Ghosts’n Goblins, Ghouls'n Ghosts, das sind nur zwei zahlreicher zeitloser 2D-Klassiker, die ich wohl für immer in meinem Herzen tragen werde. Darum war ich sofort Feuer und Flamme, als ich zum ersten Mal von Battle Princess Madelyn vom britischen Indy-Entwickler Casual Bit Games hörte.
Battle Princess Madelyn borgt sich jede Menge von den oben erwähnten Capcom Klassikern, bloss mit dem Unterschied, dass wir hier ein kleines Mädchen steuern, anstelle des rüstigen Rüstungsträgers Arthur. Das passt zur aktuellen Zeit. Damals in den 90ern wusste man ja noch nicht so recht, was Gamer-Girls eigentlich wollen, nämlich gute Spiele mit starken Heldinnen und weniger hilflose Prinzessinen, die von testosterongeschwängerten Helden gerettet werden wollen. Frauen stehen heutzutage mehr denn je im Fokus der Entwickler. Battle Princess Madelyn geht sogar einen Schritt weiter und lässt sich von einem echten kleinen Mädchen inspirieren, nämlich von die Tochter des Creative Directors, Chef-Entwicklers und CEOs von Casual Bit Games Christopher Obritsch. Diese hört auf den Namen Madelyn und ist laut offizieller Webseite der eigentliche Boss von Cbit Games.
Das ist etwas ironisch, denn eigentlich richtet sich das Spiel nicht an kleine, junge Mädchen, sondern mit jeder Faser an die ältere Generation, die noch mit 2D Sidescrollern aufgewachsen sind oder diese Art von Spiel zu schätzen wissen. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie wir alle wissen. Meinen 14-jährigen Sohn konnte ich dafür allerdings nicht begeistern, ich habe es versucht.
Ein paar Worte zur Story: Madelyn ist die Tochter des örtlichen Königs und tut eigentlich nie das, was Mädchen in ihrem Alter so tun. Stattdessen übt sie sich lieber im Schwertkampf und will eine Heldin werden. Gut, dass sogleich die buchstäbliche Hölle losbricht und Schwärme von Monstern und Dämonen das Königreich heim suchen. Warum? Wieso? Das gilt es herauszufinden und so macht sie sich zusammen mit ihrem Geisterhund auf, dem üblen Treiben auf den Grund zu gehen.
Gameplaytechnisch gestaltet sich das recht simpel. Wir laufen, hüpfen und schiessen uns punktgenau durch eine halb-offene Spielewelt, verlieren bei einem Treffer unsere Rüstung und segnen bei einem weiteren das Zeitliche. Apropos „halb-offene Spielewelt“; die Levels sind keineswegs linear aufgebaut – zumindest nicht im „Story-Mode“. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Orten, die jederzeit besucht werden können. Ganz im Stile von Metroidvania-Spielen fehlt aber oft ein Item oder eine Fähigkeit, um dort dann wirklich weiter zu kommen. Es ist also nicht immer sofort klar, wo es weiter geht. Das kann schon mal frustrieren, wenn mal wieder einmal ziellos durch die Gegend rennt. Es fehlt hier klar an Benutzerfreundlichkeit. Müsste ich hier kein Review schreiben, hätte ich vermutlich schon ein paarmal aufgegeben. Wer den roten Faden lieber hat, darf den „Arcade-Modus“ bestreiten, eine abgespeckte Variante ohne grosses Blabla mit NPCs, Handeln und Level-Ups, dafür aber mit herkömmlichem, linearem Level-Desing. Schade ist, dass dem Geisterhund keine eigentlich Rolle zu Teil wird. Den hätte man gut und gern für mehr als nur für in-game Tipps und das "gute Gefühl" gebrauchen können und müssen. Eine verpatzte Chance.
Gut gefallen haben mir die Optik und Spielbarkeit. Die Steuerung ist sehr präzise, die Kollisionsabfrage stets fair. Battle Princess Madelyn ist dadurch aber kein einfaches Spiel, im Gegenteil. Die Gegner sind zwar stets fair, aber oft sehr fies platziert. Geschicklichkeit und Timing werden grossgeschrieben. Im Story-Modus kommt erschwerend hinzu, dass sie immer wieder erscheinen, wenn man einen Ort erneut aufsucht. Auch die Bosskämpfe verlangen einiges an Geschick, Bewegungsmuster wollen gelernt werden. Der Begriff „old-school“ passt also in jeder Hinsicht wie die Faust aufs Auge.
Fazit:
Bei Battle Princess Madelyn treffen hübsche Retro-Optik und authentisches Gameplay auf einen knallharten Schwierigkeitsgrad und verwirrendes Level-Design. Gerade im Story-Modus vermisse ich einen roten Faden und irre darum öfters ziellos durch die Gegend. Das kann nerven. Trotzdem hat das Spiel einen Charme, dem man sich als Retro-Spieler und Fan von Ritter Arthur nur schwer entziehen kann. Man sollte einfach eine gewisse Frustresistenz mitbringen…
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