Gearbox hat mit dem ersten Teil einen Überraschungshit gelandet. Die Frage ist nun: Was wird aus dem Nachfolger, nachdem das Spiel extrem populär wurde? Im Fall von Borderlands 2 blieb man dem ursprünglichen Erfolgsrezept treu. Es wurde aber nicht ausgelassen, an allen Details zu feilen um so einen massiv verbesserten Titel abzuliefern. Borderlands 2 bietet also einen hervorragenden Grund, der Welt von Pandora einen erneuten Abstecher zu bescheren.
Die bewährte Masche von Borderlands 2, die mich um den Schlaf brachte und mich während der Arbeit dran denken liess, ist das Beutesystem. Waffen, Charakter-Skins, Granaten, Classmods, es gibt immer etwas in der weiten Welt von Pandora, das noch ein bisschen besser ist als eure aktuelle Ausrüstung. Ähnlich wie in Diablo 3 oder anderen Action-RPGs wird die Jagd nach Beute zu einer Sucht, die nur schwer zu befriedigen ist. Der kleine Rausch, wenn eine seltene Waffe aus einer Truhe blitzt oder ihr sie einem besiegten Gegner aus seinen kalten, toten Fingern entnehmt ist ein herrliches Gefühl. Den Grossteil eurer Beute machen dabei die Feuerwaffen aus, und das ist gut so. Die meiste Zeit schaut ihr nämlich durch euer Visier und nehmt alles Mögliche aufs Korn. Dabei spielt es keine Rolle, welchen Auftrag ihr gerade ausführt; früher oder später wird etwas mit Blei, Säure oder anderen gefährlichen Substanzen vollgepumpt.
Während die Waffen allgemein ähnlich funktionieren, unterscheiden sie sich umso mehr in Aussehen und Effekt. So könnt ihr beispielsweise mit einem Scharfschützengewehr zusätzlichen elektrischen Schaden anrichten oder mit einer Pistole beim Nachladen jedes Mal eine kleine Explosion auslösen. Die Kombinationen scheinen schier endlos und können eurem Spielstil angepasst werden.
Viele Defizite aus dem Vorgänger konnten ausgebügelt werden, leider gibt es aber immer noch einige Punkte, die Gearbox hätte ansprechen können. Gerade wenn man sich andere Action-RPGs ansieht. So ist man weiterhin sehr eingeschränkt bei der Anpassung seines Alter Egos. Zwar wurden Fortschritte gemacht, aber die Auswahlmöglichkeiten begrenzen sich immer noch auf ein Minimum. Wenn es aber darum geht, die Fähigkeiten eures virtuellen Kriegers anzupassen, wurde ein grosser Schritt nach vorne gemacht. Ganz wie im Vorgänger besitzt jeder der vier Klassen eine eigene Fähigkeit. Anders wie im ersten Teil hingegen, sind die Ausbaumöglichkeiten. Der Skill-Tree wurde generalüberholt und ihr seid nun viel freier bei der Gestaltung eures Helden. Wenigstens bis zu einem gewissen Punkt.
Egal welche Fähigkeiten ihr freischaltet, der Commando wird immer Gebrauch von seinem Geschütz machen, genauso wie der Gunzerker wütend mit zwei Kanonen auf seine bemitleidenswerten Gegner losgeht. Die Siren kann neu davon Gebrauch machen, einzelne Widersacher wehrlos in der Luft schweben zu lassen und die neue Charakterklasse des Assassins kann sich kurzzeitig tarnen und verheerende Überraschungsattacken lancieren. Doch wie diese Kräfte im Kampf eingesetzt werden, könnt ihr selbst entscheiden. Beispielsweise wird sich meine Siren je nach Geschmack des Spielers von eurer unterscheiden. Während ich immer gerne mitten im Gewühl bin und auf Nahkampf ausgerichtet bin, könnt ihr eure zur Scharfschützin entwickeln, die den Kampf aus sicherer Ferne beeinflussen kann. Wie ihr seht, kann man also alle Klassen nach seinem Spielstil verändern.
Die verschiedenen Methoden euren Charakter zu formen werden umso wichtiger wenn ihr gemeinsam mit Freunden in den Kampf zieht. So ist es möglich, dass der Commando mit seinem Geschütz das gegnerische Feuer aus sich zieht und der Assassin sich ins Getümmel stürzt und die Bösewichte verprügelt. Es ist auch bitter nötig zusammenzuarbeiten, denn je mehr Mitstreiter in einer Gruppe unterwegs sind, desto zäher werden die Gegner-Horden die auf Pandora warten.
Auch wenn der Spielspass sicher um ein vielfaches steigt wenn man mit Freunden in den Kampf zieht, gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. So kann es passieren, dass ihr mit fremden Spielern unterwegs seid die euch dauernd die besten Gimmicks unter der Nase klauen und sich weigern zu tauschen. Das kann sehr frustrierend sein und es ist schade, dass sich Gearbox dazu entschieden hat dieses System weiterhin zu implementieren. Gut hingegen ist, dass gefundenes Gold oder Iridium auf das Konto aller Spieler wandert.
Borderlands 2 hat auch in Sachen Witz und Storytelling noch einmal gewaltig zugelegt. Wenn ihr aber mit Freunden gemeinsam in den Kampf zieht, werdet ihr wegen all dem Geschwätz nur einen Bruchteil der gut getimten Witze zu hören bekommen.
Noch mehr Belohnungen warten in der Form von Badass-Tokens auf euch. Indem ihr etliche Herausforderungen erledigt, wie eine bestimmte Anzahl Kopfschüsse zu erreichen, oder Gegner in Brand steckt, erhaltet ihr diese Münzen. Diese können wiederum investiert werden um kleine Verbesserungen an euren Kämpfern vorzunehmen. So wird beispielsweise der Rückstoss der Waffen verringert, das Nachladen geht schneller und so weiter. Zwar ist jeder dieser Fortschritte marginal aber nach Hunderten dieser Challenges wird sich euer Krieger langsam aber sicher in eine Kampfmaschine verwandeln. Ausserdem profitieren sämtliche eurer Mitspieler von euren Badass-Fähigkeiten.
Der Handlungsablauf knüpft direkt an den Erstling an. Ihr schlüpft in die Haut eines neuankommenden Vault-Hunters in Pandora und seid auf der Suche nach, wie soll es auch anders sein, dem Vault. Der Vault soll ein riesiger Tresor sein der den Finder reich und mächtig machen soll. Unglücklicherweise wurde nach der Öffnung des letzten Vault der ganze Planet von der Hyperion Corporation und dessen Anführer Handsome Jack übernommen. Durch eine Abfolge von Geschehnissen seid ihr nun gezwungen Handsome Jack zu stoppen und Pandora zu erlösen.
Habt ihr wahrscheinlich schon hunderte Male gehört oder? Trotz der bekannten Story schafft es Borderlands 2 diese deutlich glaubhafter zu vermitteln wie noch im Erstlingswerk. Die Geschichte hat einen roten Faden und die charmanten Charaktere werden schnell ins Herz geschlossen. Während die Hauptstory, anders als im Vorgänger zu überzeugen mag, sind die vielzähligen Sidequests die eigentlichen Stars der Show.
Währendem die Mechanik immer sehr ähnlich ist, vermag der Humor und die Präsentation diese Ausschweifungen der Geschichte in den besten Inhalt, der das Spiel zu bieten hat, zu verwandeln. Beispielsweise müsst ihr an einer Stelle eine Bande Ninjas bekämpfen, die zufällig in der Kanalisation leben, Pizza essen und sich wie die Ninja Turtles anhören. Ein anderes Mal müsst ihr einem Roboter helfen, der ein Mensch werden möchte. Sein Verständnis von Menschlichkeit fabriziert aus der Schnitzeljagd eine regelrechte Comedy. Es gibt nicht viele Spiele da draussen die mich zum Lachen bringen, doch Borderlands 2 schafft das ohne Mühe.
Wenn ihr denkt, dass die 30 Stunden die ihr benötigt um das Spiel zu beenden, nicht genug sind dann gibt es genug Gründe um es erneut durchzuspielen. Alle vier Charakterklassen spielen sich anders und sogar wenn ihr die komplette Kampagne durch habt wartet der Vault Hunter Modus auf euch. Grundsätzlich ist das ein erneuter Streifzug durch die Welt von Borderlands 2, bei welchem ihr eure Beute und Levels behalten könnt. Auch nachdem ihr die Level Obergrenze von 50 erreicht habt ist noch nicht Feierabend. Gearbox hat bereits neue DLCs angekündigt die eine Rückkehr nach Pandora garantieren werden!
Fazit:
Borderlands 2 ist seinem Vorgänger treu geblieben, die besten Elemente wurden erneut aufgegriffen und verbessert. Jeder Gamer, der auch nur entfernt an Shootern oder Co-op Games interessiert ist, sollte sich Borderlands 2 genauer anschauen. Macht euch bereit für die Beutejagd auf Pandora.
Comments