Die Wolken ziehen in rasantem Tempo, begleitet durch das laute Brummen der Propeller, an der Cockpitscheibe vorbei. Die Stuka im Visier, feuern die in den Tragflächen eingebauten Maschinengewehre eine Salve nach der anderen. Der gegnerische Pilot versucht verzweifelt dem unausweichlichen Abschuss durch die Spitfire zu entkommen. Der ganz normale Alltag eines Fliegerasses.
Blazing Angels entführt den Spieler zurück in den 2. Weltkrieg. Diesen immer wieder gerne für den Hintergrund von Videospielen verwendete Zeitabschnitt bietet guten Boden für einen Flieger Arcade Shooter. Als Kommandant einer amerikanischen Fliegereinheit, den namensgebenden 'Blazing Angels', befehligt man 3 Flügelmänner in 18 Missionen durch die Kampagne. Diese wird in unterschiedlichen Flugzeugen und Jahren während des erwähnten 2. Weltkrieges geführt. Die Kampagne beginnt mit dem üblichen Tutorial, in welchem der Spieler mit der grundlegenden Steuerung der Flugzeuge vertraut gemacht wird. Als Flugzeug wird die Gladiator, ein Doppeldecker verwendet. Noch leicht ungeübt fühlt sich diese Maschine zum Steuern etwas träge an. Abstürze sollten gleich von Beginn an mit einkalkuliert werden. Das wird besonders in der Kampagne immer mal wieder passieren.
Eine Einstufung in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade bietet Blazing Angels nicht an. Sobald man sich in der Luft befindet, führt das Tutorial Schritt für Schritt durch die weniger komplexe aber genaue und reaktionsfreudige Steuerung. Auch der Abwurf von Bomben wird simuliert. Die Auslösung der sekundären Waffen wird durch einen Klick auf den rechten Stick durchgeführt. Das kann manchmal etwas hinderlich sein. Mit dem rechten Stick wird nämlich auch die Geschwindigkeit und das Seitenruder bedient. Es braucht jedoch nicht sehr viel Übung um die Steuerung zu beherrschen. Dörfer und Städte werden in Blazing Angels nicht als billige Textur dargestellt, sondern sind richtige, konstruierte Gebäude. Dutzende, ja gar hunderte davon befinden sich stellenweise gleichzeitig auf dem Screen! Natürlich hätte man die Häuser noch schöner texturieren können. Doch bei der Geschwindigkeit, in der hier rumgeflogen wird, könnte man diese sowieso nicht wahrnehmen. Der Horizont ist gut einsehbar. Schiffe, Panzer, Lastwagen, Fliegerabwehrgeschütze, Landungsbote, gegnerische Flugzeuge, Gebäude. Alles sind echte 3D-Objekte, welche sehr gut identifizierbar sind, sofern man sich nahe genug hinwagt. Gut, wer einen HDTV sein Eigen nennt, denn ohni die hohe Auflösung geht auf normalen TVs einiges an Details verloren.
Da das Spiel keine Cockpitansichten hat, ergeben sich oftmals gute Möglichkeiten, die vielen Details der Flugzeuge zu geniessen. Die Seiten- und Höhenruder verstellen sich ohne Verzögerung gemäss den Anweisungen durch den Controller. Mit der entsprechenden Tageszeit (Morgenrot), spiegeln sich schöne Lichteffekte auf den Tragflächen. Die Hoheitszeichen der kriegsführenden Parteien sind genau dort, wo sie hingehören und gut erkennbar. Natürlich benötigt das Ganze ziemlich Rechenpower. Bei grossem Gegneraufkommen, kann es in späteren Missionen zu einzelnen Einbrüchen der Framerate kommen. Das macht sich durch ein kurzes Stocken bemerkbar. Es kommt jedoch nicht sehr oft vor und ist dadurch auch nicht sonderlich störend. Mühsamer ist das Verhalten bei schnellen Kurven oder Loopings. Der Hintergrund scheint sich an bestimmten Stellen scheibchenweise weiter zu bewegen (Screen-Tearing).
Trotz des klar ersichtlichen Arcade Stiles von Blazing Angels, wurde sehr viel Wert auf die Physik der Flugzeuge, Geschosse und auch Einschläge gelegt. Befindet sich der Gegner in einer Kurve, muss der Vorhaltepunkt für einen Treffer berücksichtigt werden. Das Fadenkreuz für das Bordgeschütz färbt sich bei einem möglichen Treffer rot ein. Das erfordert selbstverständlich die nötige Schussreichweite. Geht mal eine Salve ins Wasser, werden die Einschläge im Wasser deutlich mit korrekten Spritzern dargestellt. Um einen Gegner gar nicht erst aus den Augen zu verlieren, ist der Einsatz der Verfolgerkamera ein Muss. In vielen Missionen sind bis zu 40+ Flugzeuge gleichzeitig in der Luft. Damit nicht versehentlich ein freundliches Flugzeug abgeschossen wird, sind alle mit einem grünen beziehungsweise roten 'Rahmen' umgeben. Das aktuell anvisierte Ziel blinkt in einem helleren Rot. Es kommt sicherlich vor, dass versehentlich ein Freund anstelle eines Feindes erwischt wird. Keine Sorge, die schmieren nicht gleich beim ersten Treffer ab und im Funk wird der Spieler auch lautstark auf das 'friendly fire' aufmerksam gemacht. Bei den Gegnern hört man dort eher Beleidigungen, Herausforderungen und natürlich Hilferufe. Die Stimmen können aber gerne mal im Geknatter der Bordgeschütze untergehen. Wenn die mal loslegen, bleibt kein Flieger mehr am Himmel. Dauerfeuernden Spieler legt Blazing Angels gekonnt einen Riegel vor. Die Geschütze beginnen zu überhitzen und feuern einen kurzen Moment nicht mehr. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn man eine komplette Salve bis zur Weissglut der MG's hinter das gegnerische Flugzeug gesetzt hat und genau in dem Moment, wo man den Gegner wirklich im Visier hat, die Geschütze versagen.
Während der 18 Missionen langen Kampagne, gliedern sich die Aufträge unterschiedlich. Die Grundelemente dabei bleiben aber im Grossen und Ganzen die selben. Mal müssen gegnerische Flugzeuge oder Bodentruppen ausgeschaltet werden, ein ander mal werden Orte fotografiert oder Schiffe torpediert. Die Missionen sind wiederum in einzelne linear aufgebaute Kontrollpunkte unterteilt. Dieser Aufbau hat nur Vorteile und erleichtert den Wiedereinstieg nach einem Ableben. So muss die Mission nicht komplett von vorne begonnen werden. Spieler, welche auf Auszeichnungen aus sind, können die einzelnen Missionen mit Perfomancepunkten verbessern. Jede Mission bietet immer wieder andere Flugzeugtypen, welche verwendet werden müssen. Die Flugzeuge der Missionen sind vorgegeben. Eine freie Auswahl steht nicht zur Verfügung. Die Lufteinheiten der jeweiligen Parteien sind aber immer ausgeglichen. Unterstützung während der einzelnen Missionen, wird durch drei Flügelmänner geboten. Jeder der drei hat eine spezielle Fähigkeit, auf die immer wieder zugegriffen werden kann. Ausser der taktischen Anordnung, Formation, Offensiv und Defensiv, müssen sich die anderen drei Spezialtaktiken, Reparatur, Schild und Jäger nach gebrauch erst wieder aufgeladen. Joe, begabter Mechaniker, bietet die Reparaturen während des Fluges an. Ist die Maschine schon ziemlich zerschossen, ruft man ihn zur Hilfe. Durch das korrekte Nachdrücken der vorgegebenen 4-stelligen Tastenkombination wird der Flieger wieder auf Vordermann gebracht. Tom, des Spielers Schatten, lenkt auf Wunsch die Gegner ab. Und Frank ist der Jäger der Staffel. Er greift das ausgewählte Ziel auf Wunsch an. Falls er die Möglichkeit hat, wird er aber auch noch die eine oder andere zusätzliche Maschine vom Himmel holen. Jedoch hat man nicht in allen Missionen alle 3 Flügelmänner im Geschwader. Stellenweise muss alleiine gegen die Übermacht angekämpft werden. Dann ist wirklich Vorsicht angesagt.
Die Flugzeug-Klassen in Blazing Angels unterteilen sich in Bomber und Jäger. Wobei zu den Jägern auch die Jagd- und Torpedobomber gezählt werden. Insgesamt können 41 Flugzeuge freigespielt werden. Davon sind 32 vom Typ Jäger und 9 vom Typ Bomber. Das Flugzeugarsenal reicht von einer Hurricane, über mehrere Jahrgänge der Spitfire, zur A6N 'Zero' und endet bei der B17. In jeder der 18 Missionen aus der Kampagne können maximal 2 Flugzeuge frei gespielt werden, je nach Leistung des Spielers. Die am Ende der Kampagne frei gespielte Mini Kampagne schaltet mit jeweils 6 Bomber- und 6 Jägermissionen die restlichen 4 Flugzeuge frei. Im Arcade Mode können die bereits freigespielten Jäger etwas getuned werden. Dazu muss man jedoch 3 Wellen von jeweils 12 Flugzeugen überstehen. Jede Welle hat ihren eigenen Flugzeugtyp. Nach erfolgreichem Abschluss einer Arcade Session, erhält das geflogene Flugzeug einen Bonus in Form eines zusätzlichen Sternes. Welcher Bonus der jeweilige Jäger am Ende erhält, ist ebenfalls im Auswahlbildschirm ersichtlich. Jäger, mit denen noch keine Arcade Session geflogen wurden, haben einen vorher/nachher Kasten mit den Eigenschaften eingeblendet. Das erleichtert auch gleich die Suche nach den noch ausstehenden Tunings. Online bietet das Spiel auch einiges an Variation.
Grundsätzlich wird zwischen Solo-, Team- oder Staffel-Modus entschieden. Im Solo-Modus kämpft jeder gegen jeden. Beim Team-Modus kämpfen alle Spieler gegen die KI. Im Staffel-Modus können sich bis zu 8 Spieler zusammenschliessen und gegen andere Teams antreten. Der Solo-Modus bietet den klassischen Deathmatch, Suchen und Vernichten oder auch die Fuchsjagd an. Die Kampagne kann ausschliesslich im Team-Modus angewählt werden. Dabei können sämtliche Offline Kampagnen online durchgespielt werden. Im kooperativen Multiplayer Modus können die anderen Spieler für Reparaturen oder Ablenkungen angefragt werden. Bleibt eine Anfrage unbeantwortet, so kann während der folgenden 30 Sekunden kein erneuter Request gestellt werden.
Fazit:
Auch wenn Blazing Angels den einen oder anderen Mangel hat, so kann das Spiel durchaus überzeugen. Der Wiederspielfaktor ist durch den Schwierigkeitsgrad erfreulich hoch. Dogfights über den Wolken, Bombenangriffe auf Fliegerabwehrkanonen oder einfach nur Überleben um jeden Preis machen eine Menge Laune. Es mag vielleicht auch daran liegen, dass Blazing Angels bis jetzt das einzige seiner Art auf der XBOX360 ist. Andere Hersteller haben jetzt auf jeden Fall eine hochgesteckte Messlatte, welche es zu nehmen gilt.
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