Nach 200 Stunden Elden Ring ein reduziertes Soulslike in NES-Optik? Warum nicht! Als schmächtiger Pixel Ritter schnetzeln wir uns durch eine gnadenlose 8-Bit-Szenerie. Prepare to die, a lot!
Unser 5 Pixel hoher Schwertschwinger ist zwar eine gut ausgebildete Kampfmaschine, sein Skillset darf man aber gerne als überschaubar bezeichnen. Mit seinem Breitschwert, welches sich durch kurzes Tastenhalten für einen stärkeren Hieb aufladen lässt, zerlegt er anrückende Fieslinge, pariert mit korrektem Timing deren Angriffe mit seinem Schild oder dasht flink aus der Gefahrenzone. Im späteren Verlauf wird das Parieren unumgänglich, falls ihr die Credits sehen wollt. Haben wir einen Angriff abgewehrt, füllt sich nicht nur unsere Stamina Bar komplett auf, sondern schenkt uns einen zusätzlichen Schlag. Wildes Rumhacken bringt euch nicht weit, denn die Staminabar ist sehr kurz und stetes Tastenhämmern bestraft euch mit einem negativen Cooldown.
Unterteilt in 12 unterschiedliche Welten mit mehreren Abschnitten führt euch eure anstrengende Reise durch modrige Wälder, karge Eislandschaften, dreckige Verliese und alles dazwischen, was das finstere Mittelalter noch so hergibt. Die einzelne Levels sind jeweils nur einen Screen gross und können erst abgeschlossen werden, wenn ihr jeden Widersacher eliminiert habt. Der Clou an der ganzen Geschichte ist, dass unser Held kleiner wird, wenn er in den hinteren Teil wackelt und im Umkehrschluss im Vordergrund auf fast die doppelte Grösse anschwillt. Und dieses Spiel mit der Optik funktioniert wunderbar und verleiht Bleak Sword DX eine interessante Tiefenperspektive. In den ersten Levels zeigen die Gegner noch Gnade, doch schon ab der zweiten Welt wollen euch diverse Spitzbuben skrupellos ans Leder.
Die Entwickler müssen Fans von Dark Souls & Co. sein, denn haut uns ein Widersacher ins Game Over, verlieren wir alle nicht eingelösten EXP und temporären Gegenstände, bekommen aber stets eine zweite Chance, um das verlorene Gut wieder zu erlangen. Wir müssen einfach das Level ohne Lebensverlust abschliessen, ansonsten ist der Verlust permanent. Bleak Sword DX ist glücklicherweise kein Sadisten Roguelite, sondern bleibt hart aber fair. Durch das stetige Aufleveln verstärken wir Angriffskraft, Verteidigung und mehr Gesundheit für die Lifebar. Schaffen wir es, uns unbeschadet durch drei Abschnitte zu metzeln, winken temporäre Gegenstände wie Defense Power Ups oder wertvolle Heiltränke, denn der Schaden vom vorherigen Level nehmen wir mit. Überleben wir sechs Abschnitte werden wir mit einem permanenten Boost belohnt, welcher mehrheitlich unser Schwert verstärkt oder uns mehr Gegentreffer einstecken lässt.
Die Opposition ist ein kunterbuntes Sammelsurium aus Fledermäusen, Spinnen, Zombieegel, mutierten Wildschweinen, tollwütiger Köter, feuerspuckenden Pflanzen und Ritter jeglicher Couleur. Minibosse machen uns in der Hälfte der jeweiligen Welt das Leben schwer, bevor wir ein paar Levels später dem Endmotz die Leviten lesen. Je weiter unser tapferer Recke fortschreitet, umso dickhäutiger werden die miesen Angreifer. Irgendwann erreicht ihr einen Punkt, bei dem selbst die beste Reaktion nicht ausreicht, um sämtliche Fieslinge erfolgreich zu knechten, denn unserer Hiebwaffe fehlt es an Power. Glücklicherweise dürfen wir in jedes durchgespielte Level zurückreisen. Mit besserer Bewaffnung segeln wir durch frühere Abschnitte, pimpen unseren Charakter auf und kehren gestärkt und motiviert zum letzten Standort zurück. Eine sehr faire Option.
Fazit:
So gehen Roguelites! Während andere sich komplizierte Formeln einfallen lassen, die meistens schlecht zünden (z.B. Have a Nice Death oder Wildcat Gun Machine) verzichtet Entwickler More8bit auf waghalsige Experimente und fãhrt auf der bewährten FromSoft Schiene in einen soliden Wertungsbereich. Anfänglich wurde ich von allen Seiten vermöbelt und fluchte wie ein Rohrspatz, nachdem ich sämtliche Ressourcen wegen einer popeligen Fledermaus und meiner Unachtsamkeit verlor. Je weiter ich jedoch vorstiess, desto selbstsicherer wurde ich und hatte dann ziemlich schnell den Dreh raus mit Parrieren, Ausweichen und Konterschlägen. Timing und ein waches Auge auf die Ausdauerleiste sind zwei weitere, wichtige Faktoren zum Sieg: Eiert man zu lange an einem Gegner rum, kann es sein, dass schon die nächste Welle anrückt und die Überzahl euch gnadenlos überrennt. Bleak Sword DX ist hart, teilweise unverzeihlich bei groben Schnitzern und dennoch ein verdammt motivierender Souls Slasher. Die eigenwillige Grafik und die spezielle Optik fügen sich trotz magerer 8-Bit Präsentation nahtlos ans fordernde Gameplay an. Wer sich einen Souls Fan schimpft und auf der Suche nach neuem Futter ist, findet mit Bleak Sword DX ein weiteres Kleinod dieser Gattung.
Bleack Sword DX ist digital für PC und Nintendo Switch erschienen. Wir haben uns die Version für die Switch angesehen. Das Test-Muster stammt von Devolver Digital, wofür wir uns herzlich bedanken!
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