Wenn ein kleines Schweizer Indy-Team ein neues Spiel veröffentlicht, gehört es geradezu zu unserer heiligen Pflicht, es genauer unter die Lupe zu nehmen. Schliesslich gibt es nicht allzu viele Spiele-Produktionen aus unserem kleinen Land. Brotherhood United ist das zweite Game der Schweizer Indie-Games-Schmiede "Myoubouh Corp" und wurde von nur einem einzigen Mann entwickelt!
Brotherhood United ist ein klassisches Run-and-Gun Game mit grossen Ambitionen und Vorbildern. Wer Metal Slug oder Mercenary Kings gespielt hat, kann sich auf ein sehr ähnliches Abenteuer einstellen. Wir laufen und rollen als kleiner, putziger Pixel-Held von Links nach Rechts, hüpfen auch mal in die Vertikale und knallen dabei in alle Richtungen mit allerlei Schiessprügeln auf alles und jeden, was sich uns in den Weg stellt. Am Ende eines Abschnitts warten obligate Zwischen- und Endgegner, manchmal Kleine, manchmal riesen Grosse. Simple, klassische Arcade-Kost.
In jedem Level gilt es eine bestimmte Anzahl Geiseln zu befreien und Gegner zu eliminieren. Einige der Gefangenen haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Kriegsgefangenen aus Metal Slug und auch sonst gibt es so einige Anspielungen an SNK's Meisterwerk. Dabei ist es gar nicht so einfach alle Geiseln zu finden. Manchmal befinden sie sich scheinbar unerreichbar auf Hausdächern und wir müssen über weit verstreute, manchmal mehrere Bildschirme entfernte Plattformen hüpfen, um zu ihnen zu gelangen. Das kann verwirrend und etwas mühsam sein, zumal man nicht immer erkennt, auf welchen Level-Elementen man überhaupt stehen kann.
Befreite Alliierte hinterlassen Munition oder eine neue Waffe, darunter Pistolen, schwere Revolver, Maschinengewehre, Shotguns, Sniper-Rifles und mehr. Die Munition aller Waffen ist begrenzt, nur die Standard-Pistole, die wir zu Beginn des Spiel erhalten, verfügt über unbegrenzt Munition. Ist das Magazin leer geschossen, muss nachgeladen werden. Dann kommt ein kleiner Gameplay-Kniff zum Tragen, den wir au der Gears of War-Serie kennen. Nachladen benötigt das richtige Timing. Drücken wir zu früh oder zu spät, kann für kurze Zeit nicht geschossen werden. In der Hektik der späteren Levels führt das ziemlich schnell zum Bildschirmtod. Geschossen weichen wir übrigens mit einer Hechtrolle aus, während derer wir für kurze Zeit unverwundbar sind. Dies ist ein wichtiges, defensives Gameplay-Element und kommt gerade bei den Boss-Fights öfters zum Tragen.
Ebenfalls aus Metal Slug entliehen: Vehikel. Ab und zu dürfen wir in extra-starken, gepanzerten Roboter-Ungetümen Platz nehmen und mit grossen Wummen Chaos unter den Feinden stiften. Diese Einlagen machen Laune, wir hätten gerne ein paar mehr davon gehabt!
Und so schiessen wir uns drurch vier grosse Bereiche mit je fünf Levels, darunter eine Stadt, eine düstere Höhle und eine futuristische High-Tech Festung. Jeder Abschnitt bietet einen Zwischenboss und am Ende des Fünften wartet jeweils ein extra dicker Endgegner. Die einzelnen Abschnitte wirken leider öfters etwas künstlich in die Länge gezogen, dann stellt sich eine gewisse Monotonie ein.
Die Steuerung ist knackig und punktgenau, was die Scharmützel angenehm spielbar macht. Schön auch, dass man seinen Pixel-Helden vor Beginn des Abenteuers selbst erstellen darf. Haare, Accessoires wie Brillen und Kleiderfarben dürfen selbst ausgewählt werden. Ist ein Level beendet gibt's neben der erreichten Punktzahl eine 3-Sterne-Bewertung für die eigene Performance. Mit diesen Auszeichnungen schalten wir weitere, kosmetische Items frei. Alle drei Sterne zu erreichen ist jedoch sehr schwer, das werden vermutlich nur die hartnäckisten Puristen schaffen.
Die Gegner stellen in den ersten Stages keine grosse Herausforderung dar, auch die Bossgegner sind viel zu oft viel zu schnell besiegt. Beim Balancing dürfte Greedy Hollow nochmal die Schrauben justieren, denn es passiert öfters, dass der Schwierigkeitsgrad urplötzlich enorm ansteigt und dann wieder absackt. Gegen Ende wird Brotherhood United ziemlich heftig. Ein klares Indiz, dass sich das Spiel exklusiv an eingefleischte Spielhallen-Fans richtet.
Optik und Sound haben uns gut gefallen. Es hätten ein paar Musikstücke mehr sein dürfen. Der einzige echte Wermutstropfen ist in unseren Augen die Tatsache, dass Brotherhood United – entgegen seinem Namen – nur alleine gespielt werden kann. Ein 2-Spieler Modus wäre eine tolle Sache gewesen, ist aber nach Rücksprache mit dem Entwickler leider nicht geplant.
Fazit:
Wenn die rivalisierende Gang einen deiner Freunde gefangen nimmt ist es endgültig an der Zeit, die Waffen sprechen zu lassen. In der „Bruderschaft“ wird kein Partner zurück gelassen, egal was passiert! So kurz und knackig wie die Hintergrundgeschichte ist auch das Spiel selbst. Hüpfen, Ballern, Geiseln befreien und am Ende der Levels Bosse besiegen. Wer auf derart einfach gestrickte, klassische Arcade-Action steht, dürfte mit Brotherhood United ein paar spassige Minuten verbringen. Ich mag solche Spiele, bin ich doch mit eben solchen gross geworden. Ich ziehe meinen Hut vor der Leistung und den Ambitionen des Solo-Entwicklers und ich finde, dass solche Anstrengungen belohnt werden sollten. Natürlich sehe ich noch viel Verbesserungspotential und finde es auch schade, dass Brotherhood United mit seinem repetitiven Level-Design sehr gestreckt und monoton wirkt. Ein 2-Spieler Modus wäre ebenfalls schön gewesen. Angesichts des sehr schmalen Preises ist das jedoch verschmerzbar.
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