Feinden überrascht. Daher stellt Bullet Witch auf den drei Schwierigkeitsstufen Easy, Normal und Hard keine grosse Herausforderung dar. Zum Glück schalten sich noch zwei weitere Schwierigkeitsstufen frei, Chaos und Hell. In diesen Modi zeigen die Gegner neue Angriffstaktiken und werfen auch mal eine Handgranate oder suchen Deckung. Ausserdem ist das Gegneraufkommen grösser. Shooter-Profis sollten also gleich mit dem Hard-Modus beginnen und sich dann dem Chaos-Mode widmen.
Bullet Witch ist mit nur sechs Missionen recht kurz geraten. Im Easy-Modus werdet ihr in rund 4 Stunden das Ending sehen. Einges an Zeit verbringt ihr mit Suchen des nächsten Wegpunktes, da nicht immer klar ist, was als nächstes zu tun ist bzw. wo ihr genau hin müsst. Das Spiel ist ganz klar aufs mehrfache Durchspielen ausgelegt, denn nach einem Durchgang habt ihr nicht einmal die Hälfte eurer Stärke erreicht. Folglich startet ihr den neuen Durchgang mit allen Stats der Vorrunde. Cavia verspricht zudem 4 zusätzliche Missionen und 4 neue Outfits als Download, was über den schwachen Umfang zusätzlich hinweg tröstet. Einen Multiplayer- oder Online-Modus sucht ihr aber vergebens.
Fazit:
Bullet Witch ist kein perfektes Spiel, bei weitem nicht. Es ist kurz, grafisch schwach, hat viele Schönheitsfehler und keine Multiplayer- oder Online-Modi. Dennoch kann ich dem Titel einen gewissen Scharm nicht absprechen. Nachdem ich den ersten Shock überwunden hatte, stellte sich ein gewisser Suchtfaktor ein. Alicia ist super-sexy und schön animiert. Die herrlich unkomplizierte Baller-Action, die zerstörbaren Umgebungen und die tollen Magie-Attacken haben mich in ihren Bann gezogen. Auch das Gegner Design hat mir gefallen, ebenso die eindrucksvollen Boss-Fights. Es gibt einige ziemlich coole Momente in Bullet Witch, die man als Action-Fan einfach erlebt haben sollte. Wer auf Shooter steht, Grafik nicht in den Vordergrund stellt und auch ein paar kleinere Fehler vergeben kann, sollte Bullet Witch eine Chance geben. Spass macht es allemal.
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