Es kommt nicht oft vor, dass ein Spiel wie aus dem Nichts auftaucht, und die Gemeinde in helle Begeisterung stürzt. Braid ist so ein Ausnahme-Spiel. Und Braid hat keine Angst davor, euch mit fordernden Puzzles zum kompletten Idioten zu machen...
Braid ist sowas wie ein Mix aus Spielen wie Super Mario Bros. und Valve's Portal. Gerade Portal scheint ein guter Vergleich zu sein, da man die gestellten Aufgaben in beiden Spielen nur durch vorsichtige Sprünge, präzises Timing und einem ziemlich guten Plan zu lösen vermag. Beide Spiele kreieren zudem eine einzigartige Atmosphäre, die an sich schon extrem unterhaltend ist.
Wo sich Portal und Braid voneinander unterscheiden ist das Puzzle-Konzept. Während ihr euch in Portal in einer ausladenden 3D Umgebung wieder findet, bewegt ihr euch in Braid in einer simplen 2D Welt. Portal ist grafisch poliert und steht für die nächste Generation. Braid hingegen ist mit seinem kunstvollen Wasserfarben-Stil eher primitiv und wunderschön zugleich. Portal ist lustig, mit all den Wandschildern und der Roboterstimme, die euch auf die anstehenden Aufgaben vorbereitet. Braid gibt euch dagegen niemals Hinweise und überlässt alles eurer Kreativität und eurem Vorstellungsvermögen. Auf Papier hört es sich noch so an, als wäre alles schon mal da gewesen. Die Herangehensweise jedoch ist frisch und ziemlich neu. Ihr steuert Protagonist "Braid" durch 5 Welten und sammelt Puzzle-Stücke ein, die ihr dann zu Bildern zusammenfügt. Klingt einfach, ist es aber nicht.
Die Puzzles und Aufgabenstellungen und deren Lösung sind stellenweise richtig fordernd, aber dafür ziemlich genial und zeugen von der Sorgfalt und Liebe, die Entwickler Number Numb Inc. in dieses Projekt investiert hat. Zu Beginn des Spiels hüpft ihr noch Gegnern auf den Kopf, um diese als Sprungbrett zu benutzen. Später manipuliert ihr aber die Zeit, um die Puzzles zu lösen. Ihr könnt die Zeit vor- und zurückspulen, schnell und langsam. Dies ist nicht nur nützlich, um Fehler zu korrigieren, sondern auch um eure Umgebung zu manipulieren. Jede der 5 Welten führt dabei ein neues Gameplay-Element ein. Der grüne Glibber beispielsweise, der Objekte wie Schlüssel oder Plattformen umgibt und dafür sorgt, dass besagte Objekte von eurer Zeitmanipulation ausgeschlossen sind, was ihr natürlich zu eurem Vorteil nutzen müsst. Später kommt ein lila Glibber hinzu, der eine Kopie von euch anfertigt, sobald ihr die Zeitmanipulation einsetzt. Gerade diese Puzzles werden euer Hirn zum schmelzen bringen wenn es gilt, euer Alterego und dessen Kopie während einer gewissen Zeitspanne gleichzeitig zu steuern.
Es ist schwer das Gameplay mit Worten zu umschreiben, man muss es einfach selbst erlebt haben, um es wirklich zu verstehen und zu schätzen. Wobei einige Zeit ins Land zieht, bis man das Konzept wirklich begriffen hat und es intuitiv einsetzen kann. Um so grösser ist dann die Befriedigung, wenn ihr eine Aufgabe gelöst habt. Frust kommt dank der Rewind-Funktion keine auf. Sie treibt euch eher an, es nochmals und nochmals und NOCHMALS zu versuchen. Was mich zudem sehr positiv überrascht hat: Braid hat eine liebevolle und packende Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über Liebe, über Fehler, und wie man aus ihnen lernt und/oder diese vergibt.
Fazit:
Ohne Frage: Jeder der eine Xbox 360 sein Eigen nennt, sollte sich dieses kleine Meisterwerk zumindest als Demo-Version auf die Konsole laden um sehen, warum ich hier soviel Mühe habe Worte zu finden, die dem Spiel gerecht werden. Braid ist sowas wie ein XBLA-Sleeper Hit, weil es packendes, non-lineares Gameplay, eine aussergewöhnliche Präsentation und absolut geniale, frische Ideen vereint.
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