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AutorenbildStephan Eggenberger

The(G)net Review: Blair Witch

Wer hätte gedacht, dass noch mal ein Spiel zu den Blair Witch-Filmen erscheint? Ich auch nicht. Seit den letzten drei Spielen sind doch schon einige Jahre ins Land gezogen und auch der letzte Film lief bereits 2016 in den Kinos. Immerhin haben die Entwickler von Bloober Team (Layers of Fear) bereits Erfahrungen mit dem Horrorgenre.



Als grosser Horrorfan und Naturfreund war ich natürlich hungrig auf eine neue Geschichte um den Blair Witch-Mythos und habe mich mit dem Protagonisten Ellis tief in die Black Hills gewagt.


Wir schreiben das Jahr 1996. Einmal mehr wird ein kleiner Junge aus Burkittsville vermisst. Ex-Polizist Ellis hat in der Vergangenheit viel durchgemacht und fühlt sich verpflichtet, dem Sheriff bei der Suche zu helfen. Unterstützung bekommt er von seinem treuen Schäferhund Bullet, der ihn mit in den Wald begleitet. Diese Hilfe kann er wirklich gebrauchen. Ellis hat nämlich ernsthafte, psychische Probleme und immer mal wieder mit Panikattacken und Flashbacks zu kämpfen. Mit anderen Worten, ein gefundenes Fressen für die Hexe von Blair.



Zu Beginn ist noch alles in Ordnung. Die Sonne scheint und Ellis durchstreift mit seinem treuen Begleiter das Dickicht, sucht nach Hinweisen, bekommt Nachrichten von seiner Liebsten und spielt auch mal gerne Snake auf seinem Handy. Aus dem entspannten Waldspaziergang wird aber bald ein verstörender Alptraum. Nachdem Ellis das erste Mal einen Blackout hat, ist es bereits Nacht. Die bekannten Stöckchenfiguren hängen an den Ästen, Stimmen sind zu hören und selbst wenn er immer geradeaus läuft, scheint er sich im Kreis zu bewegen (übrigens eine coole Idee, die weitläufigen Waldareale abzugrenzen). Schon bald findet man einen Camcorder und dazu passende Tapes, welche die vergangenen Geschehnisse zeigen. Und als wäre dies nicht schon mysteriös genug, wird durch das Abspielen dieser Tapes auch noch die Gegenwart beeinflusst. Auf einer Videokassette ist zu sehen, wie ein Baum umfällt, der uns nun den Weg versperrt. Lassen wir an dieser Stelle das Video rückwärts laufen, steht der Baum wieder an Ort und Stelle und wir können den Weg passieren. Solche Rätsel passen zwar gut in die Welt von Blair Witch, sind halt aber viel zu einfach.



Je länger je mehr verwischen die Grenzen von Realität und Fiktion. Als wäre die tolle Atmosphäre nicht schon beängstigend genug, lauern uns auch noch düstere Kreaturen hinter Bäumen auf. Die einzige Möglichkeit uns vor ihnen zu schützen besteht darin, sie direkt mit der Taschenlampe anzuleuchten. Aber auch dies ist ein Kinderspiel, denn Bullet zeigt uns stets, woher der nächste Angriff naht. Wer braucht schon eine Waffe, wenn er mit Taschenlampe und Hund ausgerüstet ist? Bullet warnt uns aber nicht nur vor Gefahren, sondern findet Hinweise oder zeigt uns, wo’s lang geht. Wir können ihm einfache Befehle wie „such“ oder „bleib“ geben und ihn loben oder bestrafen. Ich war oft dankbar für die tierische Unterstützung. Besonders wenn Ellis wieder eine seiner Panikattacken hat tut es gut, Bullet in seiner Nähe zu haben. Ist er mal zu weit weg, könnte dies nämlich den Tod von Ellis bedeuten.



In kurzen Flashbacks erfahren wir, dass in seiner Vergangenheit einiges richtig schief lief, was die ganze Geschichte noch ungemütlicher macht. Dazu kommt immer wieder dieses Gefühl, sich komplett verlaufen zu haben, unterstützt von der passenden Soundkulisse. Dieses Unbehagen und die düstere Atmosphäre die einen umgibt, sind die grossen Stärken von Blair Witch, genau wie in den jeweiligen Found Footage-Filmen. Neben der spannenden Story ist dies aber das einzige, was das Game wirklich zu bieten hat.



Fazit:

Ich hatte viel Spass und Grusel mit Blair Witch. Aber es ist für mich eher ein Walking-Simulator, als ein wirkliches Spiel. Es fehlt die Herausforderung. Die Rätsel sind viel zu einfach und die Kämpfe gleichen eher einem Minispiel. Zwar gibt es verschiedene Enden, abhängig von der eigenen Spielweise, aber in 4 Stunden ist der Ausflug in den Black Hills Forests auch schon wieder zu Ende. Das ist zu wenig! Zu gerne hätte ich mehr erlebt, denn die Spielwelt fängt die Atmosphäre der Filme perfekt ein. Um das Maximum aus der kurzen Spielzeit heraus zu holen, lohnt es sich das Zimmer zu verdunkeln und die Kopfhörer aufzusetzen. So bekommen Horrorfans für einen sehr fairen Preis doch noch ein kurzes aber intensives Gruselabenteuer.



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