Das erste Battalion Wars für GameCube war eine gute Idee: Ein Advance Wars Spin-Off mit mehr Action als Strategie, wo ihr mit einer kleinen Armee die Sau raus lassen könnt. Es was ein cooles Game, jedoch mit viel verschenktem Potential. Battalion Wars 2 für Wii will jetzt alles besser machen.
Als Nachfolger bietet Battalion Wars 2 - oder BWii, wie Nintendo es wortspielerisch nennt - schon mal eine viel bessere Kampagne als Teil 1 und zusätzlich einen Online- bzw. CoOp-Modus. BWii hat aber immer noch mit ein paar alten Problemen zu kämpfen. In einem fiktiven 2. Weltkrieg bekriegen sich global sechs unterschiedliche Fraktionen, die alle echten Nationen ähnlich sind. Das 'Solar Empire' soll offensichtlich Japan darstellen, mit der Kimono tragenden Anführerin 'A-Quira' und ihren High-Tech Waffen. Oder etwa die 'Anglo Isles', welche England repräsentieren (Heimat des Entwicklers Kuju Studios). "Diese grünen und freundlichen Inseln wurden einst von einem mächtigen Imperium regiert, wurden aber relegiert zu den Stauwassern der globalen Diplomatie..." Ouch!
Noch pikanter ist nur die Tatsache, dass dieses fiktive England zu Beginn des Spiels von einer bösen 'Achsenmacht' angegriffen wird, die auf der Suche nach WMDs sind (Weapons of Mass Destruction). Anleihen an gegenwärtige politische Szenarios sind natürlich rein zufällig... Lassen wir jetzt aber die Politik hinter uns. Die Kampagne führt euch durch 12 Kapitel, je sechs auf der Seite der 'Guten' und der 'Bösen'. Die Kontrolle und die meisten Einheiten bleiben jedoch auf beiden Seiten die gleichen. Panzer töten Infanterie und zerstören Gebäude und werden von Helis oder Raketenwerfer-Soldaten bedroht. Helikopter können Panzer, Infanterie und Gebäude zerstören, werden aber im Nu von Kampfjets vernichtet. Kampfjets zerstören Helis, sind sonst aber weitgehend unbrauchbar. Die Folge davon sind nicht immer ausgeglichene Kämpfe.
Je nachdem welche Einheiten ihr steuert, seid ihr entweder sehr verletzlich oder aber ein fast unzerstörbarer Kampfkoloss. Die Armeen in BWii sind immer nur so gut, wie das Gehirn, dass hinter den Einheiten steht, also ihr. Als Commander könnt ihr auf Knopfdruck jede beliebige Einheit auf dem sichtbaren Schlachtfeld übernehmen und selbst kontrollieren. Mittels vier einfachen Kommandos befehlt ihr andere Einheiten euch zu folgen, zu warten, anzugreifen oder einen Punkt zu verteidigen. Eure Einheiten können Gefahren leider so gut wie überhaupt nicht einschätzen, weswegen es öfters vor kommt, dass sie fröhlich auf harmlose Ziele feuern, während die wirkich gefährlichen unbehelligt eine Schneise durch die eigenen Reihen schlagen.
Glücklicherweise fällt die Kontrolle des Geschehens sehr intuitiv aus. Ihr wählt mit dem Digi-Pad eine Einheit und klickt mit der Wiimote auf einen Feind um diesen anzugreifen. So könnt ihr schnell handeln, sollten eure Leute mal wieder den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen. Eure eigenen Bewegungen werden mit dem Nunchuck kontrolliert, d.h. mit dessen Analog-Stick. Der einzige Befehl, der eure Units bewegt ist "Folgen". Dies bringt ein kleineres Problem mit sich: Sollten eure Einheiten im Kampf einer Übermacht gegenüber stehen, könnt ihr ihnen keinen Rückzugsbefehl erteilen. Ihr müsst eine der Einheiten in der Gefahrenzone selbst übernehmen und in Sicherheit bringen und anderen, umliegenden Units befehlen, euch zu folgen. Solche verwirrenden Limitierungen im Gameplay sind etwas suspekt und führen dazu, dass trotz einfachem Control-Inferface nicht immer klar ist, wie man seine Einheiten kommandieren kann und soll. Darum ist der beste Plan meistens, alle eure starken Einheiten beisammen zu halten, die schwachen zurück zu lassen, den Feind mit den starken zu dezimieren, um dann einen Grossangriff mit allen zur Verfügung stehenden Units durchzuführen.
Wie ihr euch also denken könnt, gibt es nicht wirklich viel Strategie in Battalion Wars 2. Hier steht ganz klar die Action im Vordergrund. Meistens genügt es, wenn ihr alle zur Verfügung stehenden Einheiten auf ein Ziel schickt, dieses vernichtet und dann weiter zieht. Ihr habt zu jeder Zeit genügend Ressourcen, um auch grössere Verluste hin zu nehmen. Neu in BWii sind Naval-Units, die sich wie Panzer auf Wasser verhalten. Es gibt Kriegsschiffe (für Artillerie-Einsätze), Frigatten (gegen Luft-Einheiten oder U-Boote), grosse Zerstörer, U-Boote und Transport-Schiffe für eure Truppen. Die U-Boote bringen etwas Taktik ins Spiel, da sie nur von anderen U-Booten oder Frigatten zu sehen sind. Obwohl meist die gleiche "Jeder schiesst auf jeden"-Strategie wie im ersten Teil anwendbar ist, ist Battalion Wars 2 doch in einem äusserst wichtigen Punkt Welten besser als Teil 1: Die Single-Player Kampagne ist durchdachter, spassiger, unterhaltender, abwechslungsreicher, in ihrer Struktur und in ihrem Schwierigkeitsgrad. Langeweile und langatmige Verschnaufpausen gibt es keine mehr und weil ihr die Action in so schönen Häppchen serviert bekommt, spielt ihr auch motiviert durch alle 6 Kapitel.
Habt ihr alles gesehen, was die Einzelspieler-Kampagne zu bieten hat, könnt ihr online gehen und euch gegen andere, fremde Spieler messen, oder eine der Co-Op Missionen starten. Letztere sind, wie könnte es anders sein, ein Highlight in BWii. Eine klevere Aufteilung der Einheiten untereinander macht es notwendig, dass ihr auf euren Co-Op Partner acht gebt und zusammen arbeitet. So habt ihr z.B. die Kontrolle über Luft-Einheiten, während euer Partner die Boden-Trupps wie z.B. Panzer befehligt. Abseits davon gibt es noch die üblichen Verdächtigen wie Death-Match oder Zerstörungs-Modi auf Zeit. Die gute Nachricht ist, dass alle Spieltypen in meiner Test-Session lag-frei über die Bühne gingen. Die schlechte Nachricht, dass ihr so gut wie nichts selber einstellen könnt. Jedes Level hält voreingestellte Unit Loadouts parat und kann nur jeweils von 2 Spielern gespielt werden. BWii's Online-Modus ist gut, aber mehr Optionen hätten ihn zum echten Highlight gemacht.
Die Präsentation von Battalion Wars 2 ist exzellent. Das Spiel sieht einiges besser aus als sein GameCube Vorgänger. Die "putzige" Grafik ist scharf und klar, das Wasser sieht nass aus, und die Action geht ohne Ruckeln oder Slowdowns über die Bühne. Die Musik ist zudem ein echtes Sahnehäubchen und sogar so gut, dass ihr sie nach dem Ausschalten der Konsole noch fröhlich vor euch hin trällert. Über die gute Sprachausgabe kann man auch nicht meckern.
Fazit:
Obwohl die meisten spielerischen Probleme des Vorgängers auch in Battalion Wars 2 noch immer vorhanden sind, ist dieser zweite Teil dennoch um Längen besser. Dies dank drastisch verbesserter Grafik, einer motiverenden und gut strukturierten Single-Player Kampagne und einem tollen Online-Part. Obwohl es dem hauseigenen Advance Wars immer noch nicht das Wasser reichen kann, kann ich allen Wii-Soldaten einen Einsatz in dieser Schlacht nur wärmstens ans Herz legen! BWii sieht super aus, spielt sich äusserst flott, hat viel Scharm und sucht auf Wii seines gleichen.
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