Mittlerweile sind Remakes keine Seltenheit mehr. Fast jedes grössere Studio wählt den kostengüngstigeren Weg, um die Rentenkasse aufzubessern und peppt ihre Klassiker mal schlechter, mal besser optisch und spielerisch auf. Die heutige Wiederauffrischung stammt aus dem Jahre 2003 und werkelte damals auf der PS2.
Beyond Good & Evil wurde damals in der Fachpresse gelobt. Finanziell war das Action Adventure aber ein Reinfall. Auch ich habe Jade & Co. seinerzeit nicht begleitet, was 2024 endlich nachgeholt wird.
2435. Auf dem Minenplaneten Hillys gibt es Zoff. Wieder einmal müssen feindselige Aliens, hier die "DomZs", als Bösewichte herhalten. Gut, die Kameraden sind schliesslich keine fröhliche Fantruppe. Ganz im Gegenteil. Regelmässig werden Einwohner entführt, deren Lebenskraft ausgesaugt und mit Hilfe von fiesen Pilzsporen zu Arbeitssklaven umfunktioniert. Es sieht nach einer harten Zukunft aus.
Unsere Protagonistin Jade, die sich wahlweise als Waisenhaus-Chefin, unkorrumpierbare Reporterin, Martial Arts Expertin oder Stealth Assassine ausgibt, verfügt über genügen Mumm in den Knochen, um es mit dem Aliengesocks aufzunehmen. Nach dem kurzen Tutorial im heimischen Leuchtturm sind wir für das kommende Abenteuer gewappnet. In klassischer 3rd Person Sicht joggen wir in zwei Geschwindigkeiten durch die Architektur, zermöbeln mit unserem Holzstab und simplen Kombos die schleimigen Ausserirdischen. Der Hechtsprung lässt uns ausweichen. Im Kriechgang schleichen wir uns an Wachen vorbei.
Nach dem ersten Abschnitt gesellt sich unser Sidekick Pey'j, ein menschgewordener Wildschweineherr hinzu. Also quasi eine echte Kampfsau. Der knurrige, aber sympathische Pey'j quasselt uns nicht nur mit lustigen Onlinern voll. Auf Knopfdruck betätigt er Schalter, zerschneidet mit seinem Schraubenschlüssel Drahtgeflechte und nimmt aktiv an Kämpfen teil. Besonders effizient ist seine Super Action. Eine gutplatzierte Arschbombe hebt die Gegner in ummittelbarer Umgebung in die Luft, damit wir mit Jade die Widersacher in bester Baseballmanier an die Wand plätten.
Um grössere Distanzen zu bewältigen, hüpfen wir ins Luftkissenboot, denn unser Bereich auf Hillys besteht mehrheitlich aus Wasser, der durch Laserbarrieren geschützt wird. Sollten wir aufgrund unserers Entdeckungdrangs den Perimeter verlassen, werden wir mit einer Salve Geschossen von Grenzpatrouillen daran erinnert, dass wir besser umkehren sollten. Unser erstes Ziel sind die Mommosa-Brüder. Die karibischen Nashornmenschen horten allerhand wundersame Upgrades. Doch auch in Hillys regiert der Kapitalismus. Nur gegen eine bestimmte Anzahl an Riesenperlen überlassen uns die gewieften Tüfler ihre technischen Errungenschaften wie Neutralisierungskanone oder Jumpoption für unser Boot.
Die Perlen sind selten und werden von Bossen gehütet, verstecken sich in Sidemissions oder wir erhalten sie als Prämie für geschossene Fotos. Ein wichtiger Aspekt in Beyond Good&Evil besteht aus dem Katalogisieren der lokalen Fauna per Kamera. Entdecken wir ein Lebewesen, sollten wir mindestens ein Bild der Spezies knipsen und sie direkt zum Insitut zu senden, die uns für jedes Bild als Zweitwährung ein paar Kristalle, sogenannye Cees, zuschanzt. Ausgegeben wird die Beute beim Walross Dealer Ming Tzu, der uns nicht nur Health Items für Heldin und Boot bereitstellt. Ein Tierfinder und Perlensensor befinden sich ebenfalls in seinem Repertoire.
Die Mainstory wartet in der zweiten Hälfte mit weiteren Gameplay Neuerungen auf und dreht auch einmal ein paar harte 180 Grad Wendungen im Storybereich. Ihr werdet in den 10 bis 12 Stunden mehrmals auf positive Art und Weise überrascht sein.
Fazit:
Statt uns endlich Beyond Good & Evil 2 zu servieren, nimmt Ubisoft den sicheren Mittelweg. Grafisch die Texturen verfeinert, ein wenig rumpoliert und fertig ist das Remake. Optisch erkennt man besonders in der Wasserwelt das Alter des Originals. Grobflächige Polygone sollen eine Felsenküste darstellen als kämen sie direkt aus dem N64. Bei den Charakteren und Levels steckt jedoch mehr Sorgfalt und Mühe drin. Die Steuerung ist flüssig und besonders wenn man mit dem Boot von Insel zu Insel düst, kommt echtes Funracer Feeling auf. Stellt man das gut 20-jährige Gerüst beiseite, schlummert unter der aufgeppeten Hülle ein sehr gutes Action Adventure mit amüsanter Story, toller Audiountermalung, abwechslungsreichem Gameplay und eine überraschend kreatives Endlevel. Einzig die Kampfpassagen und deren Kameraführung sind in der Zeit stehen geblieben und hätten in Sachen Optimierung noch viel Luft nach oben gehabt.
Beyond Good & Evil – 20th Anniversary Edition ist digital für PlayStation 5 & PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Nintendo Switch, Amazon Luna und PC über den Ubisoft Store, Epic Games Store und Steam zu haben. Wir haben uns die PS5-Fassung angesehen. Das Test-Muster stammt von Ubisoft, wofür wir uns recht herzlich bedanken!
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