The(G)net Review: Beyond the Ice Palace II
- Armin Medic
- 1. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Das Comeback nach dem keiner gefragt hat! Wer früher einmal einen C64 sein Eigen nannte, könnte zufällig über den Vorgänger des Castlevania-Klons gestolpert sein. Einem Grossteil der Gamer wird Beyond the Ice Palace jedoch gänzlich unbekannt sein. Umso erstaunlicher, dass nach 37 Jahren unser Held die Wurfdolche der 80er gegen eine nagelneue Eisenwurz eintauscht.

Lag der Fokus des Originals eher auf der Spielmechanik von Ghosts’n Goblins, warf man das ganze Konzept für den zweiten Teil über Bord und orientierte sich an Konami's legendären Belmont Klan. Wir sind als der “Verfluchte König" unterwegs, der mit seiner strammen Eisenkette und einem magischen Mantel allerlei Dämonen, Skelette, Drachen, Untote und ähnliche Protagonisten der Monsterwelt zurück in die Hölle schickt. Direkt mit einem Grafiksetting aus den besten Super NES-Zeiten legen wir los.

In den ersten paar Screens machen wir uns mit den vielfältigen Kampffähigkeiten vom Cursed King vertraut. Die Eisenkette zerlegt mit einer einfachen Kombo normale Gegner in Windeseile. Anrückende Projektile werden mit einem Kettenwirbel gekontert. Wobei dabei auf unsere Stamina Bar geachtet werden muss. Einmal leer, dauert es ein paar Sekunden, bis wir unseren Wirbelschild erneut nutzen können. Dasselbe gilt für den Phantom Dodge, der ebenfalls an unserer Ausdauer nagt. Normale Kampfeinsätze mit der Kette haben jedoch keinen Einfluss auf die Ausdauer-Leiste. Ein simpler Jump, die Grapple Option bei bestimmten Ringen, ein Charge Move zum Brechen von Schilden und ein hilfreicher Slide, der auch Feinde verletzt, runden die Grundbasis für den Kettenkönig ab.

Mehrheitlich ziehen wir von Links nach Rechts, erledigen die Gegnerschar, sammeln Goldtaler, Health Items und Rage Booster und hoffen, dass wir beim harten Überlebenskampf die wertvollen Schatzkisten nicht übersehen. Meistens verbergen sich in diesen Boxen Power Kristalle, womit wir an bestimmten Checkpoints unsere fünf Statuswerte wie Schlagkraft, Ausdauer oder Gesundheit hochleveln. Ab und zu stossen wir auf einen Händler, der uns weitere Kristalle, geheime Schlüssel und Ausrüstungsteile mit passiven Buffs verkauft.

In der mittelalterlichen Szenerie treffe wir regelmässig auf den einen oder anderen Mini- oder Levelboss. Klassisches Auswendiglernen der Angriffsmuster ist Pflicht, denn der einzige Schwierigkeitsgrad wird spätestens nach der Hälfte des Spiels nochmals hochgeschraubt. Nach dem ersten Levelkanzler wissen wir Bescheid. Vier magische Splitter müssen aufgespürt werden, um dem finalen Schurken die Leviten zu lesen. Beyond the Ice Palace 2 ist jedoch kein klassisches Metroidvania, wie viele Kollegen der Fachpresse fälschlicherweise berichteten, sondern eher ein geradliniges Action-Adventure mit geringem Anteil an versteckten Räumen, unsichtbaren Wänden und kleinen optionalen Abschnitten.

Trotzdem muss auf eine Schnellreise nicht verzichtet werden. Sobald wir uns den Doppelsprung nach einem harten Bossfight verdient haben, können wir zu allen erledigten Levels zurückreisen und zuvor unerreichbare Orte untersuchen, die sicherlich die eine oder andere Schatzkiste versprechen. Gewisse NPCs unterstützen uns mit hilfreichen Tipps um Key Items zu finden oder sie schicken uns auf eine kurze, aber Story relevante Side Mission.
Beyond the Ice Palace 2 konzentriert sich zwar hauptsächlich auf physische Auseinandersetzungen, trotzdem muss der verfluchte König nicht auf knackige Plattform Passagen mit wilden Grapple Einlagen und kleine eingestreute Puzzles verzichten. Besonders im Endgame werden euch noch ein paar harte Brocken vor die Füsse geschmissen. Dank unendlicher Continues und automatischer Save Funktion dauert ein normaler Durchlauf 5 bis 6 Stunden.
Fazit:
In meinen Kindertagen war das NES mit der Top 3 um Castlevania, Ghosts’n Goblins und Zelda 2 neben Hinterhoffussball mein liebster Zeitvertreib. Besonders der erste Auftritt von Konami's Vampirjäger prägte mich bis heute. Auch wenn es nur etwas in die Richtung von Belmont&Co. geht bin ich Feuer und Flamme. Als ich den ersten Trailer sah wusste ich: Das ist genau meins. Die ersten paar Minuten überraschen mich in vielerlei Hinsicht. Die akkurate 16 Bit Grafik ist schick, hätte aber noch den einen oder anderen Anstrich vertragen. Dafür lassen die Skills und Fähigkeiten keine Zweifel offen. Dennoch hapert es gelegentlich mit der Ausführung. Da der Grapple und Kettenschlag auf demselben Knopf liegen, kann dies die CPU schon mal irritieren. Der Doppelsprung ist willkommen, wenn ich aber jedes mal noch eine Hochzeitsanimation über mich ergehen lassen muss, weil stets ein paar Zentimeter Höhe fehlen, hätte ich dem verwunschenen König doch ein paar Pixel mehr Sprungkraft gegönnt. Durch diese ungenaue Programmierung spielt sich Beyond the Ice Palace 2 manchmal ziemlich zäh. Zumal unser Held auch nicht die schnellste Gurke im Konservenglas ist. Ein wenig mehr Spritzigkeit hätte dem Spiel nicht geschadet. Und ob die Rückfall-Animation, die direkt dem Ur-Castlevania geklaut wurde, ins Jahr 2025 passt, bin ich mir nicht sicher. Das Upgrade Menu ist eine gute Sache, sollte aber nicht nur aus Piktogrammen und Abkürzungen bestehen. Ein wenig mehr Zusatzinfos, wo ich meine Kristalle einsetze, wäre hilfreich gewesen. So ging ich auf Nummer sicher und bunkerte meine Punkte in Gesundheit und Schlagkraft. Wenn schon Retro, dann bitte technisch im modernen Gewand und uns nicht mit alten Videospiel-Sünden aus den 90ern nerven und die dann als Hommage an die "alten Zeiten" verkaufen. Ich gratuliere den Entwicklern zu ihrem mutigen Schritt, einem vergessenen C64 Spiel neues Leben einzuhauchen, was auch immer die Beweggründe hinter dem Release waren. Im Grunde steckt in Beyond the Ice Palace 2 irgendwo ein sehr gutes Spiel, hätte man sich nur ein paar Wochen mehr Optimierung und die eine oder andere kleine Anpassung gegönnt.

Beyond the Ice Palace II ist für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X|S, Nintendo Switch und PC erschienen. Wir haben das Spiel auf der PS5 getestet. Das Test-Muster stammt von PQube, wofür wir uns herzlich bedanken!
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