Endlich dürfen auch 360-User Hand an eines der legendärsten Multiplayer-Spiele des letzten Jahres anlegen. Und wer könnte den Titel besser beurteilen als unser alter Battlefield 2-Veteran Master(G) mit seinen +300 Stunden Kampferfahrung mit der PC-Version...
Als im Sommer letzten Jahres Battlefield 2 für den PC erschien war nicht zu erwarten, was für eine Hysterie der Titel auslösen würde. Okay, Battlefield 1942 war bereits ein Knaller, aber der Nachfolger mit dem Anhang "Vietnam" konnte niemanden so richtig überzeugen. Daher war es schwer abzusehen, welchen immensen Erfolg das Spiel in seiner "modernen" Variante haben würde. Wie wir alle wissen, gehört Battlefield 2 mittlerweile zu den meistgespielten und erfolgreichsten Online-Spielen aller Zeiten und so liess es sich EA natürlich nicht nehmen, das Spiel auch für XBOX und PS2 umzusetzen, wobei leider ein Grossteil des Scharms des PC-Originals auf der Strecke blieb.
Was wir auf der XBOX 360 zu sehen bekommen ist im Grunde genommen das gleiche "Arcade-Spiel" wie vor einem halben Jahr auf den Current-Gen Konsolen, aber zumindest wurden einige Design-Patzer behoben, die KI im Singleplayer-Modus etwas verbessert, die Grafik gehörig aufpoliert und die Anzahl Spieler für den Multiplayer-Part auf 24 erhöht. Die Karten sind zwar alle komplett anders als im PC-Original und nicht grösser als in der XBOX Version, mit 24 Spielern ist aber einiges mehr los. Im Spiel schlüpft ihr in die Rolle eines Soldaten der Moderne, wählt eine von 5 Klassen (und somit die Ausrüstung) und zieht für eine der vier Welt-Fraktionen in den Krieg; namentlich China (Volksarmee), die USA (Marine Corps), Europa (NATO) oder MEC (Middle Eastern Coalition).
Je nach gewähltem Land und der Klasse habt ihr Zugriff auf 24 unterschiedliche, realistische Waffen und über 30 Fahr- und Fluggeräte. Die Ausgeglichenheit der Klassen und Waffen - ein wichtiger Faktor in einem Multiplayer-Titel - ist gut gelungen. Der Fuhrpark ist beeindruckend: Verschiedenste Helikopter und Panzer, HUMVEES, Jeeps, APCs, zivile Fahrzeuge, ja sogar Schnee-Mobile mit MGs warten auf den Fronteinsatz. Gespielt wird auf 16 unterschiedlich thematisierten Karten. Mal in romantischen Schneelandschaften in Russland, dann wieder in der staubigen Wüste des nahen Ostens, schliesslich in den feuchten Wäldern Chinas oder in zerbombten Häuserschluchten einer Gross-Stadt... für Abwechslung ist gesorgt! Online gibt es zwei Spiel-Modi: Capture-the-Flag (weniger lustig) und das allseits beliebte "Territories": Auf der Karte befinden sich einige Flaggen-Posten die es einzunehmen gilt. Somit wird das umliegende Land für sich beansprucht und der Flaggen-Punkt dient als Spawn-Punkt für's Team. Wer zuerst alle Flaggen-Punkte eingenommen und somit das gesamte Land "erobert" hat gewinnt.
Die Spieler haben dabei nicht nur ein einziges Leben, sondern können immer soviele male wie "Tickets" vorhanden sind "re-spawnen". Pro Bildschirmtod verbraucht das Team 1 Ticket. Sind alle Tickets verbraucht, hat man ebenfalls verloren. Die Partei mit den meisten Flaggen-Punkten reduziert zudem die Tickets des Gegners kontinuierlich, weswegen dieser wenn möglich schnellstens Flaggen-Punkte zurückerobern sollte. Ein schweisstreibendes Hin-und-Her entsteht, dass Taktiker und Teamplayer meistens für sich entscheiden. Die Spieler-Klassen spielen dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Ihr könnt zwischen Sturmsoldat, Scharfschütze, SpecOps, Engineer und Supporter wählen, wobei jede Klasse eine Spezial-Fähigkeit besitzt. Scharfschützen können beispielsweise mit ihrem Ziellaser punktgenaue Raketen anfordern. Der Supporter fungiert zugleich als Mediziner und kann Soldaten heilen oder via Funk sogar Mortar-Strikes anfordern. Der Engineer kann Minen legen und eigene Fahrzeuge reparieren. Der SpecOps hat Schallgedämpfte Waffen und C4 im Gepäck und der Sturmsoldat hat Zugriff auf Granat-Werfer und Rauch-Bomben.
Ihr seht, ein taktisch klug zusammen gstelltes Team wird sehr viel erfolgreicher sein, als ein Haufen Sturmsoldaten. Und ja, fast hätte ich es vergessen: Natürlich gibt's auch wieder die berüchtigten Artillerie-Schläge! Der Artillerie-Computer darf alle 5 Minuten und von beiden Parteien benutzt werden. Er zeigt ausserdem alle Feindbewegungen an, weswegen er auch als Recon-Tool verwendet werden kann. Nützliche Dinge wie der Commander-Modus, Squad-Support (kleine Teams innerhalb der eigenen Mannschaft), Munitions- und Medipacks, sowie die Düsen-Jets haben es leider nicht in die Konsolen-Version von Battlefield 2 geschafft. In der Single-Player Kampagne spielt ihr zusammen mit der KI und müsst mehr oder weniger abwechslungsreiche Missions-Ziele verfolgen. Im Grunde genommen läuft eigentlich immer alles auf eines hinaus: Die Vernichtung der feindlichen Einheiten. Spassig ist jedoch, dass man zwischen den eigenen Einheiten hin und her switchen kann (hot swapping). Es fliegt ein Heli über euch den ihr lieber selbst steuern würdet? Der Kollege ist zu dumm und schiesst immer daneben? Kein Problem! Ein Knopfdruck und ihr habt die Kontrolle. Dabei braucht ihr nicht einmal den direkten Sichtkontakt, sogar durch Häuserwände funktioniert das Hot-Swapping, ja sogar hunderte Meter entfernte Einheiten könnt ihr so innert einer Sekunde erreichen. Kleine Mini-Spiele wie z.B. die Shooting-Gallery oder ein Crazy-Taxi-Game, in welchem Ihr Soldaten abholen und abladen müsst, motivieren.
Es gibt viel zu tun für "Alleinspieler". Besser als im PC-Original ist die Grafik. Spieler-Modelle, Fahrzeuge, Helikopter, stationäre AA/AT/MG-Stellungen und die Waffen-Modelle sehen beeindruckend "next-gen" aus. Viele Details und mehr Flora und Fauna als im PC-Original gestalten die Level einen Tick hübscher. Gewaltige Explosionen mit herumfliegenden Teilen und realistische Feuer-Effekte zaubern ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Kernige Sounds werten die Optik gekonnt auf. Einzig die Soundtracks und die sich immer wiederholenden Funksprüche sind stellenweise etwas nervig, können aber im Optionsmenü abgeschaltet werden. Der Wehmutstropfen ist sicher die Tatsache, dass man keine eigenen Online-Spiele erstellen, sprich "hosten" kann. Stattdessen müsst ihr auf EA-Servern spielen, wahlweise "ranked" oder "unranked". Die Ranked-Server verbessern eure Statstik und behalten euer Punktekonto mittels Weltranglisten im Auge. Besonders gute Leistungen im Kampf werden mit Medallien, Badges und dann und wann mit einer Beförderung gewürdigt.
Mit genügend Geduld könnt Ihr vom einfachen "Private" bis zum 4-Sterne-General in der millitärischen Karriereleiter aufsteigen. Das Ganze wurde mit den Achievements gekoppelt, so dass ihr dafür auch genügend motiviert seid. Leider liefen die EA-Server zum Zeitpunkt des Test noch nicht besonders stabil. Probleme beim Chat (Mitspieler werden nicht gehört, Sprache wird nicht immer übertragen) oder das eine oder andere unfreiwillige Ende des Spiels (disconnected from EA-Server!) waren die Folge. Wir hoffen, dass dies noch durch einen Patch behoben wird, damit der ansonsten famose Multiplayer-Spass nicht durch solch billige Patzer getrübt wird. Denn mit diesen Fehlern macht auch die ansonsten löbliche Clan-Option wenig Sinn. Die Clan-Option lässt euch einen eigenen Clan erstellen und ihr könnt dann andere Clans herausfordern. Diese Clan-Matches können nur von Mitgliedern der beiden Clans betreten werden, was einem privaten Spiel schon sehr nahe kommt. Ausserdem gibt's separate Clan-Statistiken.
Fazit:
Obwohl bis auf die Grafik wirklich nichts gegenüber der XBOX/PS2 Fassung verändert wurde und das Spiel immer noch nicht dem PC Original in Sachen Umfang und Freiheit das Wasser reichen kann, macht Battlefield 2: Modern Combat trotzdem eine Menge Spass. Ein Grossteil der Faszination macht sicher die wirklich gelungene Optik aus. Mit 24 Kollegen durch die Wüste brettern, verfolgt vom feindlichen Helikopter, den Artillerie-Strike im Nacken, Schüsse zischen einem am Kopf vorbei... das ist schon eine befriedigende Erfahrung, die Freunde von guten Multiplayer-Spielen nicht missen sollten. Bei der nächsten Inkarnation wünschen wir uns aber mehr Bezug zum PC-Original und nicht bloss eine lauwarme Suppe vom Vortag!
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